NSU Sport Prinz

Mit dem Prinz präsentierte NSU 1958 erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein Automobil. Eigentlich hatte sich die Marke aus Neckarsulm bereits 1932 aus diesem Markt verabschiedet, nachdem man ab 1928 gemeinsam mit Fiat das Automobilwerk in Heilbronn betrieben hatte. Durch den Krieg wurde der größte Teil der Motorradproduktion zerstört, wodurch die NSU Motorenwerke finanziell stark angeschlagen in die Nachkriegszeit ging. Dank sportlicher Erfolge mit Motorrädern schafften die neuen Geschäftsführer es jedoch, die Marke neu zu positionieren. Die neuen Maschinen waren so erfolgreich, dass die Motoren von italienischen Motorradbauern eingekauft und verbaut wurden. So kamen die benötigten Finanzmittel zusammen, um 1953 erneut eine Automobilentwicklung anzustoßen. Anfänglich dachte NSU dabei an einen dreirädrigen Kabinenroller. Als Antriebsquelle diente der 250 Kubikzentimeter große Zweizylindermotor aus dem Motorradmodell Max.

Erste PKW-Neuentwicklung nach dem Krieg

Schnell kam man jedoch zu der Einsicht, dass der Markt der sogenannten Rollermobile (heutzutage auch gern Microcars genannt) abebben würde. So entschied man sich für die Entwicklung eines vollwertigen Automobils mit vier Rädern unter dem Namen Prinz. Dabei nutzte man von Anfang an modernste Erkenntnisse in Sachen Aerodynamik und Fahrzeugbau. Im September 1957 debütierte der Prinz mit einer selbsttragenden Karosserie auf der IAA. Auf Basis des Max-Motors war ein Triebwerk mit 583 Kubikzentimetern Hubraum entstanden, das 15 kW/20 PS bereitstellte und im Heck untergebracht war. Damit waren immerhin 105 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich. Ein unsynchronisiertes Viergang-Klauengetriebe übertrug die Kraft auf die Hinterräder. Auf dieser Basis entstand alsbald ein sportliches Coupé, um die Modellpalette zu erweitern. Es erhielt die interne Typennummer 41 und debütierte 1958 als Sport Prinz.

Anfänglich bei Bertone teilproduziert

Um der Kundschaft ein möglichst elegantes Design bieten zu können, tat sich NSU mit Bertone in Italien zusammen. Unter der Leitung des damaligen Chefdesigners Franco Scaglione entstand dabei ein rassiges Coupé mit stark abfallender Dachlinie, die in ein Schrägheck mündete. Innen gab es zwei vollwertige Vordersitze und eine gut gepolsterte Rückbank mit wenig Kopffreiheit. Anfänglich steckte das Fahrwerk des Prinz II unter der Karosserie. Hinzu kam das Triebwerk des Anfang 1959 eingeführten Prinz 30 mit höherer Verdichtung und 22 kW/30 PS. Im Laufe der Produktionszeit gab es zahlreiche Weiterentwicklungen. So zog ab Herbst 1960 das Fahrwerk des Prinz III mit zusätzlichem vorderem Stabilisator und Luftkissen in den Schraubenfedern an der hinteren Pendelachse ein. Anfang 1961 vergrößerte NSU den Hubraum von 583 auf 598 Kubikzentimeter, wobei die Leistung jedoch erhalten blieb. Anfänglich fand die Fertigung der lackierten Rohkarosserien bei Bertone statt. Anschließend transportierten Lastwagen diese zu NSU in Neckarsulm zur Endmontage.

Sport Prinz bei Artcurial

Nach rund 2.700 Exemplaren verlagerte man die Karosserieproduktion allerdings nach Heilbronn zu Drauz. Insgesamt entstanden 20.831 Sport Prinz bis 1967. Mit einer sehr ähnlichen Grundform produzierte NSU zudem ab 1964 das erste Serienfahrzeug mit Kreiskolbenmotor, den zweisitzigen Spider. Zu diesem Zeitpunkt hatte man sich bereits aus dem Motorradbau zurückgezogen. Ein 1963er NSU Sport Prinz aus zweiter Hand kommt am kommenden Montag bei Artcurial in Monaco unter den Hammer. Erstbesitzer war jemand in St. Tropez. Erst 2011 trennte er sich von seinem geliebten Coupé, das bis heute größtenteils originalen Lack trägt. Auch die Polsterung ist noch die erste, wobei Teile des Fahrersitzes ausgebessert wurden. Zum Fahrzeug gehört ein dicker Ordner mit diversen Werkstattrechnungen und originalen Aufklebern. Trotz seiner Seltenheit erwartet Artcurial lediglich zwischen 10.000 und 15.000 € als Höchstgebot. Allerdings wird der NSU ohne Mindestgebot angeboten und daher grundsätzlich zum höchsten Gebot zugeschlagen.

Bilder: Artcurial