Mercedes-Benz 190 SL im 1. Lack
Wenn man den Markt für klassische Autos genau beobachtet, stellt man schnell fest, dass manche Fahrzeugmodelle offenbar nur noch im restaurierten Zustand angeboten werden. Dazu zählen frühe Baujahre des Porsche 911 und der Mercedes-Benz 190 SL, der 1955 unterhalb des größeren 300 SL mit ähnlichem Design in den Markt gebracht wurde, um ein jüngeres Sportfahrer-Klientel anzusprechen – speziell in den USA. Er basierte auf der Ponton-Limousine 190, Baureihe W190, erhielt jedoch aufgrund der anderen Karosserie den Zusatznamen ‚B II‘. Analog zum 300er gab die dreistellige Zahl den Hubraum in Centilitern an. Unter der Motorhaube saß also ein Vierzylinder-Reihenmotor, der aus 1,9 Litern 77 kW/105 PS und ein maximales Drehmoment in Höhe von 142 Newtonmetern schöpft. Damit erreicht der zweisitzige Roadster bis zu 170 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Den ersten Prototypen präsentierte Mercedes-Benz auf der New York Auto Show 1954. Damals trug der Wagen noch eine Lufthutze auf der Motorhaube und glatte hintere Kotflügelverbreiterungen ohne die vom 300 SL bekannten Sicken. Ab Mai 1955 lief der 190 SL dann parallel zum 300 SL im Werk Sindelfingen vom Band. Bis zum 8. Februar 1963 entstanden 25.881 Exemplare, wovon 5.245 in Deutschland erstausgeliefert wurden und 10.368 in die USA exportiert wurden. Berühmtheit erlangte der 190 SL durch die deutsche Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt, die ein solches Fahrzeug besaß. Weitere prominente Besitzer der Zeit waren Gina Lollobrigida, Romy Schneider, Grace Kelly, Frank Sinatra, Alfred Hitchcock, Zsa Zsa Gabor und Toni Sailer.
















































Speziell in den zurückliegenden 10 bis 15 Jahren stiegen die Preise für gut restaurierte Mercedes-Benz 190 SL deutlich an. Wirklich original erhaltene Fahrzeuge gibt es aufgrund der geringen Rostvorsorge in jenen Baujahren praktisch nicht mehr. Selbst in den trockenen Südstaaten der USA ist der Bestand inzwischen deutlich dezimiert worden. Hohe Restaurierungskosten und vergleichsweise geringe Wertangaben führten zudem über Jahrzehnte zu ‚Pfusch am Bau‘, also hingeschluderten Restaurierungsversuchen, die letztlich nur dazu dienen sollten, den jeweiligen Wagen weiterbewegen zu können, ohne allzuviel Geld zu investieren. Entsprechend gilt für heutige Interessenten erhöhte Vorsicht. Man sollte mehr als nur einen Blick auf die kleinen Details verschwenden und am besten einen Experten hinzuziehen.
Doch manchmal, ganz selten, passieren kleine Wunder wie dieses. Die Beuerberg-Collection, besser bekannt unter dem Namen Cargold bekannt, erhielt die Möglichkeit, einen Mercedes-Benz 190 SL aus der Schweiz zu erwerben, der von seinem Vorbesitzer 1968 mit einem Kilometerstand von nur 59.173 Kilometern trocken eingelagert wurde. Dadurch trägt der Wagen bis heute sowohl seinen silbernen Erstlack als auch das originale schwarze Leder im Interieur, das originale Getriebe unter dem Auto und das Originaltriebwerk im Motorraum. Natürlich gibt es kleine Nutzungsspuren, aber im Vergleich zu Fahrzeugen, die in den vergangenen 50 bis 60 Jahren regelmäßig am Straßenverkehr teilgenommen haben, steht hier quasi ein Neuwagen bereit, um mit einem neuen Besitzer durchzustarten.
Bilder: Cargold – Beuerberg-Collection