McLaren GT auf Grand Tour

In Kürze beginnt bei McLaren die Produktion des bislang alltagstauglichsten Sportwagens der Markengeschichte. Mit dem GT kombinieren die Briten das neue Vier-Liter-Triebwerk mit dem Kohlefaser-Monocoque ‚MonoCell II‘ der Sports Series (540C, 570S, 570GT, 600LT) und einem neu gestalteten Heckaufbau, durch den das Gesamtchassis ‚MonoCell II-T‘ (für Touring) heißt. Dieser besteht aus einer am Monocoque befestigten Carbon-Abdeckung hinter den Sitzen und über dem Motor, das von unten gut gedämmt auf der Oberseite einen zusätzlichen Kofferraum bietet. Ein grundsätzlich ähnliches Konzept verfolgte bereits der 570GT, allerdings noch ohne die tiefgreifenden Eingriffe in das Grundkonzept des Wagens. So ließ sich hier der hinter den Sitzen geschaffene Gepäckraum auch nur über die zur Seite aufschwenkende Heckscheibe befüllen. Für mehr Alltagstauglichkeit entwickelte man nun den GT von Anfang an mit einer vollwertigen, elektrisch betriebenen Heckklappe.

Im Gegensatz zu den bisher bekannten und angebotenen Modellen von McLaren, die sich in die Sports Series, die Super Series (720S) und die Ultimate Series (Senna, Speedtail) aufteilen, rangiert der neue McLaren GT als parallel angebotenes Modell ohne Zuordnung. Zum Teil greift er dabei zwar Bauteile aus den einzelnen Serien auf, ist aber ein eigenständiges Produkt, das gegen Mitbewerber wie den Aston Martin DB11, den Porsche 911 (992) Carrera, den Ferrari Portofino oder die V8-Version des Bentley Continental GT aufgestellt wird. Allerdings verzichtet McLaren bewusst auf die bei den genannten Fahrzeugen verbauten Rücksitze, die durch das Mittelmotorkonzept eh nur schwer verwirklicht werden könnten. Dafür ist der hintere Kofferraum mit 420 Litern Volumen groß genug gestaltet worden, um sogar ein Golf-Bag problemlos unterzubringen. Vorn stehen wie beim 570S oder 720S weitere rund 150 Liter zur Verfügung. Dies kann aktuell auf der Grand Tour in Augenschein genommen werden, auf die McLaren den neuen GT kurz vor dem Produktionsanlauf geschickt hat. Pressevertreter und Interessenten werden dabei zu den lokalen Händlern eingeladen, um alle Aspekte des Wagens kennenzulernen.

Leistungstechnisch sortiert sich der neue McLaren GT genau zwischen der Sports Series und der Super Series ein. Das vier Liter große V8-Biturbotriebwerk leistet 620 PS und stemmt 630 Newtonmeter Drehmoment über die Kurbelwelle und ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Hinterräder. Damit geht es bei Bedarf in neun Sekunden aus dem Stand auf Tempo 200 (0-100 km/h in 3,2 Sekunden) und weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 326 km/h. Dank des Klappen-Abgassystems können die Insassen wahlweise dem V8-Sound lauschen oder fast flüsterleise frühmorgens oder spätabends nach Hause kommen. Das Fahrwerk und die hydraulische Lenkung sind im Vergleich zu den sportlich orientierten Modellen eher komfortabel abgestimmt, um auch lange Reisen so angenehm wie möglich zu machen. Allerdings konnten wir uns bei unserer 720S-Tour im vergangenen Jahr (Link siehe unten) nicht über mangelnden Komfort beklagen. Natürlich gibt es wie bei allen bisherigen McLaren seit 2010 wieder das Active Dynamic Panel, über das sich Fahrwerk, Motor und Getriebe in die Modi ‚Comfort‘, ‚Sport‘ und ‚Track‘ verstellen lassen.

Verglichen mit den bekannten McLaren-Modellen fällt das neue Design des GT ins Auge. Es fällt deutlich klarer und zurückhaltender als beispielsweise beim 720S aus. Einzig die seitlichen Lufteinlässe könnten als Fremdkörper wahrgenommen werden. Doch selbst der teils skeptische Autor dieses Berichts musste bei der Live-Betrachtung klar bekennen, dass die ersten Pressebilder vom Mai dem Auto nicht gerecht wurden. Innen bietet der GT natürlich genug Ausstattungsdetails, um den Aufenthalt im Cockpit zu verschönern. Über die umfangreiche Optionsliste lassen sich zudem Annehmlichkeiten wie Sitzbezüge in Kashmir-Stoff, ein abgedunkeltes Glasdach oder dunkel getönte hintere Seitenscheiben bestellen. Preislich beginnt der Einstieg in den McLaren GT bei 198.000,- € (inkl. MwSt.).

Bilder: Matthias Kierse