Mazda RX500

Diese Konzeptstudie von 1970 kennen viele Leute vermutlich ausschließlich als Modellauto. Matchbox legte dieses 1971 im Maßstab 1:65 unter dem internen Kürzel MB66 im Farbton Orange auf. 1975 wechselte man zu Rot und zwischen 1978 und 1985 gab es diverse weitere Farben auf lokalen Märkten. Wieviele Exemplare dabei in die Spielzeugkisten rollten, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Heutzutage gibt es ein hochdetailiertes Sammlermodell im Maßstab 1:43 von Spark. Das Original entstand hingegen nur ein einziges Mal – auch wenn diverse Farbwechsel den Eindruck erweckten, es hätte mehrere gegeben. Wie die Überschrift bereits verrät handelt es sich um den Mazda RX500.

Zweischeiben-Wankelmotor mit 250 PS

Vorgestellt wurde diese Studie im Oktober 1970 auf der Tokyo Motor Show. Mazda feierte 50-jähriges Firmenjubiläum und hatte hierfür diesen radikalen und kantigen Keil gestaltet. Neben den damaligen Serienmodellen Cosmo, Luce und R100 wirkte der RX500 wie aus einer fernen Zukunft zugereist. Allein die Silhouette reichte aus, um das Publikum zu begeistern. Hinzu kamen hier jedoch nach vorn und oben öffnende Schmetterlingstüren sowie ein unter weiteren Flügeltüren im Heck verborgener Kreiskolbenmotor. An dieser Stelle wich Machbox übrigens vom Vorbild ab, denn beim Modellauto öffnet der Motorraum einteilig nach hinten. Das intern ’10A‘ getaufte Zweischeiben-Triebwerk holte 250 PS aus lediglich 982 Kubikzentimetern. Dies gelang durch Drehzahlen bis zu 15.000 U/min. Derartige Hochdrehzahlkonzepte gab es damals nichtmal im Motorsport.

Lichtkonzept für Verkehrssicherheit

Mit dem RX500 wollte Mazda nicht nur neue Designideen ankündigen. Diese Konzeptstudie sollte zudem als Laborfahrzeug für Sicherheit im Straßenverkehr dienen. Am Heck verbaute man dafür verschiedene Lichtstreifen in rot, grün und gelb, die neben den bekannten Funktionen „bremsen“ (starkes Rot), „blinken“ (Gelb) und „rückwärts fahren“ (Weiß) auch „beschleunigen“ (Grün), „cruisen“ und „leichtes verzögern“ (leichtes Rot) anzeigten. Die komplette Karosserie bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Mazda erprobte diesen Werkstoff seit 1968 unter dem Projektcode X810. Kurzzeitig überlegte man sogar, das unter diesem Kürzel entwickelte Mittelmotorauto als Nachfolger des Cosmo Sport 110 S ins Portfolio aufzunehmen. Ein handverlesenes Team von Ingenieuren und Designern entwickelte verschiedene Ansätze. Obwohl ursprünglich ein klassisches Coupé angedacht war, setzte sich schließlich die Idee eines stromlinienförmigen Shooting Brakes durch.

Designinspirationen aus Film, Luftfahrt und Motorsport

Shigenori Fukuda hieß der Designer hinter dieser Formgebung. Er konnte seine Kollegen durch Windkanalversuche davon überzeugen, dass der Shooting Brake einen deutlich besseren Luftwiderstand aufwies. Inspirationen zu Detaillösungen des nun „RX500“ getauften Wagens zog er unter anderem aus dem damals aktuellen Film „2001: Odyssee im Weltraum“. Er wollte möglichst keine klassischen Auto-Designelemente verwenden und nutzte stattdessen futuristisch anmutende Elemente aus der Luftfahrt und dem Motorsport. Hierzu zählte beispielsweise die weit herumreichende Windschutzscheibe. Zudem pflegte Fukuda-san gute Beziehungen zum italienischen Designhaus Bertone. Daher sorgte er durch ein paar sanfte Rundungen für schöne Formen.

Ultraleichter Sportwagen, mehrfach umlackiert

Innen standen zwei bequem gepolsterte Sportschalensitze bereit. Hinter dem vierspeichigen Lederlenkrad sitzen drei halbrunde Analoginstrumente im fahrerorientierten Armaturenbrett. Oberhalb des Schalthebels für das vom Luce R130 übernommene Viergang-Getriebe sitzt ein AM/FM-Radio in der Mittelkonsole. Dank der leichten Karosserie und einem Rohrrahmen lag das Leergewicht bei nur 850 Kilogramm und das Leistungsgewicht bei 3,4 Kilogramm pro PS. Im Laufe der Jahre erhielt der Mazda RX500 verschiedene Lackfarben. Ursprünglich stellte Fukuda-san das Konzeptfahrzeug in hellem Grün vor. Es folgte eine Umlackierung auf Gelb, da alle ausgestellten Autos von Mazda auf der Tokyo Motor Show 1970 in Gelb mit rotem Interieur vorgestellt wurden. Schließlich folgte Silber mit neuen Scheinwerfern unter Klarglas anstelle der originalen Klappscheinwerfer.

Unikat erhielt keine Serienchancen

2008 ließ Mazda das Unikat restaurieren, wobei Spuren der vorherigen Farben aufgefunden wurden. Nach einem Auftritt beim Goodwood Festival of Speed steht der Wagen nun im Numaji Transportation Museum in Hiroshima. Die oben erwähnten Erwägungen, den RX500 als Nachfolgemodell des Cosmo Sport 110 S zu produzieren, machte die Ölkrise zunichte. Erst 1978 erschien mit dem RX-7 ein neuer Sportwagen von Mazda. Wie bereits im Cosmo sorgte auch hier ein Kreiskolbenmotor nach dem Prinzip von Felix Wankel für den Vortrieb.

Bilder: Mazda