Maserati Khamsin

Als Nachfolgemodell des Ghibli erschien 1973 der Maserati Khamsin mit gläserner Heckpartie und Frontmotorkonzept.

Unter dem internen Kürzel Tipo AM120 entwickelte Maserati ab 1971 ein neues Sportwagen-Flaggschiff als Nachfolger für den seit 1966 gefertigten Ghibli. Ein Jahr nach der Premiere dieses Frontmotor-Sportwagens hatte Citroën nach und nach Anteile an Maserati übernommen, bis man bei 60 Prozent anlangte. Während Giulio Alfieri als Chefkonstrukteur seinen Job behielt, versuchte der französische Autobauer durch eine Modernisierung der Produktion und neue Modelle mit Technikkomponenten aus Citroën-Modellen die Kostenstruktur bei Maserati in den Griff zu bekommen. Aus diesem Grund wanderten auch hydraulische Systeme wie Bremse und Lenkung in die neuen Mittelmotor-Sportwagen Merak und Bora, mit denen man auf die kleineren Modellreihen von Lamborghini reagieren und gleichzeitig andere etablierte Sportwagen angreifen wollte. Da beide Modelle die erwarteten Stückzahlen nicht erreichen konnten und auch die Erwartungen, die in sie als Porsche-911-Konkurrenten gesetzt wurden, nicht erfüllten, blieb Maserati eine tief verschuldete Sportwagenmarke und zog letztlich auch Citroën in die Krise. Nachdem Peugeot den französischen Konkurrenten geschluckt hatte, trennte man sich 1975 von der italienischen Sportwagenmarke, die nun beinahe zahlungsunfähig war.

Letztes Serienmodell mit Citroën-Teilen

Drei Jahre zuvor debütierte das letzte gemeinsam mit Citroën entwickelte Serienmodell, der oben beschriebene Nachfolger des Ghibli, auf dem Turiner Autosalon. Aufgrund des anhaltend guten Absatzes des Ghiblis blieb es beim Frontmotorkonzept und der Benennung nach einem Wind, dem Chamsin aus arabischen Wüsten und Ländern am südöstlichen Mittelmeehr. In italienischer Lautsprache heißen Wind und Auto ‚Khamsin‘. Es war zugleich der letzte Maserati, der unter der Leitung von Giulio Alfieri entstand. Interessanterweise übernahm er für den Khamsin die Bodengruppe des Ghibli mit unverändertem Radstand, stattete die Hinterachse jedoch mit einer Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern aus. Vom Citroën SM übernahm er die Servolenkung mit geschwindigkeitsabhängiger Unterstützung und die Hochdruckbremsanlage mit Scheibenbremsen und der grünen Bremsflüssigkeit LHM (liquide hydraulique minerale). Auch die Klappscheinwerfer, die Kupplung und selbst die Verstellung der vorderen Sitze erfolgte hydraulisch.

Für das Design wandte sich Maserati erstmals an Bertone, wo Marcello Gandini sich ans Werk machte. Neben einer keilförmigen, langen Frontpartie mit Klappscheinwerfern zeichnete er für den Khamsin auch ein flach abfallendes Fließheck mit steiler Kante. Um die Übersichtlichkeit zu verbessern, integrierte er die Rückleuchten in eine zusätzliche Heckscheibe. Dieses Gestaltungsmerkmal hatte Gandini in ähnlicher Form bereits bei der Designstudie Lamborghini Marzal und dem Lamborghini Espada angewendet. Die darüber liegende Scheibe diente zugleich als Klappe für den Kofferraum. Für den US-Markt mit seinen strengeren Sicherheitsvorschriften in der Zulassungsverordnung erhielt der Khamsin dort ab 1974 größere Gummistoßstangen und nach unten auf die Blechpartie unterhalb der senkrechten Heckscheibe verschobene Rückleuchten, was dem Gandini-Design nicht gut tat. Offiziell bot Maserati den Wagen als 2+2-Sitzer an, die hinteren Passagiere mussten durch die Dachlinie jedoch deutliche Abstriche bei der Kopffreiheit hinnehmen.

Ab Werk nur als Coupé erhältlich

Bertone stellte für Maserati die Rohkarosserien des Khamsin her und ließ diese ins Werk in Modena liefern, wo die Komplettierung erfolgte. Dort erhielt der Sportwagen auch seinen 4,9 Liter großen, hinter der Vorderachse positionierten V8-Motor mit 235 kW/320 PS, die wahlweise über ein manuelles Fünfgang- oder ein automatisches Dreigang-Getriebe an die Hinterräder gelangten. Als Höchstgeschwindigkeit standen 270 km/h in den Papieren. Über die genaue Anzahl der bis 1982 gebauten Exemplare gibt es widersprüchliche Angaben. Je nach Quelle findet man 417, 421, 430 oder sogar 435 produzierte Fahrzeuge. Mindestens zwei dieser Coupés erhielten nach der Produktion Umbauten zum Spider und zum T-Top-Targa durch amerikanische Firmen. RM Sotheby’s versteigert am 31. Oktober ein gut erhaltenes Khamsin Coupé in London. Aktuell gibt es noch keine Angaben zum Schätzpreis.

Bilder: RM Sotheby’s, Tom Gidden