Maserati A6G/54 2000 Zagato
1947 debütierte mit dem A6 erstmals ein reiner Straßensportwagen von Maserati. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte das italienische Unternehmen nur vereinzelt straßenzugelassene Ableger ihrer Rennfahrzeuge an VIP-Kunden ausgeliefert. Das Namenskürzel des neuen Modells stand für Alfieri (einen der Maserati-Brüder) und das Sechszylinder-Triebwerk. Als Basis diente der Rennwagen A6G.CS (später ohne Punkt geschrieben, CS für ‚Corsa Sport‘), der zeitgleich zu ersten Sportwagenrennen geschickt wurde und in der Folgezeit stetig weiterentwickelt wurde. Drei Jahre und 59 Exemplare später erschien die Weiterentwicklung A6G mit einem von 1,5 auf zwei Liter Hubraum vergrößerten Grauguss-Motor, wofür auch das G im Namen stand (italienisch ‚Ghisa Grigio‘). Es entstanden lediglich 16 Fahrzeuge vom A6G. 1954 erfolgte die nächste größere Modellpflege zum A6G/54, wobei Maserati sich gezielt um Schwachstellen der vorherigen Konstruktion kümmerte. So verbesserte man das Fahrwerk mit seinen vorderen Dreieckslenkern und Schraubenfedern und hinterer Starrachse an Blattfedern. Zudem stieg die Leistung des weiterhin zwei Liter großen Sechszylinder-Reihenmotors auf 150 PS, was mehr als der doppelte Wert im Vergleich zum Urmodell A6 war. Verglichen mit dem Rennmodell A6GCS verfügte der A6G/54 zwar über den exakt gleichen Hubraum von 1.986 Kubikzentimetern, erreichte dies jedoch mit größeren Bohrungen und geringerem Hub der Kolben, wodurch die Drehfreudigkeit anstieg.
Da als Basis für diesen Sportwagen ein klassischer Rohrrahmen diente, boten verschiedene Karosseriebauer ihre Aufbauten an. Eine Werkskarosserie gab es erst beim Nachfolgemodell 3500 GT ab 1957. Da Pinin Farina in der Zwischenzeit eine enge Kooperation mit dem direkten Konkurrenten Ferrari eingegangen war, verzichtete Maserati darauf, Fahrgestelle des A6G/54 dorthin zu schicken, was bei den Vorgängerversionen noch Normalität war. Stattdessen entstanden die Versionen Tipo A (Frua Spyder), Tipo B (Frua Coupé), Tipo C (Allemano Coupé) und Tipo D (Zagato Coupé), die als solche in den offiziellen Verkaufsunterlagen auftauchten. 16 Fahrgestelle gingen an Frua, wo daraus 10 Spyder und sechs Coupés wurden. Allemano fertigte 21 Coupés an. Bleibt noch der bis heute existierende Karosseriebauer Zagato, wo insgesamt 20 Coupés und ein privat in Auftrag gegebener Spyder entstanden sind. Während 19 der geschlossenen Variante eine ‚Barchetta‘ getaufte Coupé-Karosserie erhielten, sticht das Fahrzeug mit Fahrgestellnummer 2155 deutlich heraus. Dieser Wagen verließ im Juni 1956 ursprünglich ebenfalls mit Barchetta-Aufbau die Zagato-Hallen in Richtung des Erstbesitzers Roberto Federici in Rom. Dieser verkaufte den Sportwagen bereits einen Monat später an Gianfranco Peduzzi, der den Maserati bei diversen Rennen einsetzte. Dabei wurde der A6G/54 1957 jedoch durch Gianni Zagato, den Sohn des Firmengründers, bei einem Unfall schwer beschädigt. Daraufhin ging er zurück zu Zagato, wo man eine neue Karosserie mit Stufenheck und dem firmentypischen Double-Bubble-Dach erstellte. Diese zeigte man Maserati als mögliches Design für das Nachfolgemodell 3500 GT. Dort entschied man sich jedoch für einen Entwurf von Touring.




























Nachdem der Neuaufbau vollendet war, kaufte Carla Calzeroni den Wagen im Namen von Natale Gotelli, der den Maserati erneut für Renneinsätze nutzte. Ebenso verfuhr ab Ende 1958 Gianfranco Bonetto. Weitere drei italienische Besitzer folgten, bevor der Autosammler John Bookout junior aus den USA im Dezember 2000 auf einer Auktion den Zuschlag erhielt. Er schickte das Coupé zu renommierten Firmen wie Bacchelli & Villa, Maieli sowie Candini in der Region Modena, um eine umfangreiche Restaurierung durchführen zu lassen. Diese erfolgte unter Supervision von Dr. Adolfo Orsi. 2005 zeigte Bonetto das Fahrzeug in fertigem Zustand beim Pebble Beach Concours d’Elegance und weiteren Concours-Veranstaltungen in den USA.
Ende 2008 wechselte der A6G/54 in die Garage des heutigen Besitzers, wo er mit diversen europäischen Nachkriegsklassikern zusammenstand. 2009 stand der Maserati erneut beim Concours d’Elegance in Pebble Beach, wo er den dritten Platz belegte. 2010 stand das Fahrzeug beim The Quail und 2014 beim Centennial Meeting von Maserati in Pebble Beach. Kürzlich erfolgte eine Auffrischung des Wagenzustandes beim renommierten Restaurierungsbetrieb Paul Russell & Co. Nun steht das Einzelstück beim bekannten Klassikerhändler Kidston SA zum Verkauf bereit.
Bilder: Kidston SA