BMW M1 by Harald Ertl

Vor etwas über einem Monat berichteten wir über einen ganz besonderen BMW M1, der vom Journalisten und Rennfahrer Harald Ertl gemeinsam mit diversen Firmen zu einem Rekordfahrzeug für die Benutzung von Autogas (LPG) umgerüstet und eingesetzt wurde. Zum Zeitpunkt des Berichtes gingen wir davon aus, dass der inzwischen sehr heruntergekommene Wagen, der bei Coys im Rahmen der Techno Classica für rund 160.000 Euro an einen neuen Besitzer weitergereicht wurde, ein absolutes Unikat ist. Umso größer war verständlicherweise das Erstaunen, als beim Besuch der Classic Remise in Düsseldorf plötzlich dieser M1 im Showroom eines dort ansässigen Anbieters von Oldtimer Leasing stand. Wobei, irgendetwas stimmte am Bild nicht. Der Wagen im Schaufenster präsentierte sich nämlich in einem hervorragenden Zustand mit einer Lackierung in Schwarz metallic anstelle von Dunkelblau und mit cremefarbenem Leder, wo der Rekordwagen schwarzes zeigte. Das konnte unmöglich das gleiche Auto sein.

Nach kurzem Gespräch mit Marcus Keller von Comco Classic Car Leasing, wo der besondere M1 ausgestellt steht, war klar: Harald Ertl und die von ihm zusammen mit dem Werbefachmann Gerhard Freudenberg begründete Firma C.A.R. hatten einen zweiten BMW M1 verändert. Allerdings nur optisch. Während das Rekordauto mittels Motorumbau LPG-verträglich wurde und anschließend durch Turboaufladung deutlich mehr Leistung erhielt, blieb es bei diesem Fahrzeug beim serienmäßigen Reihensechszylinder-Triebwerk mit 286 PS. Auch das manuelle Fünfgang-Getriebe und das Fahrwerk blieben augenscheinlich unberührt. Dafür entstand für diesen einstmals in Orange erstausgelieferten M1 ebenfalls die von der Firma Seger & Hoffmann entwickelte neue Karosserie aus Aramiafasern, wobei nach unseren Informationen möglicherweise Walter Wolf in die Gestaltung mit einbezogen wurde. Anhand eines Modells wurde im Windkanal eine möglichst gute, strömungsgünstige Form gefunden, die anschließend aus großen Kunststoffteilen nachgeformt und dem M1-Grundgerüst anstelle der originalen Teile übergestülpt wurde.

Bereits seit den späten 1950er Jahren setzte sich die sogenannte NACA-Öffnung im Automobilbau durch. Diese zeichnet sich durch ihre strömungsgünstige Gestaltung aus, die gleichzeitig genügend kühlenden Fahrtwind zu den Bremsen, dem Triebwerk oder anderen kühlungsbedürftigen Komponenten saugt. Ihre Form ist charakteristisch trapezförmig, wobei das kurze Ende typischerweise in Fahrtrichtung zeigt und sich die Innenfläche zum breiten Ende hin absenkt. Beim BMW M1 by Harald Ertl findet sich diese Formensprache nicht nur an den zahlreichen Luftöffnungen, sondern zusätzlich auch auf dem Dach in Richtung Heckflügel. Darunter sitzen als ungewöhnliches Detail die abgedunkelten Rückleuchten des Opel Monza.

Innen zeigt dieser zweite umgebaute BMW M1 weißes Leder auf den ASS-Sportsitzen, am Mitteltunnel und am unteren Teil der Mittelkonsole. Ob bei der Gestaltung und der Verarbeitung wie beim Rekordfahrzeug der Münchener Modedesigner Michael Pfeiffer zum Zuge kam oder eventuell ein Zulieferer von Lamborghini genutzt wurde, lässt sich wohl nicht mehr endgültig klären. Allerdings kann mit Sicherheit gesagt werden, dass derjenige, der die Metallplakette hinter dem Schaltknauf graviert hat, den Rennfahrer Harald Ertl allenfalls vom Hörensagen kannte. Ansonsten hätte er den Namen vermutlich richtig geschrieben. Aus den diversen Lautsprechern der Blaupunkt-Musikanlage strömt dafür aber ordentlicher Musikgenuss, der den Verschreiber wieder wett macht. Vielleicht kommt es eines Tages ja zu einem Treffen der beiden einzigen BMW M1, die mit einer Spezialkarosserie der Firma C.A.R. ausgerüstet wurden. Wir wären gern dabei.

Bilder: Matthias Kierse