Lotus Eletre

Lotus – kaum eine andere Marke steht so sehr für leichtgewichtige Sportwagen, wie dieses britische Unternehmen. Firmengründer Anthony Colin Bruce Chapman hatte ein einfaches Credo für seine Fahrzeuge: „Simplify and add lightness“ (vereinfache und ergänze Leichtigkeit). Auch nach seinem Tod hielten sich seine Nachfolger an der Firmenspitze an dieses Vorbild. Fahrzeuge wie der Elan, der Esprit oder die Elise stellten jahrelang unter Beweis, dass entsprechende Sportwagen eine weltweite Fangemeinde finden. Allerdings bewegte sich Lotus dennoch eng am Abgrund des Bankrotts entlang. Neuentwicklungen kosten eben viel Geld, zumal wenn man vieles anders macht als andere Hersteller. 1996 übernahm der malayische Proton-Konzern das Ruder und gab Lotus mehr finanziellen Spielraum. Vor zehn Jahren kaufte DRB-HICOM, ein Konzern aus Malaysia, Proton und damit auch Lotus. Seit dem 24. Mai 2017 gehören 51 Prozent der Gesellschaftsanteile der Firma Geely aus China.

Einstieg in den SUV-Markt

Genau hier beginnt die Firmengeschichte von Lotus zu kippen. Anstatt weiterhin die Tradition zu wahren und mittels moderner Fertigungstechniken zu verfeinern beschloss Geely einen Wandel hin zur restlichen Autowelt. Da diese sich zeitgleich auf dem Weg zur Elektromobilität befand, war abzusehen, was dies für Lotus bedeuten würde. Ebenso zeichnete sich klar ab, dass man die Konzentration auf Sportwagen über kurz oder lang aufgeben würde. Mit dem gestern präsentierten Eletre ist auch dieser Schritt nun vollzogen. Wie zuvor bereits Bentley, Rolls-Royce, Lamborghini und bald auch Ferrari bewegt sich Lotus mit diesem Modell in den SUV-Markt. Als einzigen Unterschied zu den genannten Mitbewerbern handelt es sich beim Eletre um ein rein elektrisch betriebenes SUV. Damit ist es bereits der zweite neue Lotus, der auf einen konventionellen Verbrennungsmotor verzichtet. Den Anfang machte der Supersportwagen Evija, der in Kürze in Serienproduktion geht.

Neue Markenausrichtung

Bereits Anfang der 2010er Jahre hatte es Bestrebungen gegeben, Lotus als neuen Konkurrenten zu Ferrari zu platzieren und hierfür das Modellprogramm deutlich zu erweitern. Die damaligen Pläne von Dany Bahar scheiterten jedoch. Offenbar sind die heutigen Geschäftsführer davon jedoch inspiriert worden. Im Pressetext spricht man offen davon, Lotus als globale High-Performance-Automarke zu platzieren. Offenbar sieht man dabei auch keinen Widerspruch mit den Vorsätzen des Gründers. Vielleicht hofft man aber auch einfach nur darauf, die Energie des weißglühend im Grab rotierenden Colin Chapman für die Akkuaufladung nutzen zu können. Unter dem internen Entwicklungscode Type 132 entstand also der erste Lotus für vier Personen, wenn man vom Lotus Omega einmal absieht. Bei der Gestaltung nutzten die Designer Elemente des Evija und Emira, um eine möglichst gute Aerodynamik zu erzielen. Einige Elemente sind aktiv ausgelegt, um sich an den jeweiligen Fahrzustand anzupassen.

Mindestens 600 PS stark

Der permanente Allradantrieb des Lotus Eletre wird von einem Batteriepaket mit über 100 kWh Kapazität betrieben. Für die Elektromotoren nennt das Datenblatt eine Basisleistung von 600 PS. Weitere Leistungsvarianten sollen folgen. Über eine 350-kW-Schnellladefunktion lässt sich die Reichweite in 20 Minuten um 400 Kilometer erweitern. Maximal sollen nach WLTP-Messzyklus bis zu 600 Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung möglich sein. Zudem kann auch an 22-kW-Wechselstrom-Ladesäulen aufgeladen werden. Als Höchstgeschwindigkeit sind 260 km/h angestrebt. Zum Gewicht gibt es noch keine Angaben. Erste Exemplare des Eletre sollen ab kommendem Jahr in Europa, Großbritannien und China erhältlich sein. Die USA und andere Märkte folgen. Bereits jetzt kündigte Lotus weitere Premium-Lifestyle-Elektrofahrzeuge an, die neben dem Eletre im chinesischen Wuhan gebaut werden sollen. Sprachen wir schon über Traditionen und Werte? Vermutlich schon…

Bilder: Lotus Cars