Lorenzo meets Porsche 924 Carrera GTS
Der Porsche-Händler Motorlegenden am Ammersee ist ausnahmslos immer ein Besuch wert. Nicht nur wegen des außerordentlich guten Kaffees sondern vor Allem auch aufgrund der Fahrzeuge die Michael Schnabl, Gründer von Motorlegenden, hier seit einigen Jahren erfolgreich vertreibt. Als wir im Frühjahr 2023 die Halle betreten fühlt sich der Besuch jedoch noch ein bisschen besonderer an – Unsere Blicke dabei: leicht irritert. Wissen nicht ganz wohin. 993 Carrera RS, 964 Jubi‘ oder doch der Blick auf den 924 Carrera GTS?
Mit ein wenig mehr Gewohnheit im Blick betritt auch Lorenzo Kikisch die Halle von Motorlegenden. Für den Haus- und Hoffotografen von Motorlegenden ist der Anblick auf die Autos aus Zuffenhausen etwas gewöhnlicher, „aber doch immer wieder besonders“ – fügt er hinzu.
Also wohin nun mit unseren Blicken? Das Außenkleid des GTS zieht uns kurz daraufhin in seinen Bann und somit fiel die Entscheidung für den Transaxle dann doch schneller als gedacht. Michael startet den Motor des GTS, neben ihn nimmt Lorenzo Platz – perfekte Voraussetzungen für einen kurzen Ausritt mit dem 924 Carrera GTS ins Umland.
Kurz nachdem wir die Halle verlassen, rufen wir uns nochmals die Daten des Porsche ins Gedächtnis, das Wichtigste zu Erst: das Leergewicht beträgt gerade mal 1121 Kilogramm. Durch den Wegfall von Dämmungsmaterial, den Verzicht auf eine komfortable Innenausstattung und den Einsatz von leichten Materialien an der Karosserie, konnte das Gewicht gegenüber des GT’s nochmals um 50 Kilogramm reduziert werden. Was sofort auffällt: Der Innenraum ist nur mit schwarzem Nadelfilz ausgelegt und statt Seriensitzen wurden Rennsitze aus dem Porsche 935 eingesetzt. Michael Schnabl, Gründer von Motorlegenden entgegnet daraufhin „Auf Wunsch konnte das Fahrzeug aber auch mit der komfortablen Innenausstattung des Carrera GT geliefert werden.“
Dieser Porsche 924 Carrera GTS wurde am 13. August 1981 über den Porsche-Händler Hahn Stuttgart an seinen Erstbesitzer, Herrn Dr. R. Nardini, nach Rom ausgeliefert. Dort wurde der GTS direkt als Motorsportfahrzeug in der Rundstrecke eingesetzt. Der größte Erfolg den Dr. R. Nardini erzielt hatte, war der Gewinn der Italienischen Rundstrecken Meisterschaft im Jahre 1983 in der Gruppe B. Ohne jenen technischen Ausfall absolvierte das Fahrzeug alle Läufe der Saison. Michael Schnabl holt den Koffer voller Fahrzeugdokumente raus und präsentiert uns dazu das Glückwunschschreiben von Porsche Deutschland.
Im Jahre 2001 verkaufte Herr Dr. R. Nardini den 924 dann altersbedingt an einen befreundeten Arzt aus Bozen. Kurz verliere ich mich in den Gedanken wie das wohl sein muss mit dem GTS die Weinberge Südtirols zu erklimmen.
2012 landete das Fahrzeug dann wieder in Deutschland. Der Eigentümer war zu jener Zeit eigentlich auf der Suche nach einem 924 Carrera GT. Er fand jedoch diesen GTS, der Moment als Michael Schnabl das Auto an der geplanten Location durch beschleunigt erklärt schnell die Entscheidung warum die Wahl dann doch auf diesen GTS fiel.
In den 11109 Kilometern seit Auslieferung wurden alle Originaldokumente und Urkunden, genauso wie die Zulassungspapiere, Rennzertifikate sowie das Bordbuch und das komplette Zubehör säuberlich aufgehoben.
Porsche verstand den 924 stets als jenes Modell, das Interessenten zurückgewinnen sollte, die zuvor den 912 bestellt hatten. Motorsportliche Einsätze standen übrigens nie im Fokus. „Dafür hatte man schließlich den 911.“ Das Potenzial in der Transaxle-Bauweise erkannten neben Kunden auch interne Porsche Entwickler. Porsche reagierte daraufhin erst mit der Leistungssteigerung von 125PS auf 150 PS und später auf 160 PS und 170PS im Turbo.
Durch eine modifizierte Motorsteuerungs-Software und der Erhöhung der Verdichtung erreichte man ab 1981 dann schließlich 177 PS im Turbo. Optisch unterschied sich dieser vom normalen 924 hauptsächlich durch vier zusätzliche flache Lufteinlässe an der Frontpartie sowie die häufig georderte Bicolor-Lackierung. Parallel zur Markteinführung des 924 Turbo präsentierte Porsche auf der IAA 1979 einen Prototyp des 924 Carrera GT, interner Code 937. Dieser trug zusätzlich zu den Luftschlitzen des Turbo breitere Kotflügel aus Kunststoff und eine Lufthutze auf der Motorhaube. Vorn entsprach die Kotflügelform bereits jener des kommenden Parallelmodells 944, während die hinteren an die Karosserie angesetzt waren.
1981 debütierte die Wettbewerbsvariante in Form des 924 Carrera GTS. An die Stelle der für den Porsche 924 typischen Klappscheinwerfer traten fest eingebaute Scheinwerfer, die durch eine Kunststoffabdeckung vor Steinen und Ähnlichem abgedeckt wurden. Dank der Erhöhung des Ladedrucks von 0,75 auf 1 bar stieg die Leistung auf 245 PS. Zusätzlich zu den Kotflügelverbreiterungen bestanden auch die Frontschürze, die Motorhaube und die Türen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Gegen Aufpreis lieferte Porsche auch eine Clubsport-Variante mit 270 PS, Aluminium-Überrollkäfig, Sechspunkt-Gurten, Feuerlöscher, Notausschalter für die Elektrik, leichter Tieferlegung und aerodynamischer Außenspiegel. In dieser Ausführung entstanden lediglich 15 Exemplare, während 42 normale Carrera GTS und zwei mit Komfortausstattung aus dem normalen Carrera GT produziert wurden. Bis auf ein Fahrzeug in weiss wurden alle anderen, wie auch dieser, in Rot ausgeliefert.
Alle weiteren Informationen zum Fahrzeug gibt es im Inserat von Motorlegenden.
Fotos: Lorenzo Kikisch