Lamborghini Concept S
Der Gallardo war bis vor kurzem Lamborghinis erfolgreichste Modellreihe aller Zeiten. Inzwischen hat das Nachfolgemodell Huracán die Produktionszahlen übertroffen und auch der neue SUV Urus schickt sich an, die Erfolgsroute mit seinen breiten Rädern zu benutzen. Bleiben wir jedoch kurz beim Gallardo stehen. 2003 debütierte dieser neue Einstiegssportwagen mit einem V10-Saugmotor auf dem Genfer Autosalon. Anfänglich gab es ihn nur als Coupé mit 500 PS aus fünf Litern Hubraum und permanentem Allradantrieb. Zwei Jahre später stellte Chefdesigner Luc Donckerwolke an gleicher Stelle mit dem Concept S ein radikal offenes Gefährt ins Rampenlicht, das die kommende Spyder-Variante ankündigen sollte und zugleich mit der Gestaltung eines zweigeteilten Cockpits beide Passagiere in die Welt der offenen Rennfahrzeuge entführen sollte. Man dachte sogar kurz über eine limitierte Kleinserie von 100 Exemplaren nach, verwarf diese Idee jedoch aufgrund der prognostizierten Produktionskosten und der Umbauzeit, die für jedes Auto aufgewendet werden musste. Stattdessen erschien auf der IAA 2005 der Gallardo Spyder als Ergänzung des Modellprogramms. Zeitgleich steigerte man die Motorleistung auf 520 PS, was zuvor bereits im auf 250 Exemplare limitierten Sondermodell Gallardo SE erfolgt war. Es folgten der Gallardo Nera (185 Stück), der Gallardo Superleggera (530 PS, rund 620 Exemplare) und schließlich 2008 ein Facelift auf den Gallardo LP560-4 (560 PS). Auf dieser Basis gab es bald erneut einen Gallardo Superleggera, nun mit 570 PS. Zudem entwarf man zu Ehren des langjährigen Cheftestfahrers Valentino Balboni ein Sondermodell mit 550 PS und Hinterradantrieb (250 Stück), auf dessen Basis weitere Sondermodelle für lokale Märkte wie China, Indien, Singapur und Malaysia sowie schließlich der normale Serienableger Gallardo LP550-2 folgten. Weitere Sondermodelle und ein finales Facelift 2012 rundeten das Angebot des Gallardo ab, der bis November 2013 insgesamt exakt 14.022-mal vom Band lief.
Zurück zum 2005er Lamborghini Concept S. Auf dem Genfer Salon stand diese Studie noch als rollbarer Tonblock ohne eigenen Antrieb. Zum Concorso Italiano in Monterey/Kalifornien im August 2005 stellten die Italiener allerdings eine fahrbare Version auf die Räder, die anschließend auch auf dem Concept Lawn des Pebble Beach Concours d’Elegance gezeigt wurde. Donckerwolke verzichtete nicht nur auf ein Verdeck, sondern ließ bei diesem Fahrzeug auch die Windschutzscheibe weg. Stattdessen finden sich vor den Insassen gläserne Windabweiser namens ‚Saute-Vent‘, die den Fahrtwind über die Köpfe leiten soll. Im Vergleich zum normalen Gallardo als Coupé und Spyder erhielt das Concept S eine leicht veränderte Heckgestaltung mit abgesenkter Mitte unterhalb der dritten Bremsleuchte. Für eine bessere Rundumsicht integrierte man in den Heckflügel eine Rückfahrkamera, die den nicht verfügbaren Innenspiegel ersetzt und ihre Bilder auf ein großes Display in der Mittelkonsole überträgt. Zudem unterscheiden sich der Frontspoiler und der Heckdiffusor optisch vom Serien-Gallardo. Hinter den beiden Passagieren sitzt bereits das 520 PS starke Triebwerk aus dem Gallardo SE und Gallardo Spyder, das zwischen den Sitzlehnen über einen zentralen Einlass Frischluft bezieht und hier mit dem automatisierten eGear-Getriebe mit Schaltwippen am Lenkrad kombiniert wurde.
Während derartige Konzeptstudien normalerweise im Werksbestand verbleiben, verkaufte Lamborghini den fahrbaren Concept S an einen Kunden, der bereits eine Vorbestellung für die oben erwähnte, ursprünglich geplante Kleinserie unterschrieben hatte. Es ist nicht ganz klar, ob nur dieses eine Fahrzeug gebaut wurde oder noch ein oder zwei weitere an solvente VIP-Kunden gingen. Im Lamborghini Museum in Sant’Agata steht auf jeden Fall lediglich das Ausstellungsstück vom Genfer Autosalon 2005. Doch anstatt diesen Tonblock bei weiteren Veranstaltungen zu zeigen, fragte man beim Besitzer dieses fahrbaren Concept S mit Chassisnummer 001 an und zeigte diesen Wagen mit seiner Erlaubnis beispielsweise 2008 erneut beim Pebble Beach Concours d’Elegance. Nun steht dieser Concept S bei RM Sotheby’s im Rahmen des Saisonfinales der Formel 1 in Abu Dhabi zur Versteigerung bereit. Als Zuschlagspreis werden US$ 1.300.000 bis US$ 1.600.000 erwartet.
Bilder: RM Sotheby’s, Darin Schnabel