Isotta Fraschini 8A SS Castagna Roadster

1899 begründeten Cesare Isotta sowie die Gebrüder Antonio, Oreste und Vincenzo Fraschini in Mailand ihre Autofirma ‚Fabbrica Automobili Isotta Fraschini Milano‘. Anfänglich montierten sie in Kisten angelieferte, zerlegte Renault und De Dion, die sie anschließend auf dem italienischen Markt verkauften. Vier Jahre nach der Firmengründung begann man mit der Entwicklung und Fertigung eigenständiger Automobile. Neben luxuriösen Straßenfahrzeugen baute man auch Rennwagen wie den Tipo D, der mit seinem 17,2 Liter großen Triebwerk unter anderem bei der Targa Florio auf Sizilien im Einsatz war. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem man für verschiedene Flugzeughersteller Motoren gebaut hatte, entwickelte man das erste Reihenachtzylindertriebwerk der Automobilgeschichte. Beginnend mit dem Tipo 8 und dem 1924 erschienenen Nachfolgemodell 8A begründete man den guten Ruf der Marke Isotta Fraschini und brachte sie auf Augenhöhe mit Konkurrenten wie Cadillac, Duesenberg, Rolls-Royce oder Hispano-Suiza.

Wie damals üblich kauften die Kunden direkt im Werk eigentlich nur ein fahrfähiges Fahrgestell. Karosserien fertigten dann darauf spezialisierte Betriebe in aller Welt, beispielsweise Worblaufen, Fleetwood, Derham oder Castagna. So erhielten Stars wie Greta Garbo, Clara Bow, der Aga Khan, König Faisal, William Randolph Hearst oder Rudolph Valentino aufsehenerregende Einzelstücke, während für den Papst im Vatikan eher praktische Ausstattungsoptionen im Vordergrund standen. Nackte Chassis kosteten in den USA ab US$ 9.750, während für komplettierte Fahrzeuge nicht selten mehr als US$ 20.000 aufgerufen wurden – womit der Isotta Fraschini sogar teurer als der Duesenberg Model J geriet. Trotzdem gingen rund ein Drittel der produzierten 8A in die USA. Mit dem 1926 präsentierten 8A Spinto (S) und Super Spinto (SS) richtete man sich schließlich gezielt an sportlich orientierte Kunden, die mehr Leistung und bessere Fahrdynamik wünschten. Isotta Fraschini ging dabei auf Kritiker ein, die dem 8A zuwenig Kraft im Vergleich zum zeitgleich gebauten Hispano-Suiza vorwarfen. Im 8A S standen nun 135, im 8A SS sogar 160 PS bereit, um die repräsentativen Wagen auf Trab zu bringen.

Hyman Ltd. aus St. Louis/Missouri bietet aktuell einen Isotta Fraschini 8A SS mit einer besonderen Roadster-Karosserie vom italienischen Karosseriebauer Castagna an. Während über die Frühzeit dieses 1930 gebauten Wagens mit der Fahrgestellnummer 1643 wenig bekannt ist, kann man den Dokumenten entnehmen, dass er in den 50ern Ferris Alger in New Hope/Pennsylvania, einem Gründungsmitglied des Classic Car Club of America (CCCA), gehörte. 1954 entdeckte John ‚Jack‘ Nagle den Wagen im Hinterhof von Alger, bekam alle Details gezeigt, konnte jedoch keinen Verkauf vereinbaren. Ferris Alger gab allerdings in den kommenden Jahren gern einiges von seinem Wissen über Vorkriegsautos an den jungen Nagle weiter und verkaufte schließlich 1962 doch noch den Isotta Fraschini unter der Voraussetzung an ihn, dass er eine umfangreiche Restaurierung durchführen würde.

Diese startete sobald der Wagen, der zwar vollständig aber im schlechten Zustand war, am Wohnort von Nagle in Cherry Hill/New Jersey angekommen war. Da der 7,4 Liter große Achtzylindermotor noch problemlos lief, ließ er es sich indes vorher nicht nehmen, eine letzte Spritztour zu unternehmen. Es blieb die letzte Fahrt für mehr als 20 Jahre. Viele Freunde und Kollegen vom CCCA halfen bei den anfallenden Arbeiten, wobei jede Komponente auf neuwertigen Zustand gebracht wurde. Als der fertiggestellte Isotta Fraschini im Juli 1984 beim Baltimore Grand Classic debütierte, erhielt er im Schönheitswettbewerb 100 von 100 möglichen Punkten. Kurz darauf verkaufte Nagle das Auto an den Sammler Noel Thompson aus New Vernon/New Jersey. Von Anfang der 90er bis 1997 gehörte es einem weiteren Sammler an der US-Westküste und seither dem aktuellen Besitzer. Selbst 35 Jahre nachdem die Restaurierung fertiggestellt wurde zeigt sich die zugrunde gelegte Qualität. Nur wenige Risse im Klarlack und minimale Patina im Interieur machen klar, dass dieser Roadster nicht gerade erst eine Auffrischung erhalten hat. Bei automobilen Schönheitswettbewerben dürfte er auch in diesem Zustand noch gute Platzierungen abgreifen.

Bilder: Hyman Ltd.