Healey by Caton
Vor kurzem stellte sich die neue britische Luxusautomarke Caton aus Coventry mittels Pressetexten der Öffentlichkeit vor. Dies war uns noch keinen Bericht wert, da zeitgleich keine Premiere eines ersten Autos erfolgte. Mit dem Healey by Caton holt die Marke dies nun zeitnah nach und unterstreicht zugleich die hauseigene Ausrichtung. Man versteht sich als Unternehmen, das klassische Autos mittels moderner Fertigungstechniken und Ausstattungen verbessert. Mit anderen Worten erstellt man hochwertige Restomods. Mit dem Austin-Healey 100 hat man ein erstes Modell ins Auge gefasst, das andere Firmen offenbar bislang nicht auf der Liste hatten. Auf dem Salon Privé in London vom 21. bis 23. April feiert der Healey by Caton seiner Weltpremiere. Anschließend soll der Wagen auf weiteren Veranstaltungen in Großbritannien zu sehen sein. Zukünftig sollen neben Autos auch hochwertige Accessoires in britischer Handwerksqualität entstehen.
Austin-Healey 100 als Grundfahrzeug
Am bekannten und beliebten Austin-Healey legten die Mitarbeiter von Caton feinfühlig Hand an. Das sofort erkennbare Grunddesign blieb erhalten, erhielt jedoch mehr visuelle Dynamik. Dabei respektierte man die Konstruktionsprinzipien von Donald Healey, der das Originalfahrzeug Anfang der 1950er Jahre entwickelte. 1952 stand der erste Prototyp des Healey 100 auf den Rädern und fand auf der Earls Court Motor Show in London reißenden Anklang. Dort vereinbarten Donald Healey und Austin-Chef Leonard Lord die gemeinschaftliche Produktion und Vermarktung des Roadsters. Insgesamt gab es sechs Ausführungen bis 1958, wobei zwischenzeitlich vom anfänglichen Vier- auf einen Sechszylindermotor gewechselt wurde. Donald Healey bevorzugte den kleineren Motor, da dieser leichter und besser zu tunen war. Aus diesem Grund nutzt Caton nun auch die ursprünglichen Vierzylindermodelle des Austin-Healey 100 BN1 als Grundlage und Inspiration.
Feine Karosseriemodifikationen
Darryl Scriven zeichnete für die Karosseriemodifikationen verantwortlich. Dabei zollte er dem Originalentwurf soviel Tribut wie möglich. Allerdings integrierte er einen neuen Kühlergrill mit handgefertigten Lamellen. Die kleinen originalen Stoßstangen entfielen zugunsten einer glatteren Frontpartie mit längerer Schürze sowie LED-Scheinwerfern und Tagfahrlichtern. Alle sichtbaren Sicken und Nähte an der Originalkarosserie sind beim Healey by Caton verschwunden. Vorn kommen komplett von Hand gefertigte Kotflügel mit muschelartiger Einbuchtung rund um den Luftauslass hinter den Rädern zum Einsatz. Diese verstärkt die optische Tauchlinie an der Wagenflanke. Zudem erhielten die Motorhaube und das Heck durch Nachbearbeitung auf einem englischen Rad mehr Volumen. Die sonst außenliegenden Kofferraumscharniere verlagerte man nach innen und verbaute Gasdruckstoßdämpfer, um die Klappe offen zu halten.






































Schmalerer Getriebetunnel
Dank eines 3D-Scans des kompletten Fahrzeugs konnte man auf einer CNC-Maschine neue Bauteile mit einer Toleranz von lediglich 0,2 Millimetern anfertigen. Nach den Karosseriearbeiten verbringt jedes Auto rund zwei Wochen in der hauseigenen Lackiererei, um den bestmöglichen Farbauftrag zu erhalten. Bei der Endmontage kommen die originalen Logos sowie die von Caton ans Auto. In den Radhäusern sitzen 72-speichige Borrani-Felgen mit Michelin-Bereifung. Bei der Umgestaltung des Interieurs legte Caton Wert auf hochwertigste Materialien und gutes Design. Da ein modernes Fünfgang-Getriebe Verwendung findet, konnte der Getriebetunnel schmaler geformt werden. Dies ermöglichte auch die Anordnung einer Mittelarmlehne mit integriertem Staufach. Ebenso finden sich in den Türen neue Staufächer. Mittels eines neuen Pedalkastens und eines veränderten Heckbereiches schuf Caton zudem mehr Platz für großgewachsene Insassen. Schrumpfoptimiertes Leder am Armaturenbrett trifft auf Naturleder von Bridge of Weir auf den Sitzen.
Kein Infotainmentsystem
Bei dieser Arbeit wie auch bei den Veränderungen an der Karosserie konnten die Caton-Mitarbeiter auf die Ressourcen des technischen Partners Envisage Group zurückgreifen. Zudem kamen handwerkliche Fertigkeiten und Werkzeuge zum Einsatz, die bereits beim Bau der ersten Healey 100 genutzt wurden. Dazu zählt unter anderem das bereits erwähnte englische Rad, auf dem Aluminiumbleche von Hand in runde Formen gebracht werden. Durch das neue Fünfgang-Getriebe ist der Wagen zudem viel alltagstauglicher und bietet auf engen Landstraßen mehr Fahrspaß im Vergleich zum originalen Dreigang-Getriebe. Während auf den Einbau eines Infotainmentsystems verzichtet wurde, finden sich unter der Mittelarmlehne zwei USB-Buchsen zum Aufladen mitgebrachter Geräte. Ein Verdeck oder eine Abdeck-Persenning sucht man ebenfalls vergeblich wie eine Heizung. Der Auspuff endet seitlich vor dem linken Hinterrad und damit nah am Ohr des Fahrers.
Mehr Leistung durch klassisches Tuning
Unter der Motorhaube wartet ein 2,9 Liter großer Vierzylindermotor auf die Gasbefehle des Fahrers. Dabei kann dieser auf 185 PS und ein maximales Drehmoment in Höhe von 264 Newtonmetern zurückgreifen. Auf der Basis eines originalen Healey-Triebwerks entsteht dieser Antrieb nach kompletter Zerlegung, Feinschliff und feiner Auswuchtung der beweglichen Teile. Hochverdichtete Kolben, eine Vollstahlkurbelwelle, eine Renn-Nockenwelle mit aggressiveren Nocken, Rollenkipphebel und verbesserte Lagerschalen sorgen für die Mehrleistung. Hilfreich sind auch die Doppel-H8-Vergaser und die Sportabgasanlage. Die Arbeiten erfolgen beim weltweit bekannten Healey-Spezialisten J.M.E. Healeys in Warwick. Als Höchstgeschwindigkeit nennt Caton über 100 mph, also mehr als 160 km/h. Eine Traktions- oder Stabilitätskontrolle ist nicht an Bord. Ebenso gibt es kein ABS für die größer dimensionierte Bremsanlage. Insgesamt legt Caton nur 25 Exemplare des modernisierten Healey auf.
Bilder: Caton