Fiat 1200 TV Spyder

1955 debütierte auf dem Genfer Salon ein formschönes zweisitziges Cabriolet auf dem Stand von Fiat. Basierend auf dem 1100-103 TV, der bereits seit zwei Jahren produziert wurde, stand hier der 1100 TV Trasformabile, der für den Export die Bezeichnung 1100 TV Spyder erhielt. Er zeichnete sich durch ein außergewöhnlich verspieltes Design mit Chromschmuck aus, das von Fabrio Luigi Rapi gezeichnet worden war. Dabei ließ er sich klar von US-Modellen der gleichen Ära inspirieren, da Fiat auch auf der anderen Seite des Atlantiks auf Verkaufserfolge hoffte. Anfänglich leistete das Vierzylindertriebwerk unter der Motorhaube 50 PS. 1956 erfolgte parallel zur Basislimousine eine Überarbeitung zum 1100E mit leichten optischen Modifikationen und einer Leistungssteigerung auf 53 PS. Da die Karosserie deutlich komplexer gestaltet war als bei der Limousine, war der Verkaufspreis höher als beim Oberklassemodell 1900, wodurch die Stückzahlen eher gering blieben.

Nur zwei Jahre nach der Markteinführung reagierte Fiat auf Kritik der Kundschaft, die zuwenig Leistung bemängelte. Unter der fast unveränderten Karosserie steckte nun der 1,2 Liter große Vierzylindermotor aus dem 1200 Granluce. Aus heutiger Sicht mag die Leistungssteigerung auf 55 PS den Aufwand nicht rechtfertigen, der hier von Fiat betrieben wurde. Sie sorgte aber in Kombination mit einem manuellen Viergang-Getriebe für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Äußerlich unterscheidet sich der 1200 TV Spyder hauptsächlich durch nach innen gerückte Stoßstangenhörner an Front und Heck vom Vorgängermodell. Innen gab es nun neue Sitzpolster, ein normales Fiat-Lenkrad anstelle des beim 1100 verwendeten Nardi-Holzlenkrads und einen für die damalige Zeit typischen Bandtacho. Außerdem verbaute man nach außen schwenkende Sitze, um Ein- und Ausstieg zu erleichtern. Da sich der Verkaufspreis nicht verringerte, blieb auch der 1200 TV Spyder ein seltenes Automobil. Erst der Nachfolger, der ab 1959 gebaute Fiat 1200 Spider mit Pininfarina-Karosserie, kam mit rund 43.000 Exemplaren auf nennenswerte Produktionszahlen.

RM Sotheby’s versteigert in Amelia Island ein spätes Exemplar des Fiat 1200 TV Spyder von 1959. Über die Frühgeschichte dieses Fahrzeugs ist nur wenig bekannt. Vermutlich holte der Vorbesitzer das Auto aus Europa nach Nevada. 2015 fand im Auftrag des aktuellen Besitzers eine Restaurierung bei Auto Sport (inzwischen umfirmiert in Bacchelli & Villa) in Modena, Italien, statt. Dabei erhielt der Fiat eine neue Lackierung im Farbton ‚Immergrün Blau‘ sowie eine zweifarbige Innenausstattung in dunklem und hellem Blau. Passend dazu wurden auch das Stoffverdeck und die Teppiche in Dunkelblau ausgeführt. Alle Interieurarbeiten führte die italienische Firma Lupi aus. Auf dem Tacho stehen bis heute lediglich rund 88.500 Kilometer. Beim Festival Italiano 2017 in Ho-Ho-Kus, New Jersey, erzielte der 1200 TV Spyder den ‚Best of Show‘-Preis und beim Concours in Ridgewood, ebenfalls im Bundesstaat New Jersey, folgte im gleichen Jahr der ‚Best European Car‘-Award. Bei der Auktion erwartet RM Sotheby’s nun einen Zuschlagspreis zwischen 50.000 und 70.000 US$.

Bilder: RM Sotheby’s, Andrew Miterko