De Tomaso Sport 5000 Roadster

Eigentlich sollte der De Tomaso Sport 5000 Roadster internationale Sportwagenrennen aufmischen. Eigentlich. Stattdessen entstand nur ein einziges Exemplar, das auch nur ein einziges Rennen fuhr. Klingt nach einer spannenden Geschichte? Dann lehnen Sie sich zurück und lesen Sie weiter. Wie so oft in letzter Zeit taucht als erstes ein bekannter Name wieder auf: Carroll Shelby. Man könnte meinen, dass der Hühnerfarmer in den 1960er Jahren hinter so ziemlich jedem Sportwagenprojekt steckte. Diesmal war er jedoch nur eine der beteiligten Personen.

Carroll Shelby’s Freund in Italien

Wir schreiben das Jahr 1963 und Shelby schickte seine selbst entwickelte King Cobra in die Rennserien der USAC und USRRC. Drei Jahre später taten sich diese Serien zum Canadian-American Challenge Cup, kurz Can-Am, zusammen. Zwar konnte die auf dem Cooper Monaco basierende King Cobra anfänglich noch Erfolge einfahren. Bald war sie jedoch von der immer schneller werdenden Konkurrenz deklassiert. Da Carroll Shelby mit der Produktion und Weiterentwicklung seiner Cobras voll ausgelastet war, wandte er sich an seinen alten Freund Alejandro de Tomaso in Italien. Er bat um die Entwicklung eines neuen offenen Sportprototypen. De Tomaso hatte seine eigene Rennkarriere wie Shelby zugunsten einer eigenen Automarke aufgegeben. Diese existierte seit 1959 und brachte zuerst Formel-Rennwagen hervor. Mit dem Vallelunga traute er sich schließlich auf den Markt für Straßensportwagen. Nun erhielt er finanzielle Unterstützung von Shelby und machte sich an einen Sportwagenprototypen.

Motorentwicklung dauerte zu lange

Allein, das war ihm schnell klar, konnte Alejandro de Tomaso diese Aufgabe nicht erledigen. Somit stellte er ein Team auf, das auch den Karosseriebauer Fantuzzi und den Ingenieur Peter Brock umfasste. Dieser machte sich umgehend daran, aus dem 289er Ford-V8-Smallblock-Motor (4,7 Liter) ein reinrassiges Renntriebwerk mit sieben Liter Hubraum (427 cubic inch) zu machen. Auf diese Weise wollte Shelby gegen den neuen Chevrolet Big Block konkurrenzfähig sein. Allerdings dauerte dieser Prozess länger als gedacht. Noch während der Prototyp sich im Aufbau befand fragte Ford Carroll Shelby, ob er bei der Weiterentwicklung des GT40 eine leitende Rolle einnehmen wolle. Somit zog er sich aus dem Projekt bei De Tomaso komplett zurück. Alejandro de Tomaso zeigte den fertiggestellten Wagen als ‚P70‘ trotzdem auf dem Turiner Auto Salon 1965.

Can-Am-Auto passt nicht in FIA-Gruppe-7

Durch die konsequente Auslegung auf das Reglement der Can-Am war der De Tomaso für die in Europa gültigen Regularien der FIA für die Gruppe 7 nicht zulassungsfähig. Daher entwickelten die Italiener den Wagen hektisch zum Sport 5000 Roadster weiter. Durch eine höhere Windschutzscheibe, vollwertige Türen sowie die Verwendung des originalen 289er Ford-Motor durfte er schließlich doch in der FIA-Gruppe-7 starten. Dank vier Weber-Doppelvergasern, Aluminiumzylinderköpfen, speziellen Nockenwellen und guter Motorabstimmung standen rund 475 PS bereit. Über ein Fünfgang-Getriebe von Colotti gelangte die Kraft auf die breiten Hinterräder. Ein Detail von Peter Brock schaffte es indes ans finale Fahrzeug. Der Heckflügel lässt sich vom Fahrerplatz aus in der Neigung verstellen.

Rund 40 Jahre in die Ecke gestellt

Letztlich erlebte der De Tomaso Sport 5000 Roadster nur einen einzigen Renneinsatz. Am 17. Juli 1966 trat er mit dem Test- und Entwicklungsfahrer Roberto Bussinello hinterm Steuer beim 500-Kilometer-Rennen in Mugello an. Nach einem guten Start, bei dem er den neben ihm gestarteten Ferrari 250 LM ausbeschleunigen konnte, musste er den De Tomaso bald mit technischem Defekt am Streckenrand parken. 1967 tauchte der Wagen zwar in den Startlisten für die 12 Stunden von Sebring und das 1000-Kilometer-Rennen in Monza auf, tauchte dort jedoch nie auf. Stattdessen stellte Alejandro de Tomaso den Rennwagen für rund 40 Jahre in einer Ecke seiner Fabrik in Modena ab. Aus der geplanten Kleinserie von bis zu 40 Fahrzeugen wurde nie etwas. Erst nach seinem Tod im Jahr 2004 sah der Sport 5000 Roadster wieder Tageslicht. Ein Jahr später kaufte ein belgischer Sammler ihn aus dem Nachlass heraus und fuhr ihn in einigen historischen Rennveranstaltungen.

Bis heute im unrestaurierten Originalzustand

Der dritte Besitzer holte den De Tomaso schließlich endlich dorthin, wofür er eigentlich bestimmt war: auf amerikanische Rennstrecken. Bis heute erhielt der Rennwagen nie eine Restaurierung oder Auffrischung. Dennoch befindet er sich in perfekt funktionstüchtigem Zustand mit allen Originalteilen inklusive Motor und Getriebe. Mit der von Medardo Fantuzzi gestalteten Karosserie, den technischen Details von Peter Brock und der Hintergrundgeschichte rund um Carroll Shelby handelt es sich zweifelsfrei um einen außergewöhnlichen De Tomaso. Bei Mecum wird er nun versteigert. Der Zuschlagspreis dürfte sich im Bereich zwischen US$ 1.500.000 und US$ 1.750.000 einpendeln.

Bilder: Mecum Auctions