Cizeta V16T

Vor zweieinhalb Jahren haben wir den Cizeta V16T bereits im Detail vorgestellt. Anlass war das 30-jährige Jubiläum der Weltpremiere. Nun steht ein ganz besonderes Exemplar bei RM Sotheby’s zur Auktion bereit. Ein guter Grund, um diesen seltenen Supersportwagen erneut ins Rampenlicht zu rücken. Unter der Leitung des Firmengründers Claudio Zampolli (C.Z., auf italienisch Ci Zeta gelesen) und des Designers Marcello Gandini nahm dieses Auto Mitte der 1980er Jahre Gestalt an. Als der Oscar- und Grammy-Gewinner Giorgio Moroder von den Plänen erfuhr, beteiligte er sich finanziell am Projekt. Allerdings überwarfen sich Zampolli und Moroder kurz nach der Weltpremiere des V16T im Dezember 1988. Als Auszahlung erhielt der Komponist den weiß lackierten Prototyp.

Kleinserie mit V16-Motor

Anschließend begann die Kleinserienproduktion des Cizeta V16T. Damit kam dieser Sportwagen rund ein Jahr vor dem Lamborghini Diablo auf den Markt. Dieser zeigt optisch jedoch sehr starke Verwandtschaft auf. Der Grund hierfür liegt darin, dass Marcello Gandini das Grunddesign ursprünglich für Lamborghini entwickelt hatte. Mit dem ‚P132‘ scheiterte jedoch am Veto von Chrysler, dem damaligen Besitzer der Sportwagenmarke. Als die Amerikaner jedoch kein zufriedenstellendes Design für den Countach-Nachfolger erstellen konnten, griffen sie auf die Gandini-Entwürfe zurück. Sie brachten diese schließlich mit leichten Retuschen in Serie. Derweil hatte Gandini die Pläne jedoch ebenfalls an Claudio Zampolli weiterverkauft. Für den V16T ließ er vier Klappscheinwerfer und eine längere, flachere Heckpartie ergänzen.

Technische Daten

Dies war nötig, um den eigens entwickelten V16-Motor und das ZF-Fünfgang-Getriebe unterzubringen. Als technische Grundlage für das Triebwerk nutzte Zampolli den V8 aus dem Lamborghini Urraco. Durch diverse Modifikationen stieg der Hubraum auf sechs Liter. Daraus entwickelten die Ingenieure eine Leistung von 399 kW/542 PS. Die Abgabe der Kraft auf das Schaltgetriebe erfolgte in der Mitte des quer verbauten (transversal, T) Motors. Da nur das Dach aus Stahl, die restliche Karosserie aber aus Aluminium besteht, liegt das Leergewicht bei 1.700 Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit gab Cizeta mit 325 km/h an.

Aus Kleinserie wurde Kleinstserie

Ursprünglich sollten bis zu 40 Neufahrzeuge pro Jahr in Handarbeit entstehen. Die komplexe Bauweise des V16T inklusive des eigenständigen Triebwerks sorgten jedoch bald für eine Reduzierung dieser Erwartungen. Vorbestellungen lagen bereits vor. Immerhin standen immer wieder Fahrzeuge auf großen Automessen wie dem Genfer Autosalon. Letztendlich entstanden jedoch abgesehen vom weißen Prototyp nur neun Serienautos des V16T. Jahre später folgte ein knallgelb lackierter Spyder, der jedoch ein Unikat blieb. Größter Abnehmer der Coupés war ein kleiner Staat in Südostasien, der bis heute für die dort beheimatete Autosammlung berühmt ist: Brunei. Erst am 1. Januar 1984 war dieser unabhängig vom britischen Protektorat geworden. Dadurch konnte die herrschende Familie rund um Sultan Hassanal Bolkiah frei über die Einnahmen aus Erdöl- und Erdgasabbau verfügen.

Riesige Autosammlung

Neben einer guten Infrastruktur für die Bevölkerung sorgten diese Einkünfte schnell für den Aufstieg des Sultans zum zeitweise reichsten Mann der Erde. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder, Prinz Jefri, begründete der Sultan die vermutlich größte Autosammlung der Welt. Neben Klassikern und Serienfahrzeugen kauften sie vor allem Einzelstücke, fahrtüchtige Studien und Sonderaufbauten. Auf diese Weise hielten sie Marken wie Rolls-Royce, Bentley, Aston Martin und Pininfarina in den 1990er Jahren über Wasser. Insgesamt gelangten wohl rund 2.000 Autos in die Sultan-Sammlung. Bei Cizeta gingen Bestellungen für drei V16T aus Brunei ein. Zwei dieser Fahrzeuge sollten schwarz lackiert sein, eines blau. Während die beiden schwarzen Wagen Brunei erreichten und dort auf Wunsch der Besitzer auf Ferrari-V12-Motoren aus dem 512 TR umgerüstet wurden, stand das blaue Auto 1993 auf dem Genfer Salon. In den folgenden Wochen nutzte Cizeta den Wagen für einige Werbeaufnahmen in Italien.

25 Jahre in Singapur abgestellt

Anschließend verschiffte man den rechtsgelenkten Wagen (Brunei hat Linksverkehr) nach Singapur. Der dort ansässiger Luxusfahrzeughändler Hong Seh Motors diente für fast alle Sportwagenhersteller als Anlaufstation für Bestellungen aus Brunei. Es ist nicht hundertprozentig klar, ob der blaue V16T jemals in Brunei war, oder direkt in Singapur hängenblieb. Auf jeden Fall verbrachte er dort gemeinsam mit weiteren Sportwagen rund 25 Jahre in einer verschlossenen Halle. Erst im vergangenen Jahr konnte der US-Händler We Are Curated dieses Auto erwerben und in die USA holen. Damit sind nun zwei der ehemaligen Brunei-V16T auf amerikanischem Boden. Einer der umgebauten schwarzen Wagen steht im Marconi Car Museum. Das blaue Auto bietet RM Sotheby’s am 22. Januar in einer Auktion in Arizona an. Dabei erwartet man einen Zuschlagspreis zwischen US$ 600.000 und US$ 750.000.

Bilder: RM Sotheby’s, Jasen Delgado