Bugatti Typ 37 Grand Prix

Unterhalb des extrem erfolgreichen Typ 35 positionierte Bugatti ab 1925 den kleineren Typ 37 Grand Prix. Während die grundlegende Formensprache übernommen wurde, diente er ursprünglich als straßentauglicher, zweisitziger Sportwagen. Dennoch setzten viele Kunden auch den Typ 37 im Motorsport ein. Von Typ 22 und Typ 23 stammte der 1,5 Liter große Reihenvierzylindermotor mit je zwei Einlass- und einem Auslassventil pro Zylinder. Die Motorleistung lag anfänglich bei rund 60 PS. Beim später eingeführten Typ 37 A mit Kompressoraufladung stieg sie auf bis zu 100 PS. Im Vergleich zum Typ 35 kam ein schmalerer Hufeisengrill zum Einsatz. Zudem gab es ab Werk Drahtspeichenräder. Die Aluminiumräder des Typ 35 mit je acht breiten Speichen waren aufpreispflichtig.

Terpentinfabrikant als Erstbesitzer

Von den vermutlich rund 300 gebauten Exemplaren dieser Baureihe entfielen etwa 220 auf den Typ 37 ohne Kompressor. Heute sind noch knapp über 130 Fahrzeuge weltweit existent. Auf den Bildern in unserer Galerie sieht man den Wagen mit Fahrgestellnummer 37227, der im Dezember 1926 erstausgeliefert wurde. Für den damaligen Kaufpreis von 46.400 Francs ging er an René Bacon in Luxey im Südwesten Frankreichs. Im Ersten Weltkrieg hatte sich Monsieur Bacon verdient gemacht und besass nun einige große Wälder in der Region. Sein Geld verdiente er durch die Terpentinproduktion aus Kiefernholz. Anhand eines erhalten gebliebenen Zeitungsartikels lässt sich belegen, dass er seinen Bugatti zumindest einmal in einem Rennen in Pau am 5. Februar 1927 fuhr. Dieses beendete er auf Rang drei. Im Folgejahr verlieh er den Typ 37 an den Rennfahrer Louis Rigal für den Bugatti Grand Prix in Le Mans. Allerdings schied Rigal nach der ersten Runde aus.

Erster Bugatti von Graf Czaykowski

Am 18. Juni 1929 kaufte der damals berühmte Rennfahrer Graf Stanislaw Czaykowski den Typ 37. Es war der erste Bugatti, den der Graf selbst besass. Zuvor hatte er jedoch bereits einige Exemplare leihweise in Rennen bewegt. In den folgenden fünf Jahren kaufte er elf weitere Bugatti, mit denen er weiter Motorsport betrieb. So gewann er unter anderem den Casablanca Grand Prix und brach 1933 auf der Avus in Berlin den Durchschnittsrekord über eine Stunde mit einer Geschwindigkeit von 213,842 km/h. Im gleichen Jahr verunglückte er bei einem Rennen in Monza tödlich. Den Bugatti Typ 37 hatte er bereits 1930 an seinen Freund und Mechaniker Ernest Friderich in Nizza verkauft. Bis 1960 folgte eine Handvoll weiterer Besitzer in Frankreich, darunter Jean Vuira (Auto- und Motorradrennfahrer), Claudius Alazard und Bugatti-Jäger Antoine Raffaelli.

Vierfacher Tony-Award-Gewinner

1960 kaufte Peter Larkin aus New York den Bugatti über die Halfway Garages von Leonard Potter in Großbritannien. Theaterfans kennen den Namen Larkin eventuell. Er gewann insgesamt viermal den Tony Award für seine fantasievoll gestalteten und gebauten Bühnenbilder. Den Bugatti nutzte er lange Zeit als Alltagsauto. In einem Artikel der Zeitung ‚New Yorker‘ von 1962 ist eine Anekdote festgehalten: Demnach parkte der Wagen üblicherweise draußen vor dem Haus. Da Mr. Larkin im Herbst 1961 jedoch einige Teile demontieren und zur Überarbeitung nach New Jersey schicken musste, suchte er nach einem geeigneten Winterstellplatz. Er fand diesen auf seiner Terrasse im ersten Stock. Gemeinsam mit einem Freund demontierte er das gesamte Auto und baute es auf der Terrasse wieder auf. Der Artikel erhielt folgerichtig die Überschrift „The Bugatti Upstairs“. Im folgenden Frühjahr holte man den Typ 37 auf dem gleichen Weg wieder auf die Straße.

Rund 60 Jahre in Familienbesitz

1998 gab Mr. Larkin eine Auffrischung des Wagens beim Bugatti-Spezialisten Vintage Auto Restorations in Bethel/Connecticut in Auftrag. Während die originale Patina an der Karosserie soweit wie möglich erhalten blieb, tauschte der Fachbetrieb mechanische Teile sowie das Armaturenbrett und die Schottwand aus. Dies war nötig, um die Steifigkeit des Fahrzeugs zu erhöhen. In der folgenden Zeit fuhr Peter Larkin den Bugatti jeden Sonntag bis er selbst bereits über 90 Jahre alt war. Sein besonderer Stolz war dabei ein Fotoalbum mit dem Titel ‚Frightened Bugatti Guests‘ (erschreckte Bugatti-Gäste), in dem er Bilder von Besuchern sammelte, die seine Frau nach einer Mitfahrt im Typ 37 aufgenommen hatte. 2019 verstarb er und seine Familie ließ den Bugatti ein Jahr später noch einmal technisch auffrischen. Nun steht er beim Auktionshaus Gooding & Co. in einer Online-Versteigerung. Diese beginnt am 18. und endet am 22. Januar. Als Zuschlagspreis erhofft man sich zwischen US$ 650.000 und US$ 850.000.

Bilder: Gooding & Co.