Bugatti Chiron Pur Sport

Es hätte eines der Highlights der diesjährigen Geneva International Motor Show (GIMS) sein können, wäre sie nicht wegen der allgegenwärtigen Corona-Pandemie abgesagt worden, die die Präsentation des Bugatti Chiron Pur Sport zunichte machte. So fand die Präsentation dieses noch sportlicheren Modells aus Molsheim leider nur im Internet statt und vielen Autoliebhabern blieb der Blick auf das neue Hypercar verwehrt. Schon vor der GIMS ging das Gerücht um, dass der französische Hersteller nach der Produktion der Hälfte des geplanten Kontingents von 500 Chiron die Modellreihe mit einer noch schärferen Version aufrüsten wolle. Mit dem Pur Sport präsentiert Bugatti nun ein Fahrzeug, das noch konsequenter auf Fahrspaß auf Rennstrecken und kurvenreichen Landstraßen ausgelegt ist als der vor zwei Jahren in Genf gezeigte Chiron Sport.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Entwicklungsabteilung in Molsheim den Chiron umfassend modifiziert. Die konstruktiven Änderungen zielen zwar ausschließlich darauf ab, den Abtrieb und damit die Haftung auf der Straße zu optimieren, lassen den Pur Sport aber auch geduckter und aggressiver auf dem Asphalt erscheinen. So begrenzt beispielsweise ein weit nach vorn reichender Frontsplitter den vorderen Stoßfänger unten, der von den vergrößerten Lufteinlässen und dem vergrößerten Hufeisengitter in der Mitte dominiert wird. Gleichzeitig sorgen diese auch für die visuelle Kühlung des W16-Aggregats. Die zusätzlichen Lufteinlässe an den Kotflügeln verstärken den Eindruck und lassen den Chiron Pur Sport angespannt wie ein sprungbereites Raubtier aussehen. Im Vergleich zu einem normalen Chiron sind die Scheinwerfer, die jeweils aus vier LED-Rechtecken bestehen, leicht angewinkelt und darunter ist ein schmaler Lufteinlass integriert, der für einen Luftvorhang an den Rädern sorgt. Das neue Design der zweifarbigen Lackierung in horizontaler Teilung bringt den Supersportwagen optisch näher an die Straße, wobei der untere Teil aus glänzendem Sichtcarbon besteht, sodass er mit dem Asphalt zu verschmelzen scheint. Die größten Veränderungen sind jedoch im hinteren Teil zu finden, wo ein großer, 1,9 Meter breiter Festflügel dominiert. Seine abgewinkelten Halterungen bilden zusammen mit den Streben in der hinteren Stoßstange ein optisches ‚X‘ und sollen an Science Fiction und Elemente aus dem Motorsport erinnern. Gleichzeitig reduziert der Verzicht auf die hydraulische Steuerung des normalerweise ausfahrbaren Flügels das Gewicht um 10 Kilogramm.

Zusammen mit dem neu gestalteten Diffusor erzielten die Aerodynamiker eine deutliche Verbesserung des Abtriebs. In der Mitte des hinteren Stoßfängers befindet sich die innovative Auspuffanlage aus hochtemperaturbeständigem Titan, die im 3D-Druckverfahren hergestellt wird. Dies garantiert minimale Wandstärken und trägt damit ebenso zur Gewichtseinsparung bei wie die völlig neu entwickelten Magnesium-Felgen. Diese sind jeweils vier Kilogramm leichter als die des normalen Chiron und optional mit sogenannten Aero Wings aus Carbon ausgestattet. In Ringform montiert, sorgen diese für eine optimale Belüftung der Radläufe und verbessern zudem die Aerodynamik des Pur Sport. Den passenden Reifen für diese neuen Felgen hat Bugatti in Zusammenarbeit mit Michelin entwickelt, den Michelin Sport Cup 2 R, der exklusiv für Bugatti produziert wird. Dank seines neuen Reifendesigns und einer modifizierten Gummimischung bietet dieser Reifen zehn Prozent mehr Querbeschleunigung. Die Größe für den Pur Sport beträgt 285/30 R 20 an der Vorderachse und 355/25 R 21 an der Hinterachse.

Passend zu den anvisierten Einsatzgebieten des neuen Bugatti ist das Fahrwerk kompromisslos auf Performance in Kurven abgestimmt. Dafür sorgen 65 Prozent härtere Federn vorn und 33 Prozent mehr Härte hinten in Verbindung mit einer angepassten Regelung der adaptiven Dämpfer und geänderten Sturzwerten von minus 2,5 Grad. Mit einem zusätzlichen ‚Sport+‘-Modus bietet die Fahrwerksregelung dem Fahrer die Möglichkeit, diese Modifikationen zu erfahren. Hier greift die Regelung deutlich später ein und gestattet dem Fahrer Drifts auch in schnellen Kurven.

Während Bugatti das Triebwerk mit 16 Zylindern, acht Litern Hubraum und einer Leistung von 1.500 PS unverändert aus dem Chiron und Chiron Sport übernommen hat, stellt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe eine Neuentwicklung dar. Eine insgesamt 15 Prozent kürze Gesamtübersetzung sorgt dafür, dass die einzelnen Gänge enger zusammenliegen und ermöglicht kürzere Gangsprünge. In Verbindung mit dem gesteigerten Abtrieb und den Fahrwerksmodifikationen lässt es den Chiron Pur Sport am Kurvenausgang noch brutaler beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit sinkt durch das neue Getriebe allerdings auf 350 km/h bei voll ausgedrehtem Motor. Die einzige Modifikation am Motor ist die Erhöhung der Maximaldrehzahl um 200 U/min auf jetzt 6.900 U/min. In Verbindung mir der kürzeren Übersetzung erreicht Bugatti damit eine Verbesserung der Elastizitätswerte um 40 Prozent verglichen mit dem normalen Chiron.

Die Produktion des neuen Bugatti Chiron Pur Sport beginnt in der zweiten Hälfte diesen Jahres und ist auf 60 Exemplare limitiert. Der Preis beträgt 3 Millionen Euro zuzüglich landesüblicher Steuern. „Mit dem Chiron Pur Sport zeigen wir ein herausragendes Fahrzeug, das kurz nach dem Anlassen für Nervenkitzel sorgt und die Grenzen der Fahrphysik noch stärker herausfordert als alle bisherigen Fahrzeuge. Damit stehen wir in guter, alter Bugatti-Tradition“, meinte Stephan Winkelmann, Präsident von Bugatti Automobiles, bei der Vorstellung des Pur Sport in Molsheim.


Bilder: Bugatti