BMW 3.0 CSL
Um im Tourenwagensport antreten zu können, sind Homologationsfahrzeuge nötig. Dabei handelt es sich um frei verkäufliche Modelle, die technisch und optisch weitestgehend dem Rennfahrzeug entsprechen. Ein solches Fahrzeug fand sich ab 1971 auch bei BMW. Als Basis nutzte man die Baureihe E9, ein viersitziges Coupé, das ab 1968 bei Karmann in Rheine produziert wurde. Anfänglich gab es den 2800 CS, später auch den 3.0 CS, den 3.0 CSi und den 2.5 CS. Schnell stand fest, dass diese Modellreihe gut in den Tourenwagensport passte. Einige Ingenieure und Techniker von BMW nahmen sich daher den 3.0 CSi vor und entwickelten ihn gezielt weiter. Aus dieser kleinen Gruppe wurde später die BMW Motorsport GmbH, heute BMW M. Beim E9 suchte man sich gezielt einen erfahrenen Partner, den man im Tuningbetrieb Alpina fand. Einen offiziellen Herstellerstatus hatte die Firma rund um Burkhard Bovensiepen damals noch nicht. Dafür betätigte man sich erfolgreich im Motorsport.
250 Kilogramm leichter
BMW wollte den bis dahin erfolgreich eingesetzten 2002 ti und tii ersetzen. Dafür musste der 3.0 CSi ordentlich abspecken. Durch Motorhauben und Türen aus Aluminium sowie hintere Scheiben aus Plexiglas und weitere kleine Details sank das Gewicht um mehr als 250 Kilogramm. Selbst die vordere Stoßstange fiel der Diät zum Opfer. Chromzierrat reduzierte man ebenfalls auf ein Minimum. Das für den Rennsport entwickelte Spoilerpaket war hingegen in vielen Ländern nicht ab Werk an den Homologationsautos verbaut. BMW befürchtete Probleme bei der Zulassung und überließ es den Kunden, diese Teile am Fahrzeug zu verbauen. So lagen die Luftleitbleche für die vorderen Kotflügel, der Dachspoiler und der Heckflügel einfach im Kofferraum. Montiert verliehen sie dem neuen 3.0 CSL eine ungewohnt marzialische Optik, die ihm den Beinamen „Batmobil“ einbrachte. Innen sorgten Sportsitze und ein dreispeichiges Sportlenkrad für sportiven Komfort. Erstaunlicherweise durften die Holzzierleisten an Armaturenbrett und Türverkleidungen an Bord bleiben.
















Drei Motorversionen
Technisch gab es drei Versionen des BMW 3.0 CSL. Anfänglich, ab Dezember 1971, verbauten die Techniker den Reihensechszylindermotor aus dem 3.0 CS, der aus 2.985 Kubikzentimetern 132 kW/180 PS schöpfte. Ab August 1972 wuchs der Hubraum auf 3.003 Kubikzentimeter. Zudem verwendete man nun eine Saugrohreinspritzung vom Typ Bosch D Jetronic. Damit stieg die Leistung auf 147 kW/200 PS. Rund ein Jahr später folgte die finale Ausbaustufe mit 151 kW/206 PS aus 3.153 Kubikzentimetern. Im Renntrim lag die Motorleistung deutlich höher. 1974 fuhren die Rennwagen mit 324 kW/440 PS aus 3,5 Litern Hubraum. Als 1976 Turbomotoren die Vorherrschaft übernahmen, entwickelte BMW einige CSL-Rennfahrzeuge dafür weiter. Die Leistung kletterte durch die Aufladung auf bis zu 590 kW/802 PS. Damit erreichten die BMW 308 km/h Höchstgeschwindigkeit. Zudem entstanden auf Basis von zwei Rennfahrzeugen die ersten beiden BMW Art Cars von Alexander Calder und Frank Stella.
M Streifen entstanden zufällig
Im Werksteam erhielten die Fahrzeuge eine weiße Lackierung mit Streifen in rot, dunkelblau und hellblau. Letztere waren ursprünglich für einen Sponsorendeal mit einer Mineralölfirma vorgesehen, der kurzfristig nicht zustande kam. Da die Optik jedoch allen Beteiligten gut gefiel, blieb es dabei. So entstanden die bis heute bekannten M-Streifen. Die ersten beiden Bauserien mit rund drei Litern Hubraum waren als Straßenversion nur in Weiß oder Silber erhältlich. Für die zweite Bauserie mit 3,2-Liter-Motor gab BMW den Kunden die komplette Farbauswahl des E9 frei. Damit trug man der Entwicklung in der Tourenwagen Europameisterschaft, der Deutschen Rennsportmeisterschaft, der amerikanischen IMSA Camel GT-Serie sowie Rennläufen nach FIA-Gruppe-5-Reglement Rechnung. Dort zeigten privat eingesetzte 3.0 CSL inzwischen viele Farben. Das „Batmobil“ erzielte zahlreiche Siege. Selbst nachdem BMW mit dem Werksteam bereists auf das Nachfolgemodell, den 6er, setzte, fuhren Privatteams weitere Meisterschaftstitel mit dem 3.0 CSL ein.






































3.0 CSL bei RM Sotheby’s
Während von der ersten Bauserie 110 Exemplare vom Band liefen, waren es mit dem 3,2-Liter-Motor lediglich 57 Stück. Nur vier davon erhielten ab Werk eine Lackierung in ‚Taiga Metallic‘, einem hellen Grün. Einer davon, Chassisnummer 49, steht morgen bei RM Sotheby’s in Amelia Island zur Versteigerung bereit. Erstausgeliefert am 5. Juni 1975 bei BMW Höss in Memmingen ging der Wagen einige Jahre später über den Atlantik. Dort nahm ihn Robert Picut in Green Brook, New Jersey, entgegen. 1992 verkaufte er den CSL zurück nach Deutschland an den Gründer und Präsident des BMW CSL Club, Marco Kögel. In der Folgezeit erfolgte eine umfangreiche Restaurierung, durch die das seltene Coupé bis heute hervorragend aussieht. Von 2004 bis 2009 gehörte der BMW einem Franzosen, anschließend einem britischen Sammler. Seit 2012 ist der Wagen wieder in den USA und wird nun von RM Sotheby’s angeboten. Dabei wird ein Zuschlagspreis zwischen US$ 325.000 und US$ 375.000 erwartet.
Bilder: RM Sotheby’s, Theodore W. Pieper