BMW 1600 GT Cabriolet
Erinnern Sie sich an die deutsche Automarke Glas? Vermutlich eher nicht. Das bekannteste Fahrzeug der ‚Hans Glas GmbH‘ lief schließlich unter dem Markennamen Goggomobil vom Band und ist daher bis heute eher als ‚Goggo‘ im kollektiven Gedächtnis haften geblieben. Auf das seit 1955 gefertigte Kleinstautomobil folgte ab 1958 der Glas Isar mit einem Zweizylinder-Viertaktmotor. Ab 1962 gab es erstmals vier Zylinder im Hause Glas im 1004, der zudem erstmals im Automobilbau einen Zahnriemen für den Nockenwellenantrieb nutzte. Als Varianten folgten der 1204 und der 1304. Mit dem 1300 GT präsentierte man 1963 ein kompaktes Sportcoupé mit einer Karosserie von Pietro Frua, der auch die Mittelklasse-Limousine 1700 einkleidete. Auf der IAA 1965 erfolgte die Weltpremiere des Glas 2600 V8 und 3000 V8, der im Volksmund aufgrund der optischen Ähnlichkeit seiner Frua-Karosserie zu gewissen italienischen Sportwagen den Namen ‚Glaserati‘ erhielt. Allerdings sorgten die hohen Fertigungskosten dieses Wagens auch für den endgültigen Nagel im Sarg der Hans Glas GmbH, die schließlich am 10. November 1966 durch BMW übernommen wurde.
Unter der neuen Leitung wurde die Fertigung der Modellpalette vorerst weitergeführt. Vom großen Sportwagen entstanden wenige Exemplare als BMW 3000 V8, das Goggomobil blieb bis 1969 im Programm, den 1700 exportierte man nebst Fertigungsanlagen als BMW 1804 und 2004 nach Südafrika und aus dem 1300 GT sowie dem zwischenzeitlich von Glas eingeführten 1700 GT wurde der BMW 1600 GT mit Motor, Sitzen und Schräglenkerhinterachse an Schraubenfedern (anstelle einer Starrachse an Blattfedern) aus dem BMW 1600 TI. Während Glas den kleinen Sportwagen offiziell noch als Coupé und Cabriolet angeboten hatte, entfiel die offene Variante aufgrund der neuen Hinterachse. Testweise entstanden im Herbst 1967 jedoch zwei Prototypen mit verstärktem Chassis, von denen einer kurz darauf verunfallte und verschrottet werden musste.




































Das einzig verbliebene Exemplar des BMW 1600 GT Cabriolets übergab man an den damaligen BMW-Großaktionär Herbert Quandt, der das Unikat jahrelang gemeinsam mit seiner Familie nutzte. Anschließend verkaufte er den offenen Viersitzer an einen Münchner Mannequin, auf den ein Fürther Unternehmer folgte. Schließlich gelangte der Wagen in den Besitz des Münchner Allianz Zentrum für Technik, wo eine umfangreiche Restaurierung erfolgte, um das Einzelstück für die Nachwelt zu erhalten. Vor kurzem erlangte dann die BMW Group Classic Abteilung Kenntnis vom Verbleib des Cabrios und konnte es schließlich erwerben. Bei einer folgenden Bestandsaufnahme stand schnell fest, dass der Wagen erneut restauriert werden musste. Die Idee kam auf, dies durch Auszubildende in jenem Werk erledigen zu lassen, wo das Fahrzeug einst vom Band gelaufen war, in Dingolfing.
Neun Azubis zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker machten sich unter Anleitung ihrer Ausbilder ans Werk und wurden bei der Ersatzteilbeschaffung durch BMW Group Classic intensiv unterstützt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Silberner Lack, rotes Leder und ein rotes Stoffverdeck zieren den 1600 GT, der sich von den Glas-Modellen durch den Nierengrill und die runden Rückleuchten des 02er BMW unterschied. Ab jetzt kann das Cabriolet auf Oldtimer-Events und -Messen begutachtet werden, wird jedoch mit Sicherheit auch zeitweise im BMW Museum in München ausgestellt. Als neues Juwel der Fahrzeugsammlung ist man verständlicherweise stolz auf dieses Werk.
Bilder: BMW