Aston Martin Virage 6.3 Liter

Aston Martin Works ist unter Markenkennern schon lange für exzellente Arbeit an klassischen Aston Martin Modellen bekannt. Hervorgegangen ist sie aus der Customer Service Division. Seit 2007 sitzt die Works-Abteilung im ehemaligen Produktionsstandort Newport Pagnell, wo rund 13.000 Automobile in Handarbeit entstanden sind, bevor die Fertigung nach Gaydon umzog. Aktuell feiert man das 30-jährige Jubiläum einer besonderen Konversion. Ab 1992 bot man einen Umbau an, der zu den bekanntesten und begehrtesten der Firmengeschichte gehört. Als Basis diente der 1989 vorgestellte Virage, der das erste komplett neue Modell der Marke seit gut 20 Jahren war. Parallel zum Debüt dieses Serienautos begab sich Aston Martin nach langer Pause auch wieder auf die Rennpiste. Dort nahm der AMR1 an der Gruppe-C-Sportwagenweltmeisterschaft teil. Hinter dem Fahrer werkelte dabei ein vom Serien-V8-Motor abgeleitetes Triebwerk.

Von 330 auf 500 PS

Aus ursprünglich 5,3 wurden im Rennwagen schnell sechs und dann 6,3 Liter Hubraum. Diesen Zuwachs wollte man auch der Serienkundschaft zuteil werden lassen. Allerdings reichten die finanziellen Mittel nicht, um eine eigenständige Modellvariante herauszubringen. Stattdessen gab es, anfänglich unter der Hand, einen Umbaukit, der im Werk in der Customer Service Division durchgeführt werden konnte. Damit wurde man auch dem damaligen „nur mehr ist mehr“-Zeitgeist gerecht. Aus dem originalen 5,3-Liter-V8 entwickelte der Virage 330 PS und 475 Newtonmeter Drehmoment. Für die frühen 1990er Jahre kein schlechter Wert. Allerdings ausbaufähig, wie der Umbaukit zeigte. Damit stieg die Leistung auf 500 PS und 651 Newtonmeter an. 542 Newtonmeter – eine ordentliche Kelle mehr als beim Serienauto – standen bereits ab 2.500 U/min bereit. Gemeinsam mit Cosworth entwickelte man einen Vierventil-Zylinderkopf mit neuen Einlassnockenwellen, Rennkolben und eine Schmiedekurbelwelle.

Grand Tourer mit viel Leistung

Die technischen Daten des 6,3-Liter-Triebwerks erhoben den Aston Martin Virage in die Welt der damaligen Sportwagenelite. Allerdings blieb der Wagen im Grunde seiner Konstruktion ein Grand Tourer der alten Schule. Dies zeigt sich speziell beim Blick auf die Dimensionen und das Gewicht. Der Virage erstreckte sich auf 4.737 Millimeter Länge, war knapp unter zwei Meter breit und wog volle 1.969 Kilogramm. Trotzdem drückte die gewaltige Motorleistung das Auto in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Als Höchstgeschwindigkeit versprach Aston Martin 280 km/h. Passend zum vergrößerten Motor erhielten die umgebauten Autos auch Upgrades am Fahrwerk und den Bremsen sowie ein paar optische Retuschen. Steifere Federn und Dämpfer sowie größere Stabilisatoren verhalfen dem Virage zu besserem Fahrverhalten. Hinter den 18 Zoll großen Fünfspeichen-Felgen von OZ Racing verbargen sich innenbelüftete und gelochte Bremsscheiben mit ABS.

Diverse Technikextras

Neben den auf 18 Zoll vergrößerten Rädern erhielt der Vantage weitere Modifikationen an der Karosserie. Zuerst benötigte man für die Rad-Reifen-Kombination breitere Radhäuser und somit Kotflügelverbreiterungen. Diese entstanden von Hand aus Aluminium. An die Verbreiterungen passte man anschließend auch die Schwellerverkleidungen sowie die Schürzen an. Auf dem Kofferraumdeckel fand sich zudem ein Heckspoiler. Innen gab es über die serienmäßigen Connolly-Lederpolster hinaus optional hochwertigste Technikspielzeuge auf der Höhe der damaligen Zeit. So konnten die Besitzer Minidisc-Player oder einen Fernseher verbauen lassen. Ohne derartige Extras lag der Preis für den Motorumbau bei £ 60.000, während der Basis-Virage bereits £ 140.000 kostete. Die genaue Anzahl umgebauter Autos ist selbst Aston Martin Works unbekannt. Je nach Quelle dürften es zwischen 60 und 80 Exemplare gewesen sein, die zum Teil auch als Volante (Cabrio), Limousine oder Kombi ausgeliefert wurden.

Bilder: Aston Martin Works, Max Earey