Aston Martin Team Car LM7
Zwischen den beiden Weltkriegen tummelten sich viele Sportwagenhersteller auf den berühmten Rennstrecken, um untereinander auszufechten, wer die besseren Fahrzeuge baut. Besonders das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewann in dieser Zeit an Bedeutung. Neben MG, Bentley, Mercedes-Benz, Bugatti, Frazer Nash und Alfa Romeo fand sich hier auch das Werksteam von Aston Martin ein. Letztere Marke feierte besonders in den 1930er Jahren diverse Klassen- und Mannschaftserfolge. Seit Mitte der 1920er leiteten Rennfahrer Augustus ‚Bert‘ Bertelli und der reiche Erbe William ‚Bill‘ Renwick die Geschicke des britischen Herstellers und verlagerten die Produktion in neue Backsteingebäude in Feltham. Ihr Plan war die Entwicklung von Sportwagen, die auf eigener Achse zu den Rennstrecken gefahren werden könnten und dort ohne tiefgreifende Veränderungen Erfolge einfahren würden.
Bereits 1928 entstanden die ersten beiden Team Cars LM1 und LM2, die im gleichen Jahr in Le Mans an den Start rollten. 1929 folgte LM3, 1930 schließlich LM4, die es beide nie auf die Strecke an der Sarthe im Nordwesten Frankreichs schafften. HJ Aldington, der eigentlich für Frazer Nash tätig war, schoss 1931 frisches Geld ins Unternehmen Aston Martin und bestellte zugleich drei neue Rennfahrzeuge, LM5, LM6 und LM7. Als finale Exemplare des Bertelli-Entwurfes, der auf dem Modell International basierte, erhielten sie einen 1,5 Liter großen Vierzylindermotor mit neu gestalteten Zylinderköpfen, die mehr Kompression erzeugten. Damit standen 70 PS bei 5.000 U/min zur Verfügung, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h sorgten. Im Rennbetrieb kam ein spezieller Kraftstoff zum Einsatz, der zu 75 Prozent aus Ethylen und zu 25 Prozent aus Benzol bestand. Über ein manuelles Viergang-Getriebe gelangte die Motorkraft auf die Hinterachse und breitere Trommelbremsen sorgten für gute Verzögerungswerte.






























Harry Bertelli, ein Bruder von ‚Bert‘, gestaltete die Karosserien mit langer Motorhaube, schmalen Kotflügeln sowie einem langen, spitzen und abfallenden Heck unter dem sich das liegende Ersatzrad und ein großer Benzintank mit zwei Einfüllstutzen befindet. Auf Türen und ein Dach verzichtete man gänzlich, wodurch der Fahrer und der damals noch obligatorische Mechaniker auf dem Beifahrerplatz schnell in ihre Schalensitze hüpfen können. Vor ihren Köpfen befinden sich lediglich kleine rechteckige Scheiben als minimaler Wetterschutz.
LM7 steht aktuell beim Oldtimer-Spezialisten Kidston SA zum Verkauf bereit. Dieser Werksrennwagen ging 1931 erstmalig beim Double-12-Rennen in Brooklands an den Start, wo es über eine Renndistanz von zweimal 12 Stunden, getrennt von einer Nachtpause ging. Mit neuen, leistungsfähigeren Zeiss-Scheinwerfern ging es anschließend zu den 24 Stunden von Le Mans, wo diese Leuchteinheiten aufgrund ihres höheren Gewichts allerdings die Schrauben der Halterungen zerbrachen, was zu zusätzlichen Boxenstopps führte. Bei LM7 brachen schließlich auch die Befestigungen des vorderen linken Kotflügels, was aufgrund der damaligen Regularien zum Ausschluss führte. Bis zum nächsten Einsatz bei der Ards Royal Automobile Club Tourist Trophy in Nordirland im August 1931 wurden alle drei Fahrzeuge im Werk durchgecheckt und mit einem besser zugänglichen Ersatzrad ausgerüstet, für das nicht mehr erst die Sitze ausgebaut werden mussten. Auf der Beifahrerseite sorgte eine Ausbuchtung der Motorhaube für den nötigen Bauraum eines größeren Vergasers. LM7 erhielt dabei Kotflügel eines älteren Team Car, die bis heute am Wagen erhalten blieben.
Nach der Saison 1931 kaufte Mortimer Morris-Goodall LM7 und setzte den Wagen 1932 und 1933 in diversen Events ein, unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans. Ab Ende 1933 folgten diverse weitere Besitzer, die den seltenen Aston Martin nur noch selten auf Rennstrecken brachten. In den späten 60er Jahren ließ Inman ‚Ted‘ Hunter, der erste Registrar des Aston Martin Owner’s Club (AMOC), eine umfangreiche Restaurierung durchführen, in deren Verlauf eine Hinterachse eines späteren Team Car verbaut wurde. Pink Floyd’s Schlagzeuger Nick Mason erwarb den Sportwagen Ende der 1970er, nutzte ihn selbst bei diversen Rennen, verlieh ihn an Freunde und Familienmitglieder und verkaufte ihn 2007 schließlich an den heutigen Besitzer in Italien. Dieser nutzte LM7 unter anderem in fünf Mille Miglia Ausgaben. Nun darf sich bald ein neuer Besitzer über die Fahrleistungen dieses Vorkriegsrennwagens mit Straßenzulassung freuen.
Bilder: Kidston SA