Ascari Ecosse

In den 1990er Jahren tauchten einige neue oder wiederbelebte Sportwagenmarken auf. Neben Bugatti mit dem EB110 und McLaren mit dem F1 blieben viele davon eher unbekannt. Einer dieser Hersteller präsentierte 1995 auf der British Motor Show eine erste Konzeptstudie namens FGT. Als Firmennamen nutzte man den Nachnamen des dritten Formel-1-Weltmeisters Alberto Ascari. Für die Gestaltung der Kunststoffkarosserie des Mittelmotorsportwagens zeichnete Lee Noble verantwortlich. Allerdings war die Finanzierung der Produktion noch nicht gesichert. So war es ein Glücksfall für die junge Marke, dass der erfolgreiche Geschäftsmann und professionelle Rennfahrer Klaas Zwart die Messe besuchte und Gefallen am Ascari FGT fand. Er kaufte nicht einfach nur ein Auto für sich, sondern übernahm direkt die gesamte Firma.

Karriere von Lee Noble

Lee Noble hatte zuvor bereits einige britische Sportwagen (mit-)entwickelt. Seine Karriere begann Anfang der 1980er Jahre bei Ultima, wo er den Mark I, Mark II und Mark III auf die Räder stellte. Zudem entstanden unter seiner Leitung Nachbauten des Ferrari P4 und Lotus 23. Später half er den Kleinserienmarken Prosport und Midtec, bevor er in die Firma Ascari einstieg. Nach der Übernahme durch Klaas Zwart blieb er noch einige Jahre an Bord, bevor er 1999 unter eigenem Namen den Noble M10 präsentierte. Es folgten die Modelle M12, M400, M15 und M600, ehe er sich aus seiner eigenen Firma zurückzog. Heute ist er freiberuflich als Designer und Entwickler tätig und erstellte unter anderem noch den Fenix GT und den polnischen Arrinera Hussarya

Entwicklungsgeschichte vom FGT zum Ecosse

Das 1995 vorgestellte Ascari FGT Concept war bereits komplett fahrtauglich. Hinter den Passagieren saß ein sechs Liter großer V8-Motor von Chevrolet. Klaas Zwart sah beim Besuch des Messestandes 1995 schnell das Potenzial in diesem Fahrzeug, um es auch im Rennsport einsetzen zu können. Nach den damaligen Homologationsregularien reichte bereits das einzige gebaute Straßenauto zur Zulassung in der British GT Championship aus. So entstand ein zweites Exemplar als Rennversion mit einem Ford-V8-Triebwerk. Mit diesem Auto gewann Zwart 1995 ein Rennen in Silverstone. Beim Qualifikationstraining für die 24 Stunden von Le Mans erreichte der Ascari FGT allerdings nicht die notwendigen Rundenzeiten, um zum Rennen zugelassen zu werden. So verblieb der FGT für die Saisons 1996 und 1997 weiterhin in der British GT. Parallel liefen Vorbereitungen für die Produktion von Straßenversionen.

Leistungssteigerung von Hartge

Da speziell aus Europa das meiste Interesse für den neuen Ascari Sportwagen aufkam, suchte das Team nach einem Triebwerk, für das problemlos ein Werkstattnetz gefunden werden könnte. Man entschied sich schließlich für den damals aktuellen V8-Motor mit 4,4 Litern Hubraum von BMW. Allerdings hielt man die gebotene Serienleistung nicht für ausreichend und tat sich daher mit dem deutschen Tuner Hartge zusammen. Dort erhielten die Motoren eine Leistungsspritze auf 224 kW/304 PS. Spätere Exemplare wurden auf 4,7 Liter aufgebohrt und kamen auf 298 kW/406 PS. Zudem gab es zum Abschluss der Produktion drei Fahrzeuge mit einem fünf Liter großen Hartge-V8 und 313 kW/426 PS. Obwohl die Serienproduktion bereits ab 1997 lief, debütierte das Auto erst 1999 auf der Earl’s Court Motor Show erstmalig auf einer Automesse. In Anlehnung an die erfolgreichen Firmen von Klaas Zwart in Schottland hieß der Wagen nun Ascari Ecosse.

Nummer 008 gehörte der Zwart-Familie

Am Rohrrahmen-Chassis und der aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellten Karosserie änderte sich vom Konzeptfahrzeug bis zum Ende der Produktion im Jahr 2000 nur wenig. Einige wenige Verbesserungen ergaben sich aus Erkenntnissen mit dem Rennfahrzeug und der Erprobung der Straßenversion. Allerdings fertigte Ascari insgesamt lediglich 17 Ascari Ecosse zuzüglich dem Konzeptauto und der Rennversion. Chassisnummer 008 blieb dabei in der Familie von Firmenchef Klaas Zwart. Dieser hatte inzwischen unter dem Namen ‚Ascari Race Resort‘ in der Nähe von Ronda in Spanien eine Renn- und Teststrecke mit angeschlossenem Ferienparadies. Dort verblieb der Wagen bis 2011. Anschließend nutzte die Zwart-Familie ihn in den Niederlanden. 2019 kaufte der aktuelle Besitzer den Ascari und versuchte ihn nun in der Paris-Auktion von RM Sotheby’s zu versteigern. Da der Mindestpreis nicht erreicht werden konnte, steht der Wagen nun für 165.000 € in der Private Sales Sektion des Auktionshauses bereit.

Bilder: RM Sotheby’s, Dirk de Jager