Apollo GT

Sagt Ihnen der Name Milt Brown etwas? Keine Angst, die Bildungslücke ist sehr klein, falls Sie mit „nein“ antworten mussten und wir füllen sie an dieser Stelle gern. Brown war ein US-amerikanischer Ingenieur und Designer, der Ende der 1950er Jahre mit der Idee spielte, einen formidablen Sportwagen auf die Räder zu stellen. Diesen Traum verfolgten damals einige Menschen, was zu diversen interessanten Fahrzeugen führte. In diesem Falle startete alles mit einem von Milt Brown entwickelten Leiterrahmen, den er mit einem 3,5 Liter großen Buick-V8-Triebwerk versah. Der Grund dafür war simpel: Mit lediglich 160 Kilogramm Gewicht war es das leichteste US-Aggregat der damaligen Zeit. Während weitere Antriebsteile von Buick stammten, entnahm er die Bremsanlage dem Chevrolet Corvair und die Lenkung der Corvette C1.

Auch unter anderen Namen bekannt

Für die Gestaltung der Karosserie zeichnete ursprünglich sein enger Freund Ron Plesca verantwortlich, der sich von verschiedenen europäischen Sportwagen der damaligen Zeit inspirieren ließ. So finden sich am finalen Fahrzeug runde Scheinwerfer und eine lange Motorhaube nebst weit zurückversetzter Passagierkabine, abfallender Seitenlinie und kleinen Rückleuchten im Stil des Jaguar E-Type. Brown kam mit Frank Reisner in Kontakt, der in Turin die Firma Construzione Automobili Intermeccanica betrieb und dort den Sportwagen gern fertigen wollte. Der bei der italienischen Karosseriebaufirma Carrozzeria Sargiotto gefertigte Prototyp hatte hinter den Türen keine seitlichen Scheiben. Diesen eher unharmonischen Entwurf veränderte Franco Scaglione Ende 1962 zum finalen Fahrzeug, das schließlich als Apollo GT debütierte und unter der neu gegründeten Marke International Motor Cars (IMC) vertrieben wurde.

Der teure Fertigungsprozess, bei dem Fahrwerk und Karosserie in Italien gefertigt und mit dem Interieur versehen wurden, dann auf die Schiffsreise in die USA nach Oakland in Kalifornien gingen und dort ihre technischen Komponenten erhielten, führte natürlich zu hohen Preisen für den Apollo GT. Auch die Ausweitung des Produktportfolios um eine Cabrio-Variante und einen zusätzlich angebotenen, größeren V8 von Buick (wodurch sich die Bezeichnungen 3500 GT und 5000 GT ergaben, obwohl der große Motor eigentlich nur 4,9 Liter Hubraum hatte) brachte nicht den erhofften Erfolg. Zwischen 1962 und 1965 entstanden lediglich 90 Coupés und 11 Cabrios, wobei heute nicht mehr zweifelsfrei feststeht wieviele Exemplare welchen Motor erhielten. Zudem wurde die Karosserie im Laufe dieser Zeit verändert und zeigte danach neben einer etwas spitzeren Front auch ein Stufenheck. Einen der seltenen frühen 5000 GT mit Fließheck bietet aktuell Hyman Ltd in den USA für 195.000,- US$ (rund 168.000,- €) zum Verkauf an. Dieses Auto ist auch in unserer Fotogalerie zu sehen.

Um die finanziellen Probleme seines Unternehmens in den Griff zu bekommen, holte sich Milt Brown einen Geschäftspartner in Form der Firma Vanguard Motors aus Texas an Bord, der genügend Geld für die Produktion von weiteren 15 Fahrzeugen bereitstellte, bevor auch diese Firma in die Insolvenz ging. Sie wurden unter dem Namen Vetta Ventura verkauft. Im Anschluss übernahm der kalifornische Anwalt Robert Stevens die Rechte am Bau des Sportwagens und bot ihn von seinem neu gegründeten Unternehmen Apollo International in Pasadena/Kalifornien aus erneut als Apollo GT an. Mehr als eine Hand voll Autos sind hier jedoch wohl nicht entstanden. Es folgte ein Wechsel auf die Ostseite der USA zur Firma Griffith Motors im Bundesstaat New York, die zuvor hauptsächlich TVRs technisch verändert hatte. Hier erhielt der nun Griffith GT genannte Wagen ab jetzt einen 4,6 Liter großen V8-Motor aus dem Plymouth Barracuda. Nach nur 14 gefertigten Wagen war jedoch auch hier Feierabend. Es folgte noch eine kurze Episode bei Suspensions International, die den Sportwagen als Omega GT mit einem 4,7-Liter-Ford-V8 anboten, nach knapp über 30 gebauten Autos jedoch ebenfalls die Produktion beenden mussten. In der gesamten Zeit stammten die Karosserien und Chassis von Intermeccanica, die in der Folgezeit selbst die Gesamtproduktion übernahmen und das Fahrzeug zum Intermeccanica Torino sowie später als Italia anboten. Filmfreunde kennen die frühe Urform des Fahrzeugs als ‚Thorndyke Special‘ aus dem 1968er Disney-Spielfilm ‚The Love Bug‘ (in Deutschland: ‚Ein toller Käfer‘).

Bilder: Hyman Ltd