Alfa Romeo 6C 2500 Turismo Ministeriale

Die 6C-Baureihe brachte Alfa Romeo in den 1930er Jahren einen bestmöglichen Ruf ein. Während sportliche Ableger bei Rennen Erfolge einfuhren, gab es parallel auch luxuriöse Limousinen und Cabriolets. Hierfür bot das Werk das verlängerte Turismo-Fahrgestell mit Leiterrahmen und Schalthebel auf dem Mitteltunnel an, um es wahlweise intern oder bei externen Karosseriebauern einkleiden zu lassen. In den Jahren 1939 und 1940 entstanden in der hauseigenen Carrozzeria Alfa Romeo 81 Exemplare des 6C 2500 Turismo mit der je nach Kundenwunsch sechs- oder siebensitzigen Ministeriale-Karosserie. Davon sind nach heutiger Kenntnis nur noch zwei Fahrzeuge bekannt. Einen davon bietet RM Sotheby’s aktuell in einer Online-Auktion an.

Dieser 6C mit Fahrgestellnummer 914.073 ist laut Markenhistorikern das letzte Auto des Baujahres 1939 und wurde laut Fahrzeugdokumenten erstmals am 2. Januar 1940 zugelassen. Interessanterweise entstand der immer noch verbaute Originalmotor laut Werksunterlagen erst Anfang 1940. Möglich ist jedoch, dass die Fahrzeugpapiere bereits ausgestellt und zur Zulassung gegeben wurden, während das Auto sich noch in den finalen Fertigungsschritten befand. Der genaue Verbleib dieses Alfa Romeo während des Zweiten Weltkrieges ist unklar. 1946 erfolgte jedoch eine Ummeldung auf ein Mailänder Kennzeichen unter dem damaligen Besitzer Gian Antonio Cornaggia Medici Castiglioni, einen späten Vertreter der berühmten Medici-Familie. Noch im gleichen Jahr verkaufte er den 6C 2500 an die Firma Comptoir International in Rom. 1950 folgte mit der Prinzessin Donna Laura dei Principe Ruspoli eine weitere Vertreterin eines alten italienischen Adelsgeschlechts als Fahrzeugbesitzerin. Nachdem sie 1960 verstarb, behielt ihre Familie das Auto für ein weiteres Jahrzehnt.

Fernando Cartozzi wurde 1970 zum nächsten Besitzer und reichte den Alfa Romeo vier Jahre später an seinen Neffen weiter. Insgesamt verblieb der 6C 2500 Turismo Ministeriale für 48 Jahre im Familienbesitz. In dieser Zeit tauchte das seltene Fahrzeug in mehr als 80 nationalen und internationalen Filmen auf, darunter ‚L’intervista‘ von Federico Fellini, ‚Der Zauber von Malèna‘ (‚Malèna‘) mit Monica Belluci oder ‚Fade to Black‘ mit Christopher Walken. Ganz kurz ist der Alfa auch im neunfach mit dem Oscar ausgezeichneten Film ‚Der letzte Kaiser‘ (‚The Last Emperor‘) zu sehen. Hinzu kamen italienische TV-Serien. 2018 verkaufte die Cartozzi-Familie das bis heute nie komplett restaurierte Auto. Seither befindet es sich in einer Sammlung im niederländischen Tilburg. Im Laufe der Jahre wurde der Lack an diversen Stellen ausgebessert und vor drei Jahren erfolgte eine Erneuerung der Bezugsstoffe für Sitze, Türtafeln und Dachhimmel. Original verblieben hingegen das Armaturenbrett, die Teppiche, die Radkappen von Fergat und die Scheinwerfer von Carello. Dank eines FIVA-Wagenpass kann der 6C bei diversen Veranstaltungen angemeldet werden, inklusive der Mille Miglia. RM Sotheby’s erwartet zwischen 160.000 und 200.000 €.

Bilder: RM Sotheby’s