Delahaye 135MS Figoni & Falaschi Narval

Über die einstige französische Luxusautomarke Delahaye ist heute oftmals nur noch wenig bekannt. Nach einer glänzenden Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg versuchte man sich daran, nach dem Krieg weiterhin im Feld der Luxusfahrzeuge erfolgreich zu sein, was für ein paar Jahre gelang. Letztlich verschlief man jedoch die Notwendigkeit von Weiterentwicklungen und musste 1954 die Geschäftstätigkeiten an den Konkurrenten Hotchkiss abtreten, der die Produktion umgehend stilllegte. Bis zuletzt bot man parallel das nach dem Krieg neuentwickelte Modell 235 und das Vorkriegsfahrzeug 135 in den Ausbaustufen 135M und 135MS an. Bei letzterem kennzeichnete das S die Sportlichkeit und zugleich die höchsten Leistungsstufen. Das 3,6 Liter große Reihensechszylindertriebwerk leistete je nach Kundenwunsch zwischen 120 und 145 PS, wobei Rennversionen sogar auf 160 PS kamen. Neben klassischen Werkskarosserien bot Delahaye auch rollfertige Chassis an, die vom Kunden beim Karosseriebauer der Wahl angeliefert werden konnten, um einen eigenständigen Aufbau zu erhalten.

Ein solches Fahrzeug ist Chassisnummer 800495. Es gelangte als Plattform zum Pariser Karosseriebauer Figoni & Falaschi, der für außergewöhnliche Formen auf Basis von diversen europäischen Marken bekannt ist. Viele Ideen entstanden auch auf Delahaye-Chassis. 1946 präsentierte man beispielsweise auf dem Pariser Autosalon den Narval auf Basis eines 135M. Dieser Name stammt vom Narwal oder auch Beluga Wal, der eine besonders markante Stirnpartie aufweist. Eine ähnliche Gestaltung findet sich beim Auto oberhalb der Kühlermaske, während die restliche Karosseriegestaltung laut Figoni & Falaschi ebenfalls die Formen des Walkörpers aufnimmt und durch Rundungen an den Kotflügeln und am Heck wiedergibt. Insgesamt entstanden sieben Narval-Karosserien auf Delahaye-Chassis, eine davon für Chassisnummer 800495, vorgestellt auf dem 1947er Autosalon in Paris.

Das damals schwarz lackierte Fahrzeug ging nach der Messe in den Besitz des berühmten französischen Sängers und Komponisten Charles Trenet über. Unter der Haube befindet sich die 125 PS starke Motorvariante mit drei Solex-Fallstromvergasern. Über ein Viergang-Vorwahlgetriebe von Cotal gelangt die Kraft auf die Hinterräder. Ein baugleiches Getriebe fand sich zur selben Zeit auch in den Modellen 810 und 812 von Cord in den USA. Seit Ende der 1960er Jahre befindet sich der 135MS im gleichen Besitz. In diesem Zeitraum erfolgte auch eine umfassende Restaurierung auf Concours-Standard, in deren Verlauf der Wagen außen hellblau lackiert und innen mit blauem Leder ausgeschlagen wurde. Zudem erhielt der Narval ein blaues Stoffverdeck.

Besonders bemerkenswert sind typische Figoni-Details wie das Lenkrad aus transparentem Kunststoff, die drei Chromleisten auf jeder Seite der Motorhaube oder die senkrechte Finne am Heck. Auf der Beifahrerseite sitzt eine hochglanzpolierte Metallplakette mit der Aufschrift ‚Charles Trenet – La Carriere – Antibes‘. Im Rahmen der Monterey Car Week im August bietet das amerikanische Auktionshaus Mecum diesen besonderen Delahaye an. Bislang gibt es noch keine Informationen über die Höhe der erwarteten Gebote. In der gleichen Auktion kommt zudem ein weiterer Delahaye 135MS unter den Hammer.

Bilder: Mecum Auctions