85 Jahre Škoda Superb

Bereits seit den Anfängen der Firmengeschichte, als die Marke noch ‚Laurin & Klement‘ hieß, gibt es im Hause Škoda luxuriöse Automobile. So stellte man in Mladá Boleslav bereits 1907 erstmals in Mitteleuropa einen Achtzylindermotor her und verbaute ihn im Typ FF. Später folgten Reihensechszylindermotoren nach dem Knight-Bauprinzip mit Schiebern anstelle von Ventilen und schließlich der repräsentative Škoda 860 von 1929 mit einem neuen Achtzylinder-Triebwerk. Als Nachfolgemodell präsentierten die Tschechen am 22. Oktober 1934 den 640 mit Zentralrohrrahmen und Einzelradaufhängung an allen vier Rädern. Die Limousine erstreckte sich auf 5,50 Meter Länge, 1,70 Meter Breite und 1,66 Meter Höhe. Neben der reinen Nummernbezeichnung wählte Škoda erstmals auch einen richtigen Modellnamen und taufte den 640 ‚Superb‘. Neben der englischen Bedeutung ‚großartig, außerordentlich, hervorragend‘ nutzte man auch den lateinischen Wortstamm ’superbus‘ der übersetzt ’stolz‘ bedeutet. Insgesamt also eine sehr passende Bezeichnung für ein Luxusauto.

Trotz der Premiere im Oktober 1934 dauerte es bis Januar 1935 ehe das erste Auto ausgeliefert wurde. Es erhielt auf Wunsch von Pavla Loevenstein, der Frau des damaligen Generaldirektors des Škoda-Konzerns, JUDr. Karel Loevenstein, eine rote Lackierung. Reguläre Kunden erhielten ihren 640 Superb ab März 1935 und mussten bald längere Wartezeiten aufgrund der großen Beliebtheit in Kauf nehmen. Aus heutiger Sicht mag es belustigen, doch damals waren vier Wochen für die geschlossene Limousine oder acht Wochen für das Superb Cabriolet viel Zeit. Wählte man gewisse Sonderausstattungen wie Palisanderablagen hinter den Vordersitzen aus, konnte sich die Fertigungszeit weiter verlängern. Škoda bot zudem bereits damals ein Röhren-Autoradio an. Als Antrieb fungierte ein 2,5 Liter großer Reihensechszylindermotor mit 40,5 kW/55 PS.

Annähernd jährlich erfolgten Weiterentwicklungen und Modifikationen an der Ausstattungsliste des Superb. Nach rund 600 Exemplaren mit seitlicher Ventilsteuerung erschien der Škoda Superb OHV mit obenliegender Nockenwelle, auf 3,1 Liter vergrößertem Hubraum und einer Leistungssteigerung auf 59 kW/80 PS. Im Jahr 1940 musste man die Autoproduktion durch den Zweiten Weltkrieg aussetzen. Kurz zuvor entstanden wenige Exemplare des Superb 4000 mit einem vier Liter großen V8-Triebwerk. In den Kriegsjahren entstanden für Militärzwecke die Modelle Š 952 und Š 956, die auf dem Superb basierten. Nach dem Krieg lief die Produktion des Superb OHV in leicht modifizierter Form wieder an. Rund 1.000 Stück liefen in drei Jahren bis 1949 vom Band. Ein Exemplar von 1948 steht seit rund drei Monaten in frisch restaurierter Form im Fuhrpark des Škoda Museums in Mladá Boleslav (wir berichteten).

Erst 2001 unter der neuen Firmenleitung des Volkswagen Konzerns besann man sich bei Škoda sowohl auf die Tradition großer Limousinen als auch auf die Namensgebung Superb. Basierend auf dem chinesischen VW Passat mit langem Radstand debütierte eine neue Limousine, die sich zwischen Mittelklasse und Oberer Mittelklasse einsortieren lässt. Ordentliche Ausstattung und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis sorgten schnell für gute Verkaufszahlen. Nach 136.068 Exemplaren erfolgte 2008 die Umstellung auf die nächste Modellgeneration, bei der die Limousine eine große Heckklappe erhielt und zudem erstmals eine Combi-Variante ins Programm aufgenommen wurde. Als 2015 der Wechsel auf die dritte moderne Superb-Generation erfolgte, hatten 622.490 Exemplare der zweiten Generation den weltweiten Erfolgszug dieser Modellreihe deutlich untermauert. Auf Basis des aktuellen Baumusters gibt es neben Limousine und Combi seit kurzem erstmals eine Scout-Version sowie in Kürze auch eine Plug-In-Hybridversion.

Bilder: Škoda