65 Jahre DKW Monza

Nennen Sie einen deutschen Sportwagen aus dem Jahr 1956. Nachdem nun vermutlich ein Flügeltürer vor Ihren Augen vorbeigerollt ist, überlegen Sie noch einmal, ob Sie einen weiteren Vertreter dieser Fahrzeuggattung aus diesem Baujahr kennen. Ja, korrekt, auch der BMW 507 lief bereits vom Band. Doch uns geht es um einen eher unbekannten Sportwagen, der zwischen 1956 und 1958 in geringer Stückzahl entstand. Die Basis dafür lieferte ein Mittelklassewagen, der auf den ersten Blick nicht besonders sportlich wirkte. Ab 1955 entstand bei DKW in Düsseldorf der F93 als größere und leistungsstärkere Variante des bereits seit 1953 bekannten F91 „Sonderklasse“. Unter der vorderen Haube werkelte ein Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 29 kW/40 PS aus 0,9 Litern Hubraum. Da es bei diesem Triebwerk pro Kurbelwellenumdrehung zur gleichen Anzahl von Arbeitstakten kommt, wie in einem Sechszylindermotor nach Viertaktprinzip, erhielt das Modell den Beinamen 3=6. Diese Gleichung sollte auch auf den ruhigen Motorenlauf hinweisen.

Rekordfahrt in Monza

Auf Basis des massiven Rahmen-Fahrgestells der zweitürigen Limousine mit einem Radstand von 2,35 Metern entstand ein kompaktes Sportcoupé für den Genfer Salon 1956. Dieses erhielt eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Polyester, die deutlich windschnittiger geformt war, als die des normalen DKW F93. Zudem half sie dabei, das Gewicht um 115 auf lediglich 780 Kilogramm abzusenken. Mit dem sechsten gebauten Wagen ging DKW auf die damals noch mit Steilkurven versehene Rennstrecke im italienischen Monza, um bei Ausdauerfahrten die Zuverlässigkeit des Motors unter Beweis zu stellen. 72 Stunden lang fuhren zwei Schweizer (Roberto Barbay und Georg Theiler) und zwei Deutsche (Günther Ahrens und Heinz Meier) den Wagen um den Kurs. Pausen gab es nur für die Betankung, Reifen- und Fahrerwechsel. Das Auto hielt problemlos durch und stellte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 140 km/h fünf Weltrekorde in der Hubraumklasse bis 1,1 Liter auf.

  • 4.000 Meilen mit einem Durchschnitt von 140,839 km/h
  • 48 Stunden mit einem Durchschnitt von 140,961 km/h
  • 5.000 Meilen mit einem Durchschnitt von 138,656 km/h
  • 10.000 Kilometer mit einem Durchschnitt von 139,453 km/h
  • 72 Stunden mit einem Durchschnitt von 139,459 km/h

Rekordfahrt führte zum Modellnamen

Diese Erfolge führten dazu, dass bei DKW erste Anfragen nach dem genutzten Sportcoupé eingingen. Gemeinsam mit dem Karosseriebauer Dannenhauer & Stauss in Stuttgart machte sich DKW daher daran, eine Kleinserienfertigung aufzulegen. Die von Günther Ahrens und Albrecht Mantzel gestaltete Karosserieform wurde dabei annähernd unverändert übernommen. DKW lieferte motorisierte Fahrgestelle nach Stuttgart, wo die Kunststoffkarosserien und das Interieur entstanden. Anschließend gingen die fertiggestellten Wagen zu den Händlern. Am Fahrzeug prangte als Erinnerung an die Rekordfahrt der Zusatzname „Monza“. Allerdings hielt sich der Verkaufserfolg in engen Grenzen, was wohl auch am für damalige Verhältnisse recht hohen Preis von 10.500 DM lag. Dannenhauer & Stauss stellte daher Ende 1957 die Produktion ein, nachdem nur eine niedrige zweistellige Zahl von Monzas entstanden war. Allerdings wollte der Heidelberger Auto Union Händler Fritz Wenk dieses frühe Ende des Sportcoupés nicht so einfach hinnehmen.

Totgeglaubte leben länger

Er verhandelte 1958 mit DKW über Fahrgestelle mit dem inzwischen 44 PS starken Motor des F94 und beauftragte den Heidelberger Karosseriebauer Massholder mit der Fertigung. Allerdings war Massholder auf die Anhänger-Herstellung spezialisiert und konnte den DKW Monza nicht mit Rendite produzieren. Nach rund 25 Exemplaren kündigte der Betrieb daher den Vertrag mit Fritz Wenk. Der sah sich erneut um und wurde bei der Fahrzeugfabrik Robert Schenk in Stuttgart-Feuerbach vorstellig. Dort entstanden schließlich rund 40 weitere Monza. Genaue Produktionszahlen sind jedoch nie festgehalten worden – in keinem der drei Produktionszyklen. DKW selbst hatte 1957 auf der IAA den 1000 SP als neues Sportcoupé präsentiert und lieferte ab Ende 1958 keine Fahrgestelle mehr an Wenk. Bis 1960 baute Robert Schenk gebrauchte F93 und F94 um. Dann endete die Geschichte des Monza jedoch endgültig. Heute sind noch zwischen 40 und 50 Stück weltweit bekannt.

Bilder: Audi Tradition