55 Jahre Škoda 1000 MB

Vor 55 Jahren veränderte Škoda das Modellprogramm grundlegend. Die bisherigen Modelle Octavia und Felicia erreichten ihre Altersgrenzen und entfielen aus der Produktion. Zugleich hatte man viel Geld in den Fertigungsstandort Mladá Boleslav investiert, um das Stammwerk zu modernisieren und zu erweitern, woran über 300 Firmen aus dem In- und Ausland beteiligt waren. Hier sollte ab Frühjahr 1964 der neue 1000 MB von den Bändern rollen, dessen technische Grundlagen bis in die späten 80er hinein die Basis der Škoda-Modelle bildete. Im Gegensatz zum Octavia wanderte die Antriebseinheit komplett nach hinten und trieb auch gleich die dortige Achse an. Sie sorgte auch für die Benennung des neuen Modells: 1000 für den aufgerundeten Hubraum in Kubikzentimetern (tatsächlich waren es nur 988 ccm) und MB für das Werk in Mladá Boleslav. Der aus einer speziellen, vom tschechischen Ingenieur Josef Polák 1922 patentierten Aluminiumlegierung gegossene Reihenvierzylindermotor erreichte eine Leistung von 27 kW/37 PS und ermöglichte durch das manuelle Viergang-Getriebe eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Der Durchschnittsverbrauch lag zwischen sieben und acht Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern.

Über die neu entwickelte Plattform stülpte Škoda erstmals eine selbsttragende Karosserie. Anfänglich gab es ausschließlich eine viertürige Limousine, die ab 1966 durch ein zweitüriges Coupé ohne B-Säulen ergänzt wurde, dessen Name um ein X ergänzt wurde. Zudem erweiterte Škoda die Motorenpalette für Exportmärkte um den 1000 MBG mit zwei Vergasern und 35 kW/47 PS, während zeitgleich der normale 1000 MB auf 29 kW/39 PS erstarkte. Das Coupé 1000 MBX hatte grundsätzlich die höhere Leistung des MBG. Ab 1968 rückte anstelle des MBG der 1100 MB mit 1,1 Litern Hubraum und 35 kW/47 PS ins Programm. Der 1000 MBX entfiel zugunsten des 1100 MBX. Ab 1967 hatte man auch endlich Probleme mit dem Aluminiummaterial im Griff, die in einigen Fällen zu Rissen in Motorblöcken und Getriebegehäusen geführt hatten.

Bereits ab 1956 liefen die Vorarbeiten für den neuen 1000 MB an. Erste Prototypen des intern Typ 976 genannten Wagens hatten Frontmotor und Vorderradantrieb. Kurz darauf folgten Prototypen vom Typ 977 mit dem Heckmotoraufbau des späteren Serienwagens, die versuchsweise mit luftgekühlten Boxer- oder wassergekühlten Reihenvierzylindermotoren liefen. Parallel bauten die Ingenieure einige Versuchswagen vom Typ 978 mit klassischem Frontmotor-Hinterradantriebs-Layout, der jedoch in der Produktion rund 15% mehr als die der Typen 976 und 977 gekostet hätte und dadurch letztlich scheiterte. Bis Mai 1962 legte die Flotte von insgesamt 50 Prototypen eine Gesamtdistanz von 1.598.840 Kilometern zurück. Hierzu begab man sich unter anderem in Kältezonen der Sowjetunion, wo im Kaukasus Tests der Brems-, Kraftstoff- und Kühlsysteme erfolgten. Drei Wagen kamen bei Temperaturen von -45 Grad Celsius zum Einsatz. In dieser Zeit entstanden auch ein Kombi und ein Cabriolet als angedachte weitere Karosserievarianten, die jedoch nicht in die Serie übernommen wurden.

Das kompakte Škoda-Modell mit seinen lediglich 4,17 Metern Länge fand auch außerhalb der sowjetisch kontrollierten Staaten viele Kunden. So entstanden bis 1969 insgesamt 443.141 Exemplare, von denen allein knapp 60.000 in die DDR gingen. Mit einer Tagesproduktion von 150 Stück handelte es sich um das erste tschechische Großserienautomobil. Die Beliebtheit leitete sich in einigen Ländern auch aus den Rallye-Erfolgen ab, die mit dem 1000 MB eingefahren wurden. Das Coupé 1000 MBX kam auf lediglich 1.403 Exemplare, als 1100 MBX auf nochmal 1.114 Stück. Entsprechend gesucht sind diese Varianten heutzutage.

Bilder: Škoda