30 Jahre BMW 8er

BMW und große Coupés, das ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine durchaus gängige Kombination. Nachdem es bereits auf Basis des 502 einige wenige Coupé-Ableger mit Karosserien von Autenrieth und Baur gegeben hatte, erschien 1956 der 503, von dem aufgrund des hohen Preises allerdings bis 1960 lediglich 273 Fahrzeuge in Coupé-Form entstanden sind. Zwei Jahre später erschien zum einzigen Mal in der Markengeschichte ein BMW mit Bertone-Design, der 3200 CS. Auch dieses V8-Coupé blieb ein seltener Geselle, von dem lediglich rund 600 Exemplare produziert wurden. 1965 kam ein etwas kleineres, aber nicht minder luxuriöses Coupé in Form des 2000 C, 2000 CA und 2000 CS. Die Karosserie entstanden bei Karmann in Rheine, wo zuletzt auch 549 der insgesamt 13.700 Exemplare komplett montiert wurden. Parallel dazu offerierte BMW ab 1968 den 2800 CS mit vier einzelnen Rundscheinwerfern anstelle der Scheinwerfer unter Klarglas wie beim 2000er. Diese intern E9 genannte Baureihe entstand ebenfalls komplett bei Karmann und wurde in den Folgejahren um die Varianten 2.5 CS, 3.0 CS, 3.0 CSi sowie den gemeinsam mit Alpina entwickelten und im Motorsport erfolgreichen 3.0 CSL erweitert. 1975 erfolgte ein Modellwechsel zur Baureihe E24, den ersten BMW 6er. Dieses Fahrzeug war mit diversen Sechszylinder-Triebwerken erhältlich und entstand anfänglich wieder bei Karmann, wo jedoch ab August 1977 aufgrund von schwankender Fertigungsqualität nur noch die Rohkarosserien produziert wurden. Bis April 1989 rollten 86.219 BMW 6er vom Band.

Im September des gleichen Jahres debütierte auf der IAA in Frankfurt ein neues Luxuscoupé mit dem seit 1987 vom 750i bekannten V12-Triebwerk unter der Haube. Unter der Leitung von Chefdesigner Claus Luthe zeichnete Klaus Kapitza eine Karosserie im Sportwagenstil mit Klappscheinwerfern in der flachen Frontpartie. Auf diese Weise sollte der legendäre Mittelmotorsportwagen M1 zitiert werden. Seitlich verzichtete man zwischen den Scheiben auf B-Säulen, wodurch im Sommer beinahe Cabrio-Feeling im Interieur aufkommt. Eine entsprechende Cabrio-Version hatte BMW zwar anfänglich in Planung, verwarf das Projekt aber nach drei entstandenen Prototypen, da die Verwindungssteifigkeit ohne tiefgreifende und teure Veränderungen an der Plattform nicht gewährleistet werden konnte. Bei der Verdeckkonstruktion griff man auf die des ebenfalls nicht in Serie gegangenen 5er Cabriolets (E34) zurück. Dennoch hielt man die Absatzchancen durch den prognostizierten hohen Verkaufspreis für zu gering und verzichtete daher auf diesen Konkurrenten zum Mercedes-Benz SL. Das Heck des Coupé zeigt eine in den Kofferraumdeckel integrierte Abrisskante, die zur hervorragenden Aerodynamik beiträgt. Als größerer und vor allem teurerer Nachfolger des 6ers positionierte man den Neuling gezielt gegen die S-Klasse Coupés von Mercedes-Benz und gab ihm daher auch eine neue Bezeichnung: 8er.

Den Anfang machte der 850i mit 220 kW/300 PS aus fünf Litern Hubraum, je nach Kundenwunsch mit manuellem Sechsgang-Getriebe oder Vierstufen-Automatik. Speziell US-Kunden äußerten bald den Wunsch nach mehr Leistung. So entstand ab Herbst 1992 der 850CSi mit einer Hubraumvergrößerung auf 5,6 Liter und einer Leistungssteigerung auf 280 kW/380 PS, die ausschließlich über ein Sechsgang-Schaltgetriebe auf die nun mitlenkend ausgelegte Hinterachse gelangten. Gleichzeitig überlegte BMW auch an einer Einstiegsmotorisierung herum und baute daher eine Reihe von Prototypen des 160 kW/218 PS starken 830i mit einem drei Liter großen V8-Triebwerk auf. Allerdings entsprachen die Fahrleistungen in Verbindung mit dem relativ hohen Gewicht des 8er Coupés nicht den Erwartungen. Daher griff man letztlich lieber zum vier Liter großen V8 aus dem 540i und 740i, wodurch der neue 840i mit 210 kW/286 PS entstand, der ab Mitte 1993 wie sein größerer Bruder wahlweise mit manueller Schaltung oder Automatik erhältlich war. 1994 erfolgte eine Modellpflege der gesamten Baureihe, durch die das einfache i zu einem Ci im Bezeichnungskürzel wurde und der 850Ci einen modernisierten V12-Motor mit 240 kW/326 PS erhielt. Ende 1996 entfiel der 850CSi aus dem Modellprogramm und im Mai 1999 endete schließlich die Produktion des 8er (E31) nach rund 30.600 Exemplaren.

Unter diesen Fahrzeugen fanden sich auch zwei ganz besondere BMW 8er. Den einen entwickelte die BMW M GmbH, um den anfänglichen Kundenwünschen nach mehr Leistung zu begegnen. Hierfür entwickelte man eine sechs Liter große Variante des V12-Saugmotors mit bis zu 441 kW/600 PS. Wieviele fahrfähige Prototypen entstanden sind, lässt sich nicht mehr sicher sagen. Einer ist allerdings in der Fahrzeugsammlung von BMW Classic erhalten geblieben und zeigt interessanterweise eine Karosserie ohne Klappscheinwerfer. Stattdessen integrierte man Fern- und Abblendlicht in den vorderen Stoßfänger. Die Motorhaube erhielt diverse Entlüftungsschlitze und die hinteren Radhäuser tragen deutliche Verbreiterungen. Nachdem von höchster Stelle eine Produktion des M8 verworfen wurde – ebenfalls aufgrund von zu geringen prognostizierten Verkaufszahlen – wanderte ein rot lackierter Prototyp ins Fahrzeugdepot und der V12 zurück in die Motorenabteilung, wo er bald für eine Verwendung im Supersportwagen McLaren F1 vorbereitet wurde. Der zweite besondere BMW 8er verließ 1995 als normaler 850CSi die Produktion und wurde anschließend durch den britischen Künstler David Hockney zum vierzehnten BMW Art Car umgestaltet. Es ist bis heute das letzte konventionell bemalte Art Car.

Nach Abschluss der 8er-Fertigung gab es vier Jahre lang kein großes BMW Coupé. Dann belebte man in München die 6er Reihe neu und fertigte diese in zwei weiteren Modellgenerationen bis zum Spätsommer 2018. Seither gibt es erneut einen BMW 8er, der jedoch optisch keinerlei Ähnlichkeit zum inzwischen 30 Jahre alten Vorgänger hat. Gut erhaltene, wenig gefahrene Exemplare des E31 liegen heute zwischen rund 35.000 € (840Ci) und 70.000 € (850Ci). Nur der seltene 850CSi legt mit 75.000 bis 120.000 € noch eine Schippe oben drauf. Ein eigenes Kapitel sind die raren Umbauten von Alpina aus Buchloe, die aufgrund eigener Fahrgestellnummern jedoch als eigenständige Fahrzeuge gelten.

Bilder: BMW