30 Jahre Audi S4

Viele aktuelle Automodelle nimmt man inzwischen als völlig selbstverständlich hin. So gibt es für mehr als eine Generation ganz natürlich den VW Golf, bei BMW sind die Kürzel 1er, 2er, 3er bis hoch zu 7er und 8er ebenso gewohnt wie die X-SUVs und Z-Roadster. Und auch, dass Audi sportliche Modelle mit dem Buchstaben S bedenkt, noch getoppt von RS, wenn es die absolute Topversion ist, kennt man gut. Allerdings war dies nicht immer so. Streng genommen gehörte Audi lange Zeit überhaupt nicht zu jenen Marken, denen man ein sportliches Modell zugetraut hätte. Erst mit dem quattro und Sport quattro wandelte sich ab den 1980er Jahren langsam das Image. Obwohl Audi im Anschluss an die Gruppe B weiterhin im Motorsport unterwegs war, gab es anfänglich keine straßentauglichen Ableger. Ab Herbst 1990 gab es in Europa schließlich den gemeinsam mit dem Rallyeteam SMS (Konrad Schmidt Motorsport GmbH) entwickelten S2 als Limousine, Avant und Coupé.

Umfangreich ausgestattet

Den Modellnamen S2 leitete man vom Sport quattro S1/E2 ab. Da die 1 bereits beim Rallyefahrzeug genutzt wurde, nahm man die 2 für die sportlichen Varianten des 80 B3 (Coupé) und B4 (Limousine und Avant). Darüber entstand basierend auf der vierten Modellgeneration des 100 (C4) ebenfalls eine Sportversion, die aufgrund der größeren Bauform als Limousine und Avant zum S4 wurde. Neu waren dabei die breiteren Kotflügel, ein Stoßfänger mit größerem Lufteinlass für Öl- und Ladeluftkühler, Dreifach-Ellipsoid-Scheinwerfer und ein durchgehendes Leuchtenband am Heck. Aus dem 100 übernahm man das Sicherheitssystem Procon-Ten mit sich zurückziehender Lenksäule bei einem Unfall, eine Zentralverriegelung, ABS und elektrische Fensterheber. Airbags gehörten zur Sonderausstattung. Zusätzlich zu den hellgrau hinterlegten Rundinstrumenten zeigen drei kleinere Uhren die Zeit, den Öldruck und die Öltemperatur an.

Zwei Motorvarianten

Unter der Motorhaube des Audi S4 werkelte anfänglich ein 2,2 Liter großer Reihenfünfzylinder mit Turboaufladung. Dieser brachte es auf 169 kW/230 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment. Für die Kraftübertragung auf den permanenten quattro-Allradantrieb sorgte je nach Kundenwunsch ein manuelles Getriebe mit fünf oder sechs Vorwärtsgängen oder eine Vierstufen-Automatik. In den USA gab es das Sechsgang-Getriebe nie. Ein Jahr nach der Markteinführung des S4 bot Audi parallel auch eine Variante mit 4,2 Liter großem V8-Saugmotor an. Diese 206 kW/280 PS starke Version kam ausschließlich mit manueller Sechsgang-Schaltung. Die Stoßstangen und Seitenleisten erhielten hier komplett Wagenfarbe. Ab Herbst 1994 stellte Audi die Modellbezeichnungen auf das bis heute bekannte System um. Aus dem 100 wurde dabei der A6, der S4 wechselte parallel zum S6. Allerdings behielt Audi das Kürzel S4 im Programm, denn es tauchte ab 1997 beim A4 (B5) wieder auf.

Motorsport in Südafrika

Während es in Europa und den USA keine Motorsportvariante des ersten Audi S4 gab, sah dies in Südafrika anders aus. Ursprünglich wollte Audi den 90 IMSA GTO in angepasster Version in der lokalen Tourenwagenrennserie „WesBand Modified“ an den Start bringen. Allerdings gab es den 90 nie offiziell auf dem südafrikanischen Markt, weshalb der 90 IMSA GTO dort nicht zugelassen werden konnte. Stattdessen griff man auf den S4 mit Fünfzylinder-Turbomotor zurück. Mittels klassischem Motortuning stieg die Leistung auf rund 400 kW (544 PS). Der permanente quattro-Allradantrieb und das manuelle Sechsgang-Getriebe stammten aus der Serie. Im S4 GTO traf der Antrieb auf nur noch 1.206 Kilogramm Leergewicht, wodurch das Rennauto um mindestens 400 Kilogramm leichter als das Straßenfahrzeug war. Als Fahrer stiegen unter anderem Terry Moss und Hans-Joachim Stuck hinters Lenkrad.

Bilder: Audi