30 Jahre Audi quattro Spyder

Die IAA 1991 diente als Premierenplattform für den Audi quattro Spyder. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte man die Marke aus Ingolstadt vor allem für brave Limousinen, Ausflüge in die Rallyewelt in den 1980ern und aufkommende Erfolge in der DTM. Aber einen reinrassigen Sportwagen erwartete niemand. Tatsächlich gab es bei Audi jedoch bereits Planungen, diesen Wagen in Serie zu bringen. Der Messeauftritt sollte hierzu als Meinungsbild genutzt werden. Entsprechend nah an einer möglichen Serienfertigung zeigte sich der quattro Spyder.

Serienchancen fest eingeplant

Andere Konzeptfahrzeuge wie beispielsweise der Mercedes-Benz C112 machten durch diverse Details bereits ihren Status deutlich. Rückfahrkameras, wild geformte Außenspiegel oder Joysticks im Interieur scheiterten damals an den Zulassungsvorschriften. Bei Audi sorgte man daher dafür, dass der orangefarben (Fidji Orange) lackierte Prototyp allen geltenden Vorgaben in den wichtigsten Märkten weitgehend entsprach. Erstmals nutzten die Ingolstädter dabei eine komplett aus Aluminium hergestellte Karosserie. Über den Köpfen der Passagiere ließ sich das Glasdach komplett herausnehmen und auf der Motorabdeckung befestigen. Während und kurz nach der Messe gingen diverse Vorbestellungen bei Audi ein.

V6-Mittelmotor mit nur 174 PS

Aus der heutigen Sicht wirkt der quattro Spyder wie ein Vorläufer des R8. Allerdings agierte er eine volle Klasse darunter. Als Antriebsquelle fungierte ein quer eingebauter V6-Saugmotor. Dieses Triebwerk mit 2,8 Litern Hubraum kannten Markenfans bereits aus dem damals neuen 100 (intern C4). Auch der ebenfalls auf der IAA gezeigte Audi 80 (B4) erhielt den V6 als Topmotorisierung. Allerdings war er in den Limousinen und Kombis sowie später im Cabriolet und Coupé stets längs eingebaut. Beim quattro Spyder übertrug er seine 128 kW/174 PS über ein manuelles Fünfgang-Getriebe auf den quattro-Allradantrieb. Als Gewicht gab Audi 1.100 Kilogramm an.

Serienstopp in letzter Sekunde

Im Anschluss an die IAA erhielt der Prototyp eine Umlackierung auf den Farbton ‚Gomera metallic‘ (dunkelgrün). Diverse Pressebilder entstanden, da die Markteinführung kurz bevor stand. Selbst Prospektmaterial und Informationsfilme für die Händler waren bereits fertig erstellt. Doch dann erfolgte aus der Chefetage die herzzerreißende Entscheidung: Projekt einstellen. Grund hierfür waren die enorm hohen Fertigungskosten für die Aluminiumkarosserie, die durch den angestrebten Verkaufspreis von 100.000 DM nicht einzufangen waren. Einen höheren Preis hielten die Verantwortlichen jedoch nicht für realisierbar. Somit dauerte es noch bis 1994, ehe mit dem A8 erstmals eine Aluminiumkarosserie bei Audi Einzug hielt. Ein Mittelmotorauto gab es sogar erst ab 2006 mit dem R8. Der Prototyp ist, inzwischen wieder orangefarben, ein Bestandteil der Werkssammlung von Audi Tradition.

Bilder: Audi