20 Jahre Aston Martin V12 Vanquish
Als dieses Sportwagenprojekt Gestalt annahm, stand Aston Martin als Hersteller das Wasser bis zum Hals. Zwar gehörte man zum großen, US-amerikanischen Ford-Konzern. Die Verkaufszahlen des DB7 entsprachen jedoch nicht den Erwartungen der Konzernleitung und mit dem veralteten Vantage konnte man ebenfalls keinen Blumentopf mehr gewinnen. Entsprechend wichtig war die Entwicklung eines neuen zweiten Modells, das möglichst gute Verkaufszahlen bringen sollte. Man entschied sich allerdings gemeinsam mit Ford für ein neues Topmodell oberhalb des DB7 anstelle eines Einstiegssportwagens darunter. Letzteren schob man erst einige Jahre später nach, aber das ist eine andere Geschichte. Mit dem Namen „Project Vantage“ machte man deutlich, dass es sich hier um den lange überfälligen Nachfolger des Vantage handeln sollte.
Project Vantage
Auf der North American International Auto Show (NAIAS) im Januar 1998 in Detroit präsentierte Aston Martin stolz das entsprechend benannte Konzeptfahrzeug. Chefdesigner Ian Callum erschuf mit diesem Fahrzeug den Anfang dessen, was bis heute zum Familiendesign der modernen Fahrzeuge von Aston Martin gehört. Er integrierte dabei vorn den bekannten, charakteristisch geformten Kühlergrill und seitlich die Luftauslässe mit Chromstrebe, wie sie bereits beim DB4 zu finden waren. Dazu addierte er Elemente wie die Klarglasscheinwerfer und die stark betonten Kotflügel mit kraftvoller Linienführung und gefälliger Dachlinie. Seine Konzeptstudie sollte zudem ein reiner Zweisitzer sein, da Callum die entsprechende Kundschaft gut einzuschätzen wusste. Im Cockpit dominierten Leder, Aluminium und Kohlefaser. Zwei Monate nach der Weltpremiere stand das Auto schließlich auch auf dem Genfer Autosalon.








V12 Vanquish
Intern entwickelte Aston Martin die Studie im Anschluss unter dem Projektnamen „Bolton“ sowie später als AMV03 zum Serienauto weiter. Dabei behielt man außen die allermeisten Details von Callum’s Design bei. Einzig die Heckleuchten erhielten eine andere Gestaltung. Innen erfolgten deutlich mehr Modifikationen. So erhielt der „V12 Vanquish“ getaufte Sportwagen unterhalb einer Analoguhr die bis heute bekannten Tasten zur Anwahl der Getriebestufen nebst einem roten Start-Stopp-Knopf. Ebenso gab es ab Werk Aluminiumblenden und feinstes Leder. Zur Serienausstattung zählten ebenso ein Navigationssystem (damals noch ohne großes Display wie heute üblich), eine Einparkhilfe und Sitzheizung für die vorderen Sitze. Kunden hatten die Wahl zwischen den Sitzkonfigurationen 2+0 oder 2+2, wobei letztere hinten zwei Notsitze für Kinder bot. Für die Karosserie standen mehrere tausend Lackfarben zur Auswahl. Auf Wunsch konnte der Kunde einen individuellen Text in die Einstiegsleisten eingravieren lassen.
Technik
Unter der langen Motorhaube steckte ein V12-Triebwerk, das seit März 1999 bereits im DB7 Vantage erhältlich war. Offiziell sprach Aston Martin immer von sechs Litern Hubraum, faktisch sind es jedoch 5.935 Kubikzentimeter, also 5,9 Liter. Daraus schöpfte man beim V12 Vanquish eine Leistung von 338 kW/460 PS. Das maximale Drehmoment betrug 542 Newtonmeter. Für die Kraftübertragung auf die Hinterräder verbaute man ein automatisiertes Sechsgang-Schaltgetriebe mit elektrohydraulisch betätigter Kupplung. Neu war auch das Drive-by-Wire-System für das Gaspedal und das Aluminiumchassis mit daran angebrachten Komposit-Karosserieteilen. Trotz eines Leergewichts von 1.835 Kilogramm erreichte der V12 Vanquish in fünf Sekunden Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 306 km/h. Hinter den 19 Zoll großen Vielspeichen-Leichtmetallrädern steckten vorn 355 und hinten 330 Millimeter große Bremsscheiben. Nach der Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon 2001 rollten schnell erste Autos zu den wartenden Kunden.




















V12 Vanquish S
Zum Pariser Autosalon 2004 brachte Aston Martin den V12 Vanquish S mit. Diese weiterentwickelte Variante ersetzte in der Folgezeit das bisherige Modell und kann quasi als Facelift angesehen werden. Von außen ist es durch einen leicht vergrößerten Kühlergrill, eine Frontspoilerlippe und eine weitere Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel erkennbar. Auf diese Weise optimierten die Ingenieure zum einen die Kühlluftzufuhr zum Triebwerk und senkten zum anderen den Auftrieb bei hoher Geschwindigkeit. Das V12-Triebwerk leistete nun 388 kW/528 PS und 577 Newtonmeter Drehmoment. Damit sank die Beschleunigungszeit auf Tempo 100 auf 4,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit stieg indes auf 321 km/h. Die Bremsscheiben wuchsen vorn auf 378 Millimeter Durchmesser. Zum Ende der Bauzeit gab es die auf 50 Exemplare limitierte Ultimate Edition. Diese wurden auf der Einstiegsleiste durchnummeriert.
































Newport Pagnell
Für die Produktion des V12 Vanquish gingen rund acht Arbeitswochen ins Land – je nach gewünschter Sonderausstattung. Diese fand im alten Werk in Newport Pagnell überwiegend von Hand statt. Im März 2007 verkaufte Ford die Sportwagenmarke Aston Martin für 475 Millionen britische Pfund an das von David Richards geleitete Motorsportunternehmen Prodrive. Bereits während der letzten Ford-Jahre hatte man in Gaydon in der Grafschaft Warwickshire ein komplett neues Werk nebst Hauptsitz erbaut, das bereits 2005 mit der Einführung des neuen Einstiegssportwagens V8 Vantage in Betrieb genommen wurde. Der V12 Vanquish S und der DB7 Vantage liefen bis zuletzt in Newport Pagnell vom Band. Am 19. Juli 2007 war es ein schwarzer V12 Vanquish S aus der Ultimate Edition, der die seit 1954 laufende Autofertigung an diesem Standort beendete. Große Teile des Werkes wurden abgerissen und machten einem Neubaugebiet Platz. In anderen Teilen der damaligen Hallen sitzt inzwischen die Klassikabteilung Aston Martin Works.










Aston Martin Works
Besondere Bekanntheit erlangte der Aston Martin V12 Vanquish durch einen Auftritt als Filmfahrzeug. James Bond 007, der vermutlich bekannteste Geheimagent der Welt, fuhr einen grauen V12 Vanquish im 20. Teil der Filmserie namens „Stirb an einem anderen Tag“. Dank der Q-Abteilung konnte der Wagen auf Knopfdruck unsichtbar werden oder Spikes in den Reifen ausfahren. Daher erhielt er den Filmnamen „Vanish“ (verschwinden). Inwiefern dieser Film zum Verkaufserfolg des V12 Vanquish beigetragen hat, ist nicht bekannt. Ursprünglich sollten rund 300 Autos pro Jahr entstehen, was bald auf 500 Exemplare angehoben werden musste. Am Ende waren es 2.589 Fahrzeuge. Über Aston Martin Works können heutige Besitzer einen Umbaukit ordern, mit dem aus dem automatisierten Getriebe ein Schaltgetriebe wird. Rund 130 Exemplare erhielten diese Konversion bereits.
Bilder: Aston Martin, Aston Martin Works