100 Jahre Bugatti Typ 30

1922 stellte Bugatti erstmalig ein Serienfahrzeug mit einem Achtzylindermotor vor. Hierfür fügten die Mechaniker rund um Ettore Bugatti zwei Vierzylinder-Motorblöcke zusammen. Hinzu kamen ein Gehäuse für die obenliegende Nockenwelle und ein einteiliges Kurbelgehäuse, das fest mit dem Rahmen verbunden wurde. An der Stirnseite übertrug eine Königswelle die Umdrehungen der Kurbel- auf die Nockenwelle. Eine Magnet-Doppelzündung und später eine Batteriezündung sorgten für Funken in den Zylindern. Für das benötigte Kraftstoff-Luft-Gemisch sorgten derweil zwei Zenith-Vergaser. Pro Brennraum gab es zwei hängende Einlassventile und ein großes Auslassventil. Diese Bauweise hatte Bugatti bereits kurz zuvor bei einem Flugmotor ausprobiert. Aus zwei Litern Hubraum schöpfte man damals je nach Ausführung beachtliche 75 bis 100 PS. Damit erreichte der Typ 30 zwischen 120 und 145 km/h.

Erster Serien-Bugatti mit acht Zylindern

Eigentlich sollten es drei Liter Hubraum werden. Ettore Bugatti hatte sogar bereits ein entsprechendes Triebwerk in einen Typ-28-Prototyp montieren lassen. Allerdings veränderte sich das Grand-Prix-Reglement und schrieb für die Folgezeit maximal zwei Liter große Antriebsaggregate vor. Bugatti veränderte die Spezifikationen und nutzte den Reihenachtzylinder erstmals im Grand-Prix-Rennwagen Typ 29. Doch der Motor allein war es nicht, der den Typ 30 so innovativ machte. Vom Typ 22 übernahm man die geschmiedete Vorderachse mit hydraulischen Trommelbremsen. Zur damaligen Zeit war es noch üblich, dass Autos nur an der Hinterachse Bremsen hatten. Bugatti entwickelte zudem gegossene Bremsschuhe mit schneckenförmigen Einschnitten für die hinteren Bremstrommeln. Ab 1924 wechselte man an der Vorderachse aufgrund von Materialproblemen auf ein Seilzugsystem. Für die Schrauben kam eine neue Sicherung zum Einsatz, auf die Bugatti ein Patent erhielt.

Rund 600 Exemplare in fünf Jahren

Der neue Typ 30 blieb von 1922 bis 1926 im Modellprogramm. In dieser Zeit entstanden rund 600 Exemplare. Dabei hatten die Kunden die Wahl zwischen verschiedenen Karosserien, vom viersitzigen Tourer bis hin zu Coupés und Cabriolets. Viele Besitzer sandten Briefe an Bugatti, um über das sportlich-kraftvolle Fahrverhalten zu berichten. Schließlich entstand auf dem Fahrgestell des Typ 30 auch der Typ 32 Tank mit stromlinienförmiger Karosserie für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Damit war der Typ 30 eines der wichtigsten Fahrzeuge der frühen Markengeschichte. Seinen Platz im Portfolio nahm schließlich der Typ 38 ein.

Bilder: Bugatti