So British!

Im Zentrum der belgischen Hauptstadt Brüssel gibt es seit einigen Jahrzehnten ein sehenswertes Automobilmuseum, die Autoworld. Der überwiegende Anteil der hier gezeigten Fahrzeuge entstammt der Sammlung von Ghislain Mahy, deren Reserve in einem eigenen Museum in Leuze-en-Hainaut untergebracht ist. Neben zahlreichen Exponaten, die die Zeiten belgischer Automobilfabrikanten aufzeigen, stehen in der Autoworld Autos aus der gesamten Zeit zwischen 1886 und den 1990ern ausgestellt. Über die jeweiligen Jahreswechsel hinweg veranstalten die Belgier sehenswerte, große Sonderausstellungen, während im Jahresverlauf kleinere Bereiche im eigentlichen Museum spezielle autobezogene Themen ins Rampenlicht rücken. Noch bis zum Sonntag, 26. Januar, zeigt die Autoworld eine besondere Zusammenstellung britischer Autos und Motorräder unter dem Titel ‚So British!‘.

Bereits direkt hinter dem Eingang zeigen zwei Sonderflächen zum einen aktuelle britische SUVs vom Mini Countryman bis zum Bentley Bentayga und zum anderen Sportwagen und Luxusfahrzeuge aus der heutigen Produktion von Bentley, Rolls-Royce, Jaguar und McLaren. Im hinteren Bereich des Erdgeschosses stehen derweil fünf Rennfahrzeuge aus den Jahren 1950 bis 2003. Auf einem eigenen Podest glänzt ein seltener MG B mit einem Berlinette-Umbau vom belgischen Karosseriebauer Coune. Von diesem Typ entstanden einst 56 Exemplare, von denen heute noch 14 bekannt sind. Zum Zeitpunkt unseres Besuches standen zudem ein nagelneuer Rolls-Royce Phantom und der McLaren 675LT Spider des belgischen YouTube-Stars POG im zentralen Museumsgang. Besucher, die sich ausschließlich für die Sonderausstellung und nicht die sehenswerte restliche Sammlung des Museums interessieren, können nun über zwei verschiedene Treppen in den ersten Stock und den dortigen großzügig gestalteten Bereich für diese speziellen Veranstaltungen gelangen. In früheren Jahren präsentierte man hier bereits besondere italienische und amerikanische Autos, die Marken Porsche und Bugatti oder die erfolgreichen Rennfahrzeuge belgischer Rennfahrer.

Durch eigens gestaltete Planen, die mit Häuserfassaden aus London bedruckt wurden, erzeugt die Autoworld hier den Eindruck, durch die Straßen der britischen Hauptstadt zu laufen. Gleichzeitig stehen in diesen Häuserzeilen Klassiker, deren Baujahresbereiche hauptsächlich zwischen 1950 und 1980 liegen. Allerdings befinden sich unter den insgesamt 58 Autos und rund 20 Motorrädern auch diverse Fahrzeuge jüngeren Datums. So parken beispielsweise an einer Stelle neben einem Lotus Esprit der zweiten Serie, einem Marcos 3 Litre und einem frühen Jaguar XJ-S sowohl ein TVR Sagaris als auch der einzigartige Aston Martin DB9 Spyder Zagato Centennial.

In einer Seitenstraße stehen acht klassische britische Roadster von AC, Daimler, Triumph, Morgan, MG, Sunbeam und Austin-Healey. Hinzu kommen in den anderen Bereichen Fahrzeuge von Ford, Wolseley, Rover, Austin, Morris, Jaguar, Rolls-Royce, Bentley, Aston Martin, Gordon-Keeble, Bedford, Lotus, Riley, Land Rover, Jensen, Vanden Plas und Bristol. Dabei legte man großen Wert darauf, diese Wagen möglichst zufällig anzuordnen, ganz so, wie es auch im wirklichen Verkehr vorkommen würde. In einer Ecke versammelte man jedoch gezielt seltene offene Sportwagen wie einen Jowett Jupiter, einen Lotus Seven, einen Morgan Threewheeler und einen Ariel Atom.

Weitere typisch britische Autos, die man hierzulande jedoch nur selten erblicken kann, sind der Jensen Interceptor, der Bristol 406 oder der Gordon-Keeble GK1. Neben Limousinen und Cabrios stand zudem ein grün lackierter Bedford Van und ein typisches schwarzes London Taxi in der Menge. Etwas abseits finden sich ein Ford Lotus Cortina, ein Ford Escort der ersten Serie, ein Aston Martin Lagonda sowie ein Fahrgestell eines McLaren MP4-12C.

Für Fans moderner Sportwagen gibt es eine besondere Nebenstraße, in der fünf Fahrzeuge versammelt stehen. Neben einem Jaguar XJ220, einem Jaguar F-Type Project 7 und einem Bentley Continental GT3R stehen hier zwei besondere McLaren auf einem Podest. Zum einen handelt es sich dabei um einen speziell individualisierten Senna mit diversen Akzenten in blauem Sichtcarbon. Zum anderen steuerte die Sammlung von BMW Classic einen absolut original erhaltenen McLaren F1 bei. Allein dieser Supersportwagen, der bis heute den Geschwindigkeitsrekord für Serienfahrzeuge mit Saugmotoren hält, stellt in der heutigen Zeit einen achtstelligen Euro-Betrag dar. Eine Reise in die Autoworld lohnt sich also durchaus.

Bilder: Matthias Kierse