Porsche Speedster-Modelle

Im Zuge der Markteinführung des neuesten 911 (991.2) Speedster blickt Porsche auf die Geschichte dieser radikal offenen Modelle zurück. Alles begann 1952 mit einer Anfrage des US-Importeurs Max Hoffmann, der sich für die amerikanischen Kunden ein günstigeres Einstiegsmodell vom 356 wünschte. Zuvor hatte Porsche im gleichen Jahr den 356 America Roadster mit 70 PS starkem Vierzylinder-Boxermotor und eigenständiger Aluminium-Karosserie mit Steckscheiben und Notverdeck über den großen Teich geschickt. Aufgrund der technischen und optischen Veränderungen war dieses Modell jedoch deutlich teurer als ein normaler 356 als Coupé oder Cabriolet, was die Verbreitung auf lediglich 16 Exemplare begrenzte. Man ahnt also, worauf die Anfrage von Max Hoffmann beruhte. Er sah das Potenzial eines gewichtserleichterten 356 bei den beliebten Clubsport-Rennen, wollte jedoch preislich attraktiver gegenüber Mitbewerbern wie dem Triumph TR2, dem Austin-Healey oder dem Jaguar XK120 auftreten.

Porsche 356 Speedster

1954 erfolgte die Premiere des 356 Speedster mit der Stahlkarosserie des Cabriolets, flacherer Windschutzscheibe, Notverdeck und abgespeckter Innenausstattung zu einem Einstiegspreis von 2.995 US-Dollar. Speziell in den sonnigen Küstenstaaten entwickelt er sich schnell zum Verkaufserfolg bei Sportfahrern und VIPs. Einer der prominentesten Besitzer war wohl Schauspieler James Dean, der mit einem Speedster seine Liebe zu Porsche entdeckte und später tragisch in einem 550 Spyder verunglückte. Im Laufe der Jahre folgen verschiedene Motorvarianten bis hin zum 356 A 1500 GS Carrera GT Speedster mit einem 110 PS starken Königswellenmotor und erstmalig in der Porsche-Geschichte einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.

Porsche 911 Speedster

Es dauerte gut 30 Jahre, bevor Porsche die Modellbezeichnung Speedster wiederbelebte. 1987 zeigte man auf der IAA in Frankfurt den 911 Speedster Clubsport als Konzeptstudie ohne Scheiben und Dach, dafür jedoch mit einer großen Kunststoffabdeckung über dem Interieur, die nur eine Öffnung für den Fahrer vorsieht. Offiziell schaffte es diese Abdeckung tatsächlich in die Sonderausstattungsliste für das zwei Jahre später angebotene Serienfahrzeug. Ob allerdings wirklich Kunden zu dieser Option griffen, entzieht sich unserer Kenntnis. Der normale 911 Speedster zeigte hingegen wie sein legendäres Vorbild eine verkürzte Frontscheibe und ein Notverdeck, das unter einem eigens für dieses Modell gestalteten Deckel hinter den Sitzen verschwindet. Im Heck sitzt der 231 PS starke Sechszylinder-Boxermotor aus dem Carrera 3.2. Von den 2.103 gebauten Exemplaren erhielten 161 die schmale Karosserie, während der Rest von den Kunden im Werks-Turbo-Look (WTL) bestellt wurde. Der Neupreis lag bei 110.000 D-Mark.

Porsche 911 (964) Speedster

Bis zum Nachfolgemodell dauert es diesmal nicht 30, sondern lediglich drei Jahre. Auf Basis der Baureihe 964 rollte der neue Speedster in den Jahren 1992 und 1993 exakt 945-mal vom Band, wobei diesmal nur 15 Fahrzeuge die breite WTL-Karosserie trugen. Im Vergleich zum optisch sehr ähnlichen Vorgänger wurden die Verdeckmechanik und die Verriegelung des Verdeckkastens überarbeitet. Innen zeigten die Schalensitze auf der Rückseite die jeweilige Wagenfarbe, während normale Ausstattungsumfänge des 964 wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber und anfänglich auch der Fahrer-Airbag entfielen. Späte Exemplare erhielten diesen auf Wunsch. Preislich gelang der Einstieg in den Speedster nun ab 131.500 D-Mark.

Porsche 911 (993) Speedster

Der seltenste Vertreter der Speedster-Geschichte entstammt der Baureihe 993. 1995 enstand im Werk der einzige echte 993 Speedster als Geburtstagsgeschenk für Ferdinand Alexander ‚Butzi‘ Porsche. Dieses dunkelgrün lackierte Fahrzeug steht heute in der Sammlung des Porsche Museums und wird zu besonderen Anlässen hervorgeholt. Fünf Jahre später schickte der US-Comedian Jerry Seinfeld sein zwei Jahre altes 993 Cabriolet ins Werk zurück, um es in einen Speedster umbauen zu lassen, was rund ein Jahr in Anspruch nahm. Porsche zählt diesen Wagen offiziell als Nummer zwei von zwei, obwohl er faktisch ebenso ein Umbau ist, wie rund 30 weitere Fahrzeuge weltweit, die in den letzten Jahren im Kundenauftrag auf 964- oder 993-Basis optisch in einen 993 Speedster verwandelt wurden.

Porsche 911 (997) Speedster

Erst 2010 erschien der nächste 911 Speedster, der offiziell über die Händler erhältlich war. Allerdings nur in einer limitierten Auflage von 356 Exemplaren, die ursprünglich nur in ‚Purblau‘ und ‚Carrara Weiß‘ angeboten wurden. Letztlich gab es aber auch einige Fahrzeuge in Sonderfarben wie Schwarz, Rot oder Violett. Vorn kam eine um 60 Millimeter niedrigere Frontscheibe als beim Cabriolet mit stärkerer Neigung zum Einsatz, in deren oberen Rahmen das manuell bedienbare, eng geschnittene Stoffverdeck einhakte. Mit dem Speedster auf Basis der Baureihe 997 feierte man das 25-jährige Bestehen der Porsche Exclusive Manufaktur. Hierfür erhielt das 3,8 Liter große Boxertriebwerk im Heck die werksseitige Leistungssteigerung auf 408 PS. Neu kostete diese Speedster-Ausgabe in Deutschland 201.682 Euro.

Porsche 911 (991.2) Speedster

Pünktlich zur Feier von 70 Jahren Porsche präsentierte die Zuffenhausener Sportwagenmarke im Sommer letzten Jahres eine Konzeptstudie für einen neuen Speedster auf Basis der modellgepflegten 991-Baureihe. Vor rund einem Monat zeigte man endlich auch die Serienversion, die als letzter Ableger den 991.2 würdig in die Rente schickt, während parallel bereits die ersten Fahrzeuge der Nachfolgergeneration 992 von den Produktionsbändern purzeln. Dieser neue 911 Speedster erhält Motor und Getriebe vom GT3 und ist auf Wunsch auch in einer speziell lackierten Heritage-Variante lieferbar, die optisch an die in Rennen eingesetzten 356 Speedster erinnert. Damit schließt sich der Kreis zurück ins Jahr 1954. Die Limitierungsanzahl deutet derweil auf das Gründungsjahr von Porsche hin: 1.948 Exemplare sollen entstehen.

Bilder: Porsche