Porsche – Made in Austria

Obwohl Porsche selbst nie einen Hehl aus der Tatsache gemacht hat und schon in vielen hunderten, wenn nicht tausenden Publikationen darüber berichtet wurde: viele Autofans wundern sich immer noch, wenn sie davon hören oder lesen, dass Porsche aus Österreich stammen soll. Wenn wir ganz am Anfang ins Thema einsteigen, wird dies bereits zu einem kleinen Teil klar. Ferdinand Porsche wurde am 3. September 1875 in Maffersdorf in Böhmen geboren. Seit 1919 führt dieser Ort wieder seinen historischen Namen Vratislavice nad Nisou (Wratislawicz an der Neiße) und gehört zu Tschechien. Bereits in seiner Kindheit war Ferdinand Porsche von der aufkommenden Elektrizität begeistert und verkabelte in Eigenarbeit sein Elternhaus und die Spenglerei seines Vaters. Da er im ländlichen Böhmen keine adäquate Arbeit finden konnte, redete er so lange auf seine Eltern ein, bis diese ihn nach Reichenberg auf die Staatsgewerbeschule gehen ließen. Anschließend begann er bei der Vereinigten Elektrizitäts-AG Béla Egger in Wien zu arbeiten, wo er nach nur vier Jahren bereits die Leitung der Prüfabteilung übernahm und erstmals einen Radnaben-Elektromotor entwickelte. Diesen ließ er sich 1896 patentieren. Nach seinen Wechsel zu den Lohner-Werken im Jahr 1899 baute er dort das Hybridfahrzeug Lohner-Porsche mit Allradantrieb. Es folgte eine längere Episode bei Austro-Daimler, während der er für die Verdienste um Österreich mit der Ehrendoktorwürde der TH Wien ausgezeichnet wurde und zudem für seine Kriegsentwicklungen das Offizierskreuz des Franz-Joseph-Ordens erhielt. Eine Erhebung in den österreichischen Adelsstand kam durch das Ende der Habsburger Monarchie nicht mehr zustande. Er nahm aber bereits einige Jahre zuvor die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Soviel zum ersten Teil der Erklärung, was Porsche mit Österreich zu tun hat. Für Ferdinand Porsche, der 1903 in Wien Aloisia Johanna Kaes geheiratet hatte und in den Jahren 1904 (Louise) und 1909 (Ferdinand Anton Ernst, genannt ‚Ferry‘) zweimal Vater geworden war, folgten nun Stationen in Deutschland bei der Daimler Motorengesellschaft (DMG), die 1926 mit der Firma Benz & Cie. zur Daimler-Benz AG fusionierte, sowie eine kurze Rückkehr nach Österreich zu Steyr, die jedoch ein Jahr nach Vertragsabschluss mit Austro-Daimler fusionierten und Porsches Anstellung kündigten. So kam es zu einem Schritt, den Ferry Porsche später in seinen Erinnerungen damit umschrieb, dass sein Vater sich gefragt habe, warum er bei diversen Herstellern diverse Denkanstösse in Gang gebracht habe und Vorarbeiten für neue Entwicklungen geleistet habe, von denen diese noch jahrelang nach seinen jeweiligen Kündigungen profitierten, ohne dass er davon etwas habe. Es folgte daher 1931 die Gründung des Ingenieurbüros ‚Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratung für Motoren und Fahrzeuge‘ mit Sitz in Stuttgart, in dem Ferdinand Porsche neben seinem Sohn Ferry auch Weggefährten der vorherigen Firmen wie den Oberingenieur Karl Rabe, den Motorenentwickler Josef Kales, Aufhängungsspezialist Josef Zahradnik oder Karl Fröhlich als Getriebefachmann beschäftigte. Hinzu kamen als Anteilseigner sein Schwiegersohn Anton Piëch (Vater von Ferdinand Piëch) sowie der Rennfahrer und Kaufmann Adolf Rosenberger. Neben den Arbeiten an einem Kleinwagen für Zündapp, einem Mittelklasseauto für NSU, einem Zwei-Liter-Tourenwagen für Wanderer und dem 16-Zylinder-Grand-Prix-Rennwagen für die Auto Union fand hier auch die Entwicklung des Volkswagen statt, den Ferdinand Porsche persönlich als Plan an Reichsführer Adolf Hitler geschickt hatte.

Ferdinand Porsche war Zeit seines Lebens hauptsächlich am konstruieren interessiert. Kosten und (politische) Nebenschauplätze interessierten ihn allenfalls am Rande. Aus diesem Grund musste er auch bei vielen vorherigen Arbeitgebern schnell seinen Stuhl räumen, da die von ihm vorgeschlagenen Neukonstruktionen teure Entwicklungskosten aufwarfen, ohne diese jemals durch Verkaufseinnahmen wieder einspielen zu können. Dies traf auch auf den Volkswagen zu, der von Porsche auf persönlichen Befehl Hitlers zur Perfektion entwickelt werden, gleichzeitig aber für einen Verkaufspreis unter 1.000 Reichsmark erhältlich sein sollte. Zugleich schlitterte das Deutsche Reich immer tiefer in den Krieg, wodurch ein Automobil für die Massen uninteressant wurde und kriegswichtiges Gerät in den Mittelpunkt rückte. Auf Basis des Volkswagen entstanden daher diverse Ausführungen für die Wehrmacht. Zudem entwickelte Porsche einige Panzer. Diese Verwicklungen sorgten nach dem Krieg dafür, dass man Ferdinand Porsche und seinen Sohn inhaftierte und langen Befragungen aussetzte. Aufgrund der Bombardierungen Deutschlands hatte man das Unternehmen Porsche 1944 nach Gmünd in Kärnten/Österreich verlegt, wo eine ehemalige Sägerei ein sicheres Quartier bot. Allerdings waren die Räumlichkeiten für die 300 Beschäftigten, die von Stuttgart aus mitgegangen waren, recht beengt. Dort entstand nach dem Krieg auf Basis von alten Kübelwagen und Erfahrungen mit dem Berlin-Rom-Wagen (Typ 60 K10) der allererste Mittelmotorsportwagen, der den Namen Porsche an der Fahrzeugfront trug. Obwohl dieser 356 getaufte Wagen konstruktiv noch ein gutes Stück vom späteren Serienauto entfernt war, begründete er die Sportwagenmarke.

Da ein Sportwagen mit Gitterrohrrahmen und Mittelmotor konstruktiv zwar möglich, aber letztlich viel zu teuer geworden wäre, wich Porsche in der Folgezeit auf die Grundkonstruktion des Volkswagen aus, der inzwischen unter der Leitung der britischen Armee im eigens errichteten Werk in der Nähe von Fallersleben (im heutigen Wolfsburg) in immer größeren Stückzahlen vom Band lief. Die Konstruktion 356/2 entstand und der erste Prototyp, ein schwarz lackiertes Coupé, konnte noch vor dem Jahresende 1948 fertiggestellt werden. In seinem Heck saß ein auf 40 PS leistungsgesteigerter Vierzylinder-Boxermotor mit Luftkühlung. Nach eingehenden Erprobungsfahrten und Detailverbesserungen folgte der Fertigungsbeginn und ein erster Auftritt auf dem Genfer Autosalon 1949. Bis 1950 verblieb die Produktion in den beengten Räumlichkeiten in Gmünd. In dieser Zeit entstanden 44 Coupés und acht Cabriolets des Porsche 356, die heute unter Autosammlern heiß begehrt sind. Ihre Karosserien entstanden im Lohnauftrag bei kleinen Firmen wie Beutler in der Schweiz sowie bei Keibl, Kastenhofer oder Tatra in Wien (nicht zu verwechseln mit dem Autobauer Tatra aus Tschechien). Anschließend zog die Fertigung nach Stuttgart Zuffenhausen um, wo gemeinsam mit der Karosseriebaufirma Reutter die Produktion des 356 fortgesetzt wurde. Letztlich entstanden in vier Serien (Pre-A, A, B und C) insgesamt fast 78.000 Exemplare dieses Heckmotor-Sportwagens, der die Marke Porsche weltbekannt machte. Ferry Porsche hatte 1948 vorsichtig geschätzt, dass er „vielleicht rund 500“ Fahrzeuge würde absetzen können.

Bilder: Porsche AG