Maserati Tipo 6CM

In den letzten Monaten schauen viele Hersteller auf ihre teilweise sehr beeindruckenden Markengeschichten zurück und bieten uns als Fans einen entsprechenden Einblick in zurückliegende Jahrzehnte. Ein durchaus begrüßenswerter Trend. Nun reiht sich auch Maserati in das Feld ein und erinnert an einen großen motorsportlichen Erfolg, der exakt 80 Jahre zurückliegt. Damals trat man als Werksteam bei der legendären Targa Florio auf Sizilien an. Dieses seit 1906 jährlich ausgetragene Rennen erhielt seinen Namen vom Unternehmer Vincenzo Florio aus Palermo, der die Straßen seiner Familie für eine Rennveranstaltung freigab. Mit Unterbrechungen während der beiden Weltkriege fand dieses Langstreckenrennen bis 1977 statt. Normalerweise nutzte man dabei einen Rundkurs, der auf öffentlichen Straßen fast die ganze Insel Sizilien umrundete. Nur von 1937 bis 1940 wechselte man auf einen permanenten Rennkurs mit 5,7 Kilometern Rundenlänge, genannt Parco della Favorita in der Nähe von Palermo.

Nachdem Maserati bereits die Rennen 1937 und 1938 dominiert hatte, brachte man für 1939 ein letztes Mal den Monoposto Tipo 6CM an den Start. Diesen hatte Ernesto Maserati bereits 1935 in Modena entwickelt. Trotz eines auf den ersten Blick relativ konservativen Designs, zeigte auf den zweiten Blick jedoch seine technische Überlegenheit. Unter der langen Motorhaube steckt ein Reihensechszylinder-Motor, bei dem die Zylinderhülsen in den selben Block gegossen wurden wie der Zylinderkopf. Sie sind paarweise auf dem Kurbelgehäuse aus der Magnesiumlegierung Elektron angeordnet. Zwei oben liegende Nockenwellen, die über einen Kettentrieb angetrieben werden, steuern die beiden Ventile pro Zylinder an. Zudem setzt ein Rootes-Gebläse das Benzin-Luft-Gemisch im Brennraum unter Druck, wodurch 175 PS erreicht werden. Basierend auf einem klassischen Leiterrahmenn erhielt der 6CM eine innovative Vorderachsaufhängung mit Drehstabfederung, die je nach Streckenprofil verstellt werden konnte. Damit war man den Mitbewerbern aus Frankreich und Großbritannien deutlich überlegen. Im Laufe der Jahre veränderte Maserati mehrfach die Karosserieteile, um neue aerodynamische Erkenntnisse umzusetzen.

Am erfolgreichsten war Maserati mit dem Tipo 6CM im Jahr 1938. Man gewann gegen die ERA aus Großbritannien und gegen die neu entwickelte Alfetta von Alfa Romeo. Insgesamt entstanden zwischen 1936 und 1939 exakt 27 Exemplare, mit denen man europaweit auf allen wichtigen Rennstrecken gewinnen konnte. Unter anderem konnte man sich drei Siege in Folge bei der Targa Florio auf die Fahnen schreiben. 1939, also vor 80 Jahren, gingen unter anderem Piero Taruffi, Guido Franco und Luigi ‚Gigi‘ Villoresi mit dem 6CM an den Start. Das Rennen ging über 40 Runden oder 228 Kilometer. Luigi Villoresi absolvierte die schnellste Rennrunde in 2:24,6 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 141,908 km/h. Am Ende gewann er mit einer Gesamtzeit von 1:40:15,4 Stunde. Taruffi errang Rang zwei, Franco kam auf dem dritten Platz ins Ziel.

Heute gehört ein perfekt restaurierter Maserati Tipo 6CM zur Sammlung der Panini Collection in Modena. Ab und zu lässt man das 1,5 Liter große Triebwerk an und lässt die Motorkraft über die vier Gänge die Hinterachse erreichen. Dank des geringen Leergewichts von nur 650 Kilogramm reichten die 175 PS für eine Höchstgeschwindigkeit je nach Getriebeübersetzung zwischen 210 und 230 km/h aus.

Bilder: Maserati