Iso Rivolta IR300

Die Marke Iso Rivolta genießt bis heute einen guten Ruf. Ursprünglich stellte die Firma Klimaanlagen und Kühlschränke her, sattelte in den 1950er Jahren jedoch auf den Automobilsektor um. Den Anfang machte die Iso Isetta, die vielen Lesern vermutlich als Lizenzprodukt aus bayerischer Produktion besser bekannt ist. Durch die Einnahmen aus diesem Lizenzvertrag konnte sich Firmengründer Renzo Rivolta seinen Traum vom eigenen Sportwagen erfüllen, den er gemeinsam mit dem ehemaligen Ferrari-Ingenieur Giotto Bizzarrini entwickelte und 1962 in Form des Iso Rivolta IR300 präsentierte. Streng genommen handelte es sich um ein sportliches Reisecoupé, einen Gran Turismo, der jedoch trotzdem für den Motorsport homologiert wurde. Dort kategorisierte man den Fünfsitzer allerdings als Tourenwagen ein. Für das Design zeichnete Giorgio Giugiaro während seiner Zeit bei Bertone verantwortlich. Dort erhielt man lediglich das Chassis mit 2,7 Metern Radstand und den Positionen von Motor, Getriebe und Aufhängungen als Vorlage, um eine atemberaubend schöne Karosserie zu gestalten.

Vorn kommen doppelte Querlenker mit unterschiedlicher Länge zum Einsatz, während die Hinterräder an einer De-Dion-Achse mit sogenanntem Watt-Gestänge und doppelten Längslenkern hängen. Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer rundum sorgen für hohen Fahrkomfort. Gleichzeitig ließ Renzo Rivolta einen leistungsstarken V8-Motor unter der vorderen Haube verbauen, den er aus dem Konzernregal von General Motors einkaufte. Das 5,4 Liter große Triebwerk steckte damals normalerweise in der Chevrolet Corvette und leistete im Iso Rivolta IR300 anfänglich 300 SAE-PS. Später folgte die Variante IR340 mit 340 SAE-PS. Die Kraftübertragung erfolgte jeweils über ein manuelles Viergang-Getriebe von BorgWarner. Laut Werksangaben gelang der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 8,4 (IR300) beziehungsweise 7,9 Sekunden (IR340), während die Höchstgeschwindigkeit 218 (IR300) oder 228 km/h (IR340) betrug.

Zwischen 1962 und 1970 entstanden insgesamt lediglich 792 Iso Rivolta IR300 und IR340. Zwischenzeitlich wechselte immer mal wieder die Verkaufsbezeichnung, wodurch der Wagen auch als Iso GT Coupé oder einfach nur als Iso Rivolta bekannt ist. 1968 lag der Neupreis bei 41.855 DM in Deutschland oder 44.900 SFr in der Schweiz. Heute sind gut erhaltene Exemplare im Bereich zwischen 45.000 und 70.000 € erhältlich, je nach individueller Vorgeschichte. Aufgrund der geringen Auflage kommen jedoch nur selten entsprechende Fahrzeuge auf den Markt.

Das Pariser Auktionshaus Artcurial kündigte für den 2. Mai die Versteigerung der Autosammlung aus dem Besitz von André Trigano an. Ob diese Veranstaltung stattfinden kann, bleibt angesichts der Corona-Pandemie noch abzuwarten. Dennoch findet sich im Auktionskatalog ein Iso Rivolta IR300 von 1966 in sehr gutem, leicht patinierten Zustand. Dieser Wagen hat eine durchaus interessante Vorgeschichte, wie André Trigano erzählt: „Der Iso gehörte einem berühmten Jockey, der eines nachts die Kontrolle über das Auto verlor und halb im Saint-Martin-Kanal landete. Ein lokaler Citroën-Händler zog ihn wieder heraus.“ Nach der Reparatur erwarb Trigano den Sportwagen 1978 und nutzte ihn anschließend lange als Alltagsauto. Vor der Wiederinbetriebnahme sollte ein neuer Besitzer allerdings einen größeren Service durchführen lassen, da der Iso in den letzten Jahren nur wenig bewegt wurde. Artcurial erwartet zwischen 45.000 und 65.000 € als Höchstgebot.

Bilder: Artcurial, Peter Singhof