Fiat 519S Torpedo Sport

Fiat blickt auf eine lange Markengeschichte seit 1899 zurück und produzierte in dieser Zeit diverse interessante Fahrzeuge, die inzwischen vielfach in Vergessenheit geraten sind. Ein Beispiel dafür ist die Baureihe 519, die zwischen 1922 und 1927 gefertigt wurde. Verschiedene Varianten wie der 519A mit schmalerem Kühlergrill, der 519B mit neu entwickelter Perrot-Betätigung der Vorderradbremsen, der 519C mit höhergelegtem Fahrwerk für ländliche Gebiete und der sportlichere 519S mit verkürztem Radstand boten Kunden eine Vielzahl von Möglichkeiten, um ihr passendes Auto zu konfigurieren. Wie damals üblich erfolgte der Aufbau einer Karosserie bei externen Firmen. Lediglich die Fahrgestelle inklusive des 4,76 Liter großen Reihensechszylindermotors mit 40 PS und dem manuellen Viergang-Getriebe sowie dem hydraulischen Bremssystem entstanden direkt bei Fiat. Von 2.411 gebauten Exemplaren existieren heute vermutlich lediglich rund 25 Stück, darunter nur ein einziger nachweislich echter 519S.

Dieses Fahrzeug entdeckte der Autosammler Hans Compter 2001 durch Zufall in einer Scheune in Australien. Aufgrund seiner Fachkenntnis konnte er direkt sehen, dass es sich um einen besonderen Fiat handelte, denn der V-förmige Kühlergrill in Kombination mit dem 3,3 Meter langen Radstand deuteten eindeutig auf einen 519S hin. Er kaufte den Wagen auf der Stelle und ließ ihn in seine Garage in Kauri in Neuseeland bringen. In den folgenden fünf Jahren restaurierten er, sein Sohn und ein Team von internationalen Experten den Oldtimer und entdeckten dabei, dass die Torpedo-Karosserie ein Original von Bertone mit der Karosserienummer 524 ist. Kopien von technischen Zeichnungen aus dem Fiat-Archiv in Turin halfen dabei, den Auslieferungszustand so gut wie möglich zu reproduzieren. Derweil ging der Kühlergrill zur Überarbeitung in die Niederlande zur Firma Blaak. Um das Aussehen zu komplettieren und zugleich möglichst guten Kontakt zur Straße aufbauen zu können, ließ Compter neue schmale Reifen im passenden Format anfertigen. Sie sitzen nun auf schwarz lackierten Speichenfelgen unter den ebenfalls schwarz lackierten ausladenden Kotflügeln, die sich gut von der dunkelroten Karosserie absetzen.

Innen bietet die Torpedo-Karosserie mit ihrem holzbelegten Bootsheck Platz für bis zu vier Personen auf mit rotem Leder bezogenen Sitzen. Bei schlechtem Wetter kann ein schwarzes Stoffverdeck montiert werden. Da es jedoch keinerlei Seitenscheiben gibt, ist man weiterhin den Elementen ausgesetzt. Theoretisch sind dennoch bis zu 127 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich – in einem Auto ohne ABS, Servolenkung, Servobremsunterstützung oder gar Sicherheitsgurten. Nach erfolgreicher Restaurierung untersuchten Experten von Fiat das Fahrzeug und zertifizierten es mit dem ‚Fiat Classiche Certificato di Origine‘, in dem zudem bestätigt wird, dass immer noch der originale Motor verbaut ist. Aktuell steht der Wagen zum Verkauf. Im Gesamtpaket ist dabei nicht nur eine umfangreiche Dokumentation der Restaurierung und das Echtheitszertifikat inkludiert, sondern zudem ein originaler Austauschmotor und ein zweites Getriebe.

Bilder: Worldwide Auctioneers