Ferrari 500 Superfast

In den frühen Jahren der Markengeschichte interessierte Enzo Ferrari eigentlich nur sein Motorsport-Engagement in Sportwagenrennen und der Formel 1. Dass er zur Finanzierung dieser Einsätze Straßensportwagen bauen und verkaufen musste, war quasi ein notwendiges Übel. Speziell der amerikanische Markt entwickelte sich dabei schnell zum wichtigsten Geschäftsbereich. Hier galt in den 1950ern noch der Spruch ‚win on sunday, sell on monday‘. Daher entwickelte Ferrari 1952 den 342 America als neues, komfortableres Topmodell mit verlängertem Radstand und dem großen, von Aurelio Lampredi weiterentwickelten V12-Triebwerk mit größerem Hubraum als Antrieb. Nach nur sechs Exemplaren folgte der Modellwechsel zum 375 America, dessen Motor von 4,1 auf 4,5 Liter vergrößert wurde, wodurch volle 300 PS bereitstanden. Erneut blieb die Produktion mit nur rund 13 Autos sehr überschaubar. Es folgten drei Serien des 410 Superamerica mit erneut vergrößertem Hubraum. Aus 4,9 Litern schöpften die Motorentechniker anfänglich 340, in der dritten Serie schließlich sogar 360 PS. Nach 36 Fahrzeugen wechselte man im Januar 1960 zum 400 Superamerica, der nun den kleineren Colombo-V12 mit vier Litern Hubraum und eine gänzlich neu entwickelte Plattform nutzte. Zudem wich Ferrari hier erstmals von der bisherigen Praxis ab, Modelle nach dem Hubraum eines einzelnen Zylinders zu benennen. Auf 23 Serie-1-Fahrzeuge folgten noch einmal 23 Exemplare der Serie 2 mit leicht verlängertem Radstand.

1964 erreichte die Reihe der Topmodelle für den amerikanischen Markt mit dem auf dem Genfer Autosalon präsentierten 500 Superfast ihren finalen Höhepunkt. Dank eines Radstands von 2,65 Metern bot der Wagen innen Platz für vier Personen. Außen kam Pininfarina zum Zuge. Das Designhaus hatte bereits auf Basis des Vorgängermodells ein Einzelstück namens Superfast vorgestellt und dieses im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt (Superfast II, Superfast III und Superfast IV). Diese Erkenntnisse flossen nun in die leicht verlängerte Karosserie des Ferrari 500 Superfast ein, wodurch deren Luftwiderstand sehr gering ausfiel. Um dies in noch bessere Fahrleistungen umsetzen zu können, erhielt der Zwölfzylindermotor eine Vergrößerung auf fünf Liter Hubraum, woraus 400 PS und 475 Newtonmeter Drehmoment resultierten. Damit erreichte der Wagen bis zu 280 km/h Höchstgeschwindigkeit. Von den 36 gebauten Exemplaren verließen acht das Werk in Maranello mit Rechtslenkung, woraus sich ablesen lässt, dass in der Zwischenzeit auch andere Märkte großvolumige Ferrari-Sportwagen anfragten. Aus diesem Grund stellte Ferrari 1966 die speziell für die USA entwickelten Baureihen ein und baute stattdessen Autos, die weltweit angeboten wurden.

Gooding & Co. kündigte für die jährliche Autoauktion in Scottsdale Mitte Januar 2020 einen Ferrari 500 Superfast an. Fahrgestellnummer 6305 ist das einzige Exemplar der Baureihe, das schwarz lackiert wurde. Auf den Erstbesitzer in Italien folgten diverse Autosammler in aller Welt, bis der Wagen in den USA ein langjähriges Zuhause fand. Hier erfolgte auch eine umfangreiche Motorrevision bei Motion Products Inc., einem preisgekrönten Restaurierungsbetrieb für Ferrari-Klassiker. Zudem erhielt dieses Fahrzeug eine Ferrari Classiche Zertifizierung, die auch bestätigt, dass der originale Motor und das originale Getriebe verbaut sind. Am 17. oder 18. Januar könnte dieser seltene Sportwagen einen neuen Besitzer finden.

Bilder: Gooding & Co.