Bugatti Typ 57 Cabriolet Gangloff

Beim Gedanken an Vorkriegsklassiker der Marke Bugatti, kommen zwei Modelle besonders häufig vor. Neben dem Typ 35, der zahllose Rennen gewonnen hat, ist es andererseits der Typ 57, der als Straßensportwagen in diversen Karosserievarianten Kunden begeisterte. Einer davon war der Werksrennfahrer Jean-Pierre Wimille, der im Alter von 26 Jahren 1934 zu Bugatti stieß und dort Willie Grover-Williams und Achille Varzi ersetzte. Zuvor hatte er bereits auf privater Basis Rennen gefahren, teilweise auch auf Bugatti. Als Werksfahrer erhielt er auch im Alltag den Status eines Markenbotschafters, der natürlich im Bugatti vorfuhr. Eines von mehreren Fahrzeugen, die er als Dienstwagen im Laufe der Jahre nutzte, steht nun über RM Sotheby’s in einer Online-Auktion zum Kauf bereit. Es handelt sich um den Typ 57 mit der Fahrgestellnummer 57731, dessen Chassis Ende 1938 bereits für den Modelljahrgang 1939 angefertigt und anschließend zum Karosseriebauer Gangloff in Colmar geschickt wurde.

Bei Gangloff arbeitete damals der talentierte Designer Lucien Schlatter, der für diesen Wagen eine Spezial-Cabriolet-Karosserie zeichnete. Dafür orientierte er sich optisch am geschlossenen Typ 57 Stelvio, der ebenfalls bei Gangloff entstand, fügte jedoch liebevoll neue Akzente ein. So steht die Windschutzscheibe steiler im Fahrtwind und es gibt nur auf der linken Fahrzeugseite ein Reserverad. Von anderen Typ-57-Modellen waren bereits die in die vorderen Kotflügel integrierten Scheinwerfer und die zweigeteilten vorderen Stoßstangen bekannt. Das Fahrzeug entstand bei Gangloff unter der Leitung eines Mitarbeiters namens Zubern und stand im Oktober 1938 bereits fertig auf den Speichenrädern. Bugatti entschied sich dafür, dieses Cabriolet mit zum Genfer Autosalon 1939 zu nehmen und dort auszustellen. Anschließend nutzte Jean-Pierre Wimille den Typ 57 als Dienstwagen, stellte ihn jedoch auch immer wieder dem Werk zu Vorführzwecken zur Verfügung.

Der genaue Verbleib des Fahrzeugs während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ist unklar. Markenexperte Kees Jansen fand jedoch heraus, dass im Jahr 1950 eine Wiederzulassung in Rouen stattfand. Knapp über zehn Jahre später gelangte das Auto über den Autohändler Paul Sac an den Gründer der italienischen Autozeitschrift ‚Quattroruote‘, Gianni Mazzocchi. In dessen umfangreicher Fahrzeugsammlung ‚Quattroruote Collection‘ überdauerte der Bugatti die folgenden 56 Jahre und erhielt eine Neulackierung in Schwarz und Elfenbeinweiß. Innen frischte man den Wagen mit dunkelgrünem Leder optisch auf. Bis heute steckt der originale Reihenachtzylindermotor unter der Haube. Seit 2016 steht der Bugatti wieder in einer französischen Autosammlung, wo eine Überholung der Vergaser, der Benzinpumpe, des Tanks und der Abgasanlage durchgeführt wurden. RM Sotheby’s erwartet nun einen Zuschlagspreis zwischen 750.000 und 850.000 €, wenn am 11. Juni virtuell die Auktion beendet wird.

Bilder: RM Sotheby’s, Remi Dargegen