Automotive Art 2 – Jaguar E-Type

Im zweiten Teil unserer Automotive Art Sektion haben wir den Jaguar E-Type beleuchtet.

Einige Leser werden sich wahrscheinlich noch an unser Interview mit dem Fotografen und Lichtkünstler Bill Pack im vergangenen Jahr erinnern. Einmal im Monat präsentieren wir nun seine Werke in unserer Automotive Art Sektion. Er möchte dabei das Design bestimmter Oldtimer gezielt hervorheben und seine Meinung durch seine ausdrucksstarken Bilder unterstreichen. Im Februar widmet er sich dem legendären Jaguar E-Type.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

Jaguar E-Type – gezeichnet von Malcolm Sayer

Malcom Sayer wurde am 21. Mai 1916 in Cromer/Norfolk geboren, mitten im Ersten Weltkrieg. Er machte eine Ausbildung zum Fahrzeugtechniker und wurde im Zweiten Weltkrieg Flugzeugmechaniker sowie später Automobil-Aerodynamiker. Im Jahr 1948 erkannte Malcolm die mathematische Beziehung zu Kurvenformen und Identität. Malcolm kam 1951 zu Jaguar und entwickelte dort das ikonische Trio, den C-Type, D-Type und E-Type. Jeder für sich ein Kunstwerk. Als der E-Type auf dem Genfer Salon im März 1961 enthüllt wurde, erklärte Enzo Ferrari ihn zum „schönsten Auto aller Zeiten.“ Zur gleichen Zeit schrieben viele Artikel, „die Schönheit seiner Entwürfe ist absolut zufällig. In aerodynamischen Regeln und Strömungen, waren diese Formen einfach ein glücklicher Zufall – sagen sie“, so Sam Sayer (Enkel von Malcolm).
„Malcolm Sayer formte den E-Type mit absolut reinen, geometrischen Linien. Er wurde nicht von Ästhetik getrieben,“ so Jaguars heutiger Designchef Ian Callum. Ich muss ihm da widersprechen. Ich würde behaupten, dass Malcolm sein Design aus ästhetischer Sicht geschaffen hat. Mathematik war zufällig sein Werkzeug und seine Sprache, um seine Vision zum Ausdruck zu bringen. Mathematik war sein Pinsel, mit dem er sich ausdrücken konnte. Genauso sehen Programmierer heute Bilder in dem, was sie in Computercode geschrieben haben. Mathematik war seine visuelle Palette. Sehen Sie sich dazu mal moderne Supersportwagen an, die nur anhand von mathematischen Gleichungen und Code am Computer entworfen werden. Ja, diese Fahrzeuge sind so aerodynamisch wie möglich gestaltet, aber ihnen fehlt die Seele. Nur ein Künstler kann in einem Objekt eine Seele erschaffen, wenn er es in der richtigen Reihenfolge formt und Funktionen anwendet. Es ist Malcolm’s Leidenschaft und Liebe zur Linie, die dem E-Type seine Seele gibt.
Warum? Weil es eine menschliche Emotion ist, die sich in einer Maschine widerspiegeln kann. Die Reflexion, die wir im E-Type sehen, ist Malcolm Sayer. Die Bilder, die ich erstellt habe, sind Bilder zum Spiegeln und unterstreichen das Design und die Kunst von Malcolm Sayer. Genießen Sie es.

Jaguar E-Type – Details – von Matthias Kierse

Am 15. März 1961 enthüllte Jaguar auf dem Genfer Autosalon mit dem E-Type eine konsequente Weiterentwicklung der bisher vor allem als Rennversionen erfolgreichen Sportwagen C-Type und D-Type. Erste Entwicklungen begannen bereits Mitte der 50er, wobei ein erster Prototyp 1958 von einer Motorsportjournalistin abgelichtet wurde. Der E-Type sollte sich nun mehr an Sportfahrer unter den Privatkunden richten und eigentlich nicht mehr im Rennsport eingesetzt werden. Nachdem das einzelne, in Genf gezeigte Fahrzeug am Premierentag bereits zum Publikumsliebling avancierte, beorderte man über Nacht ein zweites Auto aus Großbritannien auf Achse in die Schweiz.
Erstserienfahrzeuge erhielten bis 1964 den 3,8 Liter großen Reihensechszylindermotor aus dem XK150 mit rund 270 PS. Anschließend vergrößerte man den Hubraum auf 4,2 Liter, wobei die Leistung gleich blieb, aber das maximale Drehmoment von 353 auf 384 Newtonmeter anstieg. Neben den von Anfang an angebotenen Karosserieversionen Roadster und Coupé nahmen die Briten ab 1966 zusätzlich den 2+2 ins Programm auf, der einen längeren Radstand und zwei Notsitze im Fond aufwies und alternativ auch mit Dreigang-Automatik erhältlich war.
Veränderte Sicherheitsregularien für den US-Markt führten 1968 zu einer umfangreichen Modellpflege, die man als ‚Serie 2‘ betitelte. Vorn entfielen die Klarglasabdeckungen über den weiter nach vorn versetzten Scheinwerfern, dazwischen vergrößerte man die Kühleröffnung und verbaute zudem größere Zusatz- und Blinkleuchten unterhalb der Stoßstangenecken. Auch hinten wanderten die Rückleuchten unter die verchromte Stoßstange. Ab 1971 verbaute man einen neu entwickelten V12-Motor mit 5,3 Litern Hubraum im E-Type Serie 3. Insgesamt entstanden 72.536 Exemplare des E-Type, davon 15.508 mit dem ursprünglichen, 3,8 Liter großen Triebwerk und 15.293 mit dem großen V12. Frühe Fahrzeuge mit sauberer Historie kosten inzwischen über 300.000 €.

Bilder: © Bill Pack