Automotive Art 17 – Maserati Ghibli Spyder

Klassische offene Sportwagen aus Italien sind bis heute sehr beliebt. Der Maserati Ghibli Spyder ist ein seltener Vertreter der Gattung.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Zwischen 1968 und 1973 produzierte Maserati den wunderschönen Ghibli Spyder, den wir heute vorstellen werden.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

Maserati Ghibli Spyder – Gezeichnet von Giorgetto Giugiaro

Ghibli ist der Name eines heißen, trockenen Südwestwindes in der lybischen Wüste.

Giorgetto Giugiaro wurde am 7. August 1938 in Garessio (Italien) geboren, einer Stadt etwa 100 Kilometer südlich von Turin. Sein Vater und sein Großvater waren beide Ölmaler. Giorgetto entwickelte schon früh seine Leidenschaft für die Kunst.

Er studierte Kunst und Industriedesign in Turin. Anfänglich hatte er jedoch wenig Interesse an Automobildesign, bis einer seiner Professoren erwähnte, dass die Automobilindustrie ihn für seine künstlerischen Talente gut bezahlen würde.

Dieser Moment lenkte sein Leben in neue Bahnen, aber die Ablehnung scheint für die Innovatoren immer an erster Stelle zu stehen. Dies traf auch auf Giugiaro zu. Nach einer kurzen Anstellung bei Fiat war er sehr frustriert, da seine Entwürfe immer wieder abgelehnt wurden.

Er ließ sich jedoch nicht abschrecken und überreichte Nuccio Bertone im Alter von 18 oder 19 Jahren eine Probezeichnung. Nuccio kaufte diese Zeichnung und stellte Giugiaro ein. Diese Testzeichnung wurde der erste Giugiaro-Entwurf, der es in die Serienfertigung schaffte. Es war der Alfa Romeo 2000.

Giugiaro verließ Bertone nach sechs Jahren, um zu einem anderen italienischen Karosseriebauer zu wechseln, Ghia, wo er Autos für De Tomaso und Maserati entwarf. Seine Designkünste blühten weiter auf und er entwickelte den Ghibli aus seinem Geist heraus zu einem automobilen Juwel hochstilisierter Perfektion.

Giugiaro selbst beschrieb den Ghibli als „eine sehr markante, lange, flache Motorhaube, einen Kühlergrill über die gesamte Breite, aufklappbare Scheinwerfer, eine scharf abgewinkelte Windschutzscheibe, breite gedrungene Seitenlichter, die in einem vertikalen Segment endeten, und sehr saubere Flanken, obwohl die Karosserielinie viel Bewegung hatte“. Das Heck was sowohl aus Gründen der aerodynamischen Effizienz als auch aus funktionellen Gründen hoch (die beiden Kraftstofftanks liegen hinter der Hinterachse und haben einen stark erhöhten Hals).

Der Begriff ‚lebende Legende‘ ist eine Umschreibung. 1999 wurde Giugiaro zum einflussreichsten Autodesigner des 20. Jahrhunderts ernannt. Er erhielt die Ehrung der Global Automotive Elections Foundation als ‚Autodesigner des Jahrhunderts‘.

Giugiaros Linienführung hat sich im Laufe der Zeit bewährt. Sie haben uns auf eine Reise zu einem neuen Verständnis dessen geführt, was Design sein kann und sein sollte. Erforschen Sie die Linien in meiner Bildsprache und lernen Sie den jungen Giorgetto Giugiaro auf seiner Reise zum Autodesigner des Jahrhunderts kennen.

Maserati Ghibli Spyder – Details – von Matthias Kierse

Nachdem Maserati in den 1950er Jahren erst mit der Produktion von straßenzugelassenen Fahrzeugen begonnen hatte und sich dabei erst einmal auf nur eine Modellreihe konzentrierte, folgte in den 60ern ein wahres Modellfeuerwerk. Neben dem bis 1963 angebotenen 5000 GT und dem 3500 GT kamen der Sebring, der Mistral, der Quattroporte und der Mexico. Ende 1966 folgte als Krönung schließlich der Ghibli als zweisitziger Sportwagen mit V8-Motor und wunderschöner Coupé-Karosserie aus der Feder von Giorgetto Giugiaro. Es war sein erster Entwurf bei Ghia und konnte innerhalb von nur drei Monaten vom weißen Blatt Papier zum Prototyp realisiert werden.

Zwei Jahre nach der Markteinführung des Coupés erschien auch der Ghibli Spyder auf der Bildfläche. Während die Frontpartie ohne Veränderungen vom geschlossenen Modell übernommen wurde, zeichnete Giugiaro einen modifizierten oberen Heckbereich mit großer Kofferraumklappe und einer Metallabdeckung für das Stoffverdeck. Maserati bot ab Werk ein Hardtop für den Wintereinsatz an.

Anfänglich holte das V8-Triebwerk aus 4,7 Litern Hubraum eine Leistung zwischen 310 und 330 PS holte. Diese Spreizung resultiert nicht aus unterschiedlichen Ausführungen, sondern aus verschiedenen Leistungsmessungen. Um den Vorderbau des Ghibli möglichst flach gestalten zu können, verbaute Maserati eine Trockensumpfschmierung mit separatem Ölbehälter. Ab 1970 gab es alternativ den Ghibli SS 5000 mit einem Hubraum von 4,9 Litern und 335 PS Spitzenleistung. Als Coupé erreichte diese Version bis zu 270 km/h Höchstgeschwindigkeit. Neben dem serienmäßigen Fünfgang-Getriebe von ZF gab es ab 1968 eine Dreigang-Automatik von BorgWarner.

Der Spyder blieb ein seltenes Fahrzeug. Diese Variante macht lediglich ein Zehntel der Gesamtproduktion von 1.250 Maserati Ghibli aus. Entsprechend hochpreisig werden gut erhaltene Exemplare heutzutage gehandelt. So versteigerte RM Sotheby’s im vergangenen Jahr einen 4,7-Liter Spyder für £ 398.750 und 2018 ein Fahrzeug mit dem 4,9-Liter-Motor für 708.125 €.

Bilder: © by Bill Pack