Augen auf beim Oldtimerkauf

Sie planen aktuell die Anschaffung eines Klassikers? Gute Idee, aber bitte gehen Sie mit geschärften Sinnen und/oder in Expertenbegleitung an das Thema heran.

Oldtimer, Youngtimer und seltene Fahrzeuge mit Liebhaberwert erfreuen sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Dabei gibt es verschiedene Gründe einer solchen Anschaffung. Das reicht von reinem Investitionsdenken über einen lang gehegten (Kindheits-)Traum bis hin zur Liebe auf den ersten Gasstoß. Doch Vorsicht, nicht alles was in Internetinseraten oder auf Messen glänzt ist auch wirklich gut, und Sie wären bei weitem nicht der oder die Erste mit negativen Erfahrungen in der Folgezeit nach einem Kauf. Worauf sollte man also achten? An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen Leitfaden mit an die Hand geben, damit ihr Oldtimerkauf hoffentlich keine Kopfschmerzen im Nachgang auslöst.

Freude statt Kopfschmerzen – Hatte der Wagen einen Unfall?

Ein typisches Thema sind versteckte Mängel an der Technik oder verheimlichte Unfallschäden des Wagens. Dies kann schnell zu hohen Reparaturkosten führen oder das Wunschfahrzeug unter dem Strich sogar zu einem wirtschaftlichen Totalschaden werden lassen. Daher ist es durchaus ratsam, die Spaltmaße des Wagens genauso unter die Lupe zu nehmen, wie die inneren Bereiche des Motorraums und des Kofferraums (sofern einsehbar). Am besten eignet sich für eine umfangreiche Begutachtung eine Hebebühne und ein Lackdichtenmessgerät. Wenn der Verkäufer nichts zu verbergen hat, sollte er einer solchen Untersuchung nichts entgegenstellen. Auch versteckte Rostschäden sollte man versuchen vor dem Kauf zu finden.

Schwer zu sehen: Tachomanipulationen

Schwieriger nachzuweisen sind Manipulationen am Kilometerstand der Tachos. Hier können Profis schnell einmal etliche tausend Kilometer ‚unsichtbar‘ machen – zumindest auf den ersten Blick. Anhand der restlichen Gebrauchsspuren und in einigen seltenen Fällen auch anhand der Fahrzeugdokumente lassen sich derartige Fälschungen hin und wieder nachweisen, manchmal jedoch nur durch die geübten Augen eines Fachmannes. Wenn der Oldtimer restauriert wurde, sind Patina-Spuren allerdings zumeist entfernt worden.

Gestohlen oder nicht?

Kaum auf die Schnelle zu beantworten ist die Frage: Ist das begutachtete Fahrzeug eventuell irgendwann einmal irgendwo gestohlen worden? Nur mithilfe von Polizei und Abfragen im Internet lässt sich hier ein wenig mehr Sicherheit herstellen. Wenn die Schlagtiefe der Fahrgestellnummer vom Original abweicht oder eine andere Schriftart als die des jeweiligen Werkes auf der Typenplakette genutzt wurde, sollte man jedoch zumindest aufmerksam werden.

Original oder Nachbau?

Einige Automodelle sind so begehrt, dass es nahezu baugleiche Nachbauten gibt. Dies beginnt bei wenig akkuraten Repliken des Ferrari 250 GTO auf Basis von beispielsweise einem Datsun 260Z und geht bis zu feinst vorbereiteten Nachbauten auf originalgetreuer Basis, wie es sie vom Mercedes-Benz SSK, Porsche 911 Carrera 2.7 RS und einigen weiteren Fahrzeugen gibt. Während viele dieser Autos korrekterweise als ‚Recreation‘ oder ‚Umbau auf x-Spezifikation‘ angeboten werden, gibt es leider auch schwarze Schafe, die zum Teil sogar Fahrgestellnummern von länger nicht gesichteten Autos nutzen, um ihre Nachbauten ‚legal‘ zu machen. Spätestens wenn dann das Original doch in irgendeiner Garage wieder auftaucht und zugelassen werden soll, wird es schwierig.

Finger weg, wenn Besichtigung nicht ermöglicht wird

Anzeigen, bei denen das Fahrzeug angeblich weit weg im Ausland steht und eine Besichtigung damit unmöglich wird, sollte man direkt wieder schließen – auch wenn vielleicht die Augen tränen, weil es DAS Traumauto zu einem Traumpreis wäre. Was unglaublich klingt, ist es zumeist auch.

Vorsicht beim Geldtransfer

Nehmen wir einmal an, das von Ihnen begutachtete Fahrzeug ist nicht gefälscht, präsentiert sich in gutem Zustand und kann seine Historie anhand einer ordentlichen Dokumentation nahezu lückenlos nachweisen. Was kann dann noch schiefgehen? Immer noch einiges. Es beginnt bereits beim Geldtransfer zum Verkäufer. Auch hier tummeln sich diverse Betrüger, vom falschen Treuhand-Service über Verkäufer mit gefälschter Identität bis hin zu Kriminellen, die bei einer möglichen Bargeldübergabe auftauchen und sich unter Waffengewalt das Geld aushändigen lassen.

Transportfirma nicht als Treuhänder nutzen

Wenn Sie das Fahrzeug nicht persönlich nach Hause transportieren können, und auch eine Überführung auf eigener Achse ausfällt, kommt die Gefahr ins Spiel, an ein unseriöses Transportunternehmen zu geraten. Hier gilt vor allem, dass man die Finger von gebündelten Paketen lassen sollte, bei denen die Transportfirmen zeitgleich als Treuhänder mit Ihrem Geld hantieren wollen. Ebenso sollte man nach Firmen mit gutem Renommee suchen und nicht an der falschen Stelle ein paar Euros sparen.

Seriöse Gutachten sind gut, aber nicht das Bauchgefühl vernachlässigen

Wie sollten Sie also den Kauf angehen? Informieren Sie sich in Fachmagazinen und im Internet über Ihr Wunschmodell. Falls Sie selbst wenig Ahnung von Autos haben, suchen Sie dabei auch direkt nach einem entsprechenden Club oder einem Gutachter, der Sie zur Fahrzeugbesichtigung eventuell begleiten könnte. Lassen Sie sich keinesfalls unter Zeitdruck setzen, weder von sich selbst („Ich muss bis Ostern diesen Oldtimer haben.“) noch durch den Anbieter („da stehen schon zehn Leute für Schlange“). Ein Schnellschuss ist in den seltensten Fällen der bestmögliche Kauf. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl bei der Beurteilung des Verkäufers. Haben Sie Zweifel an der Seriosität, lieber Finger weg. Ein besseres Angebot kommt mit Sicherheit. Wenn vorhanden können Zustands- und Preisgutachten von seriösen Überwachungsorganisationen wie GTÜ, Dekra und TÜV durchaus weiterhelfen – allein in ihnen liegt jedoch nur die halbe Wahrheit.

Falls Sie Hilfe beim Kauf Ihres Traum-Oldtimers benötigen, können Sie sich auch gern an uns, das Team von SECRET CLASSICS wenden. Wir helfen Ihnen gern weiter und vermitteln Sie an passende Experten weiter. Durch unser erfahrenes, vertrauensvolles und internationales Netzwerk können wir Sie darüber hinaus ganz gezielt bei der Suche Ihres Traumklassikers unterstützen. Denn viele Fahrzeuge erscheinen nicht in der Öffentlichkeit und werden ausschließlich über direkte Kontakte gehandelt. Als Einzelperson den richtigen Zugang zu finden, ist dabei nicht einfach.

Hier noch einmal als Kurzzusammenfassung die Punkte, auf die Sie achten sollten:

  • Spaltmaße auf Gleichmäßigkeit kontrollieren
  • Untersuchung auf Unfallschäden
  • Lackdichte messen
  • sofern möglich Fahrzeug auf Hebebühne von unten begutachten
  • prüfen ob Abnutzungsspuren ungefähr zum Tachostand passen
  • möglicherweise bei der Polizei per Fahrgestellnummer abklären, ob Wagen gestohlen wurde
  • bei beliebten, seltenen Fahrzeugen von Fachmann/Gutachter klären lassen, ob der Wagen original oder ein Nachbau ist
  • Finger weg von Fahrzeugen, deren Standort im Ausland eine persönliche Besichtigung ausschließt
  • Vorsicht beim Geldtransfer zum Verkäufer, sichere Wege wählen oder bei Barbezahlung mit Begleitung anreisen
  • Transportfirmen nicht als Treuhand-Service einsetzen
  • dem eigenen Bauchgefühl bei der Beurteilung eines Verkäufers trauen
  • bei Unsicherheiten lieber die Hilfe von Experten hinzuziehen
  • niemals unter Zeitdruck setzen lassen

Kommen Sie gerne bei Fragen und Anregungen auf uns zu. Sie erreichen uns per eMail unter [email protected] oder [email protected].

Bilder: Matthias Kierse