Aston Martin DB2/4

Bereits seit 1913 produziert Aston Martin schnelle Sportwagen und feine Reisefahrzeuge als Coupés und Cabriolets sowie in seltenen Fällen auch als Limousine oder seit neuestem sogar SUVs. 40 Jahre nach der Firmengründung entwickelte man den DB2 zum 2+2-Sitzer weiter und benannte das im Oktober 1953 präsentierte Ergebnis DB2/4. Im Vergleich zum Vorgängermodell versetzte man zudem die Scheinwerfer, vergrößerte Stoßfänger und Windschutzscheibe und verbaute am Heck erstmalig eine große Kofferraumklappe. Neben dem ‚Saloon‘ genannten Coupé gab es eine Cabriolet-Variante. Bertone steuerte zudem einige zweisitzige Spider und ein eigenständiges Coupé-Exemplar bei. Anfänglich saß ein 2,6 Liter großer Reihensechszylindermotor mit 92 kW/125 PS unter der relativ langen Haube, der von Walter Owen Bentley ursprünglich für die Schwesterfirma Lagonda entwickelt worden war. Ab 1954 erhielt dieser eine Hubraumerhöhung auf 2,9 Liter (in der Literatur häufig auf glatte drei Liter aufgerundet, de facto waren es 2.922 Kubikzentimeter) und damit einhergehend eine Leistungssteigerung auf 103 kW/140 PS, was für 192 km/h Höchstgeschwindigkeit ausreichte.

Drei Modellserien bis 1959

Nach 565 Exemplaren stellte Aston Martin 1955 die Produktion auf den DB2/4 Mark II mit kleineren Heckflossen, neuen Rücklichtern und mehr Chrom-Dekor um. Neben dem Saloon und dem Cabriolet gab es nun auch wieder ein zweisitziges Coupé ab Werk, von dem jedoch nur 30 Stück entstanden sind. Das Triebwerk erstarkte durch größere Ventile auf 121 kW/165 PS. Drei DB2/4 Mark II gingen an Touring in Italien und erhielten Spider-Karosserien. Von dieser zweiten Modellgeneration liefen insgesamt nur 199 Fahrzeuge vom Band, bevor Aston Martin die Weiterentwicklung DB2/4 Mark III (oftmals nur DB Mark III genannt) ab 1957 zu den Händlern schickte. Dieser erhielt eine neu gestaltete Frontpartie mit flacherem Kühlergrill, ein modifiziertes Armaturenbrett und eine nochmals veränderte Heckansicht mit Rückleuchten vom Humber Hawk. Optional gab es neben einem Schaltgetriebe mit Overdrive nun auch erstmals ein Automatikgetriebe. Zudem konnten auf Wunsch Scheibenbremsen montiert werden, die ab dem 101. von 551 gebauten Exemplaren zur Serienausstattung wurden. Neben der Standardmotorisierung vom DB2/4 Mark II bot Aston Martin die Möglichkeit einer Sportabgasanlage mit Leistungssteigerung auf 131 kW/178 PS sowie die beiden Hochleistungsmotoren DBD (132 kW/180 PS) und DBB (143 kW/195 PS) an.

Im Gegensatz zum Aston Martin DB5, der durch James Bond immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird, ist der DB2/4 ein weniger bekanntes Modell aus der Markengeschichte. Allerdings hätte eigentlich dieser Sportwagen zu Filmehren in den Händen des berühmtesten Spezialagenten der Welt kommen müssen, wenn die originalen Bücher von Ian Fleming akkurat umgesetzt worden wären. Dort wechselte James Bond von einem Vorkriegs-Bentley auf einen „Aston Martin DB III“, was eine leicht verfälschte Bezeichnung für den DB2/4 Mark III ist. Dieser Wagen erhielt zudem als einziger Dienstwagen in den Büchern eine „Spezialausstattung“. Zu Filmehren kam der DB2/4 trotzdem, da er in ein paar Szenen von Alfred Hitchcocks ‚Die Vögel‘ auftaucht.

Aus königlichem Vorbesitz

Derweil fand der Aston Martin DB2/4 jedoch großen Gefallen bei Berühmtheiten bis hin zu gekrönten Häuptern. Im Februar 1955 lieferte der belgische Importeur Mannes ein Fahrzeug im Farbton ‚Imperial Crimson‘ mit beigefarbenem Connolly-Leder im Interieur an das belgische Königshaus aus. Baudouin, König der Belgier, übernahm das Auto gemeinsam mit seinem Bruder, dem späteren König Albert II. Interessanterweise zeigen die Fotos der Auslieferung französische Diplomatenkennzeichen am Aston Martin, die vermutlich aus Sicherheitsgründen genutzt wurden. Zwischen 2001 und 2008 ließ ein nachfolgender Besitzer das Coupé umfangreich restaurieren und 2011 schließlich durch Bonhams in Paris versteigern. Dort erwarb der heutige deutsche Besitzer das Auto. Er ließ den DB2/4 regelmäßig warten und gönnte ihm auch längere Ausfahrten, beispielsweise zum Zoute Concours d’Elegance und zurück. Rund 1.000 Kilometer, die der Wagen problemlos zurücklegte. Nun versteigert Bonhams den Aston Martin DB2/4 erneut beim ‚The Zoute Sale‘ am 11. Oktober. Dabei erwartet man einen Zuschlagspreis zwischen 250.000 und 300.000 €.

Bilder: Bonhams