Arc Vector

Kennen Sie Arc Vehicle? Keine Angst, die Marke war uns bisher auch unbekannt. Ab Ende 2020 möchte dieses Start-Up-Unternehmen aus Südwales jedoch das technisch fortgeschrittenste Motorrad der Welt anbieten. Hierfür entsteht aktuell eine neue Fertigungsstätte in St Athan, also in nächster Nachbarschaft zum neuen Werk, in dem Aston Martin zukünftig Elektroautos bauen wird. Erstmals angekündigt hatte Arc die neue Maschine Vector im vergangenen November auf der EICMA Motorradmesse in Mailand. Inzwischen laufen bereits die ersten Prototypen im intensiven Fahrversuch. Arc Vehicle gehört zu den wenigen Herstellern weltweit, die eine eigene Carbon-Vorderradschwinge entwickelt haben. Als Kooperationspartner holte man sich dafür die aus der MotoGP bekannte Zuliefererfirma Riba dazu. Für den restlichen Aufbau des Motorrads kommt ebenfalls Kohlefaser zum Einsatz, kombiniert mit Luftfahrt-Aluminium, Leichtmetall-Legierungen und einigen Details aus Kupfer. Insgesamt beträgt das Trockengewicht nur 220 Kilogramm.

Dies ist besonders unter einem Gesichtspunkt bemerkenswert: Dieser moderne Café Racer wird komplett elektrisch betrieben. Im Carbon Monocoque zwischen den Beinen des Piloten sind sowohl die Akkus als auch der Elektromotor als tragende Bauteile untergebracht. Letzterer arbeitet mit 399 Volt und leistet 99 kW/135 PS und 148 Newtonmeter Drehmoment. Aus dem Stand geht es in drei Sekunden auf 96 km/h (60 mph) und bei Bedarf weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h. Als Reichweite mit vollen Akkus nennt Arc 270 Meilen (rund 435 Kilometer). Aufgrund des elektrischen Antriebs verzichtet man auf ein Getriebe, verbaut aber eine Traktionskontrolle, ein ABS und ein innovatives Head-Up-Display sowie einen Tempomat.

Aktuell durchläuft der Arc Vector die Fahrerprobung, wobei vor allem Teststrecken und alte Flughäfen in den britischen Midlands genutzt werden. Bei diesen Tests sollen vor allem Kinderkrankheiten mit der Vorderradgabel ausgemerzt werden, die im Gegensatz zu gängigen Systemen nicht von oben, sondern von hinten ins Vorderrad fasst. Arc-Chef und -Gründer Mark Truman sagt dazu: „Das System, das wir entwickelt haben, gibt dem Motorrad eine gute Kontrollierbarkeit bei geringen Geschwindigkeiten. Es gibt eine handvoll anderer Hersteller, die nabenzentrierte Lenkungen in der Vergangenheit implementiert haben, jedoch immer mit einem Anti-Eintauch-System verbunden. Motorradfahrer wollen aber, dass ihr Fahrzeug beim Bremsen eintaucht, daran sind sie gewohnt. Für die Vector haben wir daher ein System entwickelt, das alle Vorzüge der nabenzentrierten Lenkung mit dem Gefühl einer klassischen Gabellenkung zusammenbringt. Als Vorteil erhalten wir eine hohe Steifigkeit, die einen hohen Lenkachsenwinkel und ein Chassis, das schnelle Richtungswechsel und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten zulässt, ermöglicht. Was wir entwickelt haben, ist das Beste aus beiden Welten ohne negative Punkte.“

Die Markteinführung der Arc Vector ist für Ende 2020 geplant. Bereits jetzt können sich Interessenten für die limitierte Produktion von 399 durchnummerierten und nach Reihenfolge gefertigten Elektromotorräder registrieren lassen. Der Grundpreis soll bei £ 90.000 liegen (rund 100.985 €).

Bilder: Arc Vehicle