Alfa Romeo 6C 1750 SS Projekt

Klassische Sportwagen von Alfa Romeo steigen aktuell stark im Wert. Speziell Fahrzeuge, die unter Enzo Ferrari im damaligen Werksrennteam im Motorsport erfolgreich waren, erfreuen sich großer Beliebtheit. Kein Wunder, nahmen bei der Mille Miglia 1929 doch immerhin 13 Exemplare des 6C 1750 SS teil, von denen acht das Ziel erreichten. Sieben davon fanden sich unter den Top Ten, wobei auch der Gesamtsieg und der dritte Platz an Alfa Romeo gingen. Sollte jedoch ein straßenzugelassener Sportwagen mit prominentem Vorbesitzer auftauchen, ist der Wert sicherlich nicht geringer. Doch nicht alle Fahrzeuge überstanden die Zeit unbeschadet und unverändert. Ein entsprechendes Beispiel rollte jüngst in die Werkstatt vom Restaurierungsprofi Thornley Kelham in Großbritannien. Es handelt sich um einen Alfa Romeo 6C 1750 SS der dritten Bauserie mit der Fahrgestellnummer 6C0312898. Genau dieses Fahrzeug lieferte der italienische Autohersteller am 13. Januar 1930 an Benito Mussolini, den damaligen Präsidenten Italiens aus. Der Neupreis betrug laut originalen, bis heute erhaltenen Dokumenten exakt 60.000 Lire. Der ‚Duce‘, wie Mussolini genannt wurde, ist auf zeitgenössischen Bildern am Steuer dieses Wagens zu sehen.

In der damaligen Zeit stellte Alfa Romeo lediglich rollfähige Chassis mit Motor und Getriebe her, die anschließend zu Karosseriebauern in der Umgebung geschickt wurden. Am häufigsten verlangten die Kunden nach Zagato-Aufbauten. Mussolini entschied sich jedoch für eine Karosserie von Stabilimenti Farina. Er behielt dieses Alfa Romeo bis 1937 und verkaufte ihn dann an Renato Tigillo, der im gleichen Jahr nach Eritrea auswanderte und den Sportwagen dorthin mitnahm. Eritrea war zu diesem Zeitpunkt eine italienische Kolonie, in die viele junge Italiener mit ihren Sportwagen auswanderten und dort auf Straßenkursen und an Bergen Rennen fuhren. Dort veränderte man die Karosserie dieses 6C 1750 SS umfangreich weg vom straßenzugelassenen Sportwagen und hin zu einem Rennwagen im Stil damaliger Monoposti, allerdings hier weiterhin mit zwei Sitzplätzen. Vom ursprünglichen Farina-Aufbau blieb dabei wenig übrig. Im Laufe der Jahre fanden weitere Veränderungen inklusive der Integrierung eines anderen Kühlergrills statt.

Wann genau der Wagen Eritrea mit Ziel USA verließ, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Dort konnte das Team von Thornley Kelham ihn jedoch erstmalig in Augenschein nehmen. Dabei fielen die diversen optischen Veränderungen ebenso ins Auge, wie das originale Getriebe und die originale Hinterachse die immer noch im kaum modifizierten Rahmen stecken. Der aktuelle Besitzer beauftrage Thornley Kelham mit einer umfangreichen Restaurierung, die diesen 6C in seinen Auslieferungsstatus mit Farina-Karosserie zurückführen soll. Hierfür werden mehrere tausend Arbeitsstunden veranschlagt, die erst einmal mit Recherchearbeiten begannen. Dabei fand man sowohl Bildmaterial als auch ein Video der ‚Il Radio Auto-Raduno‘-Rallye, bei der Mussolini das Feld für den Abschnitt zwischen Rom und Ostia anführte. Dieses Material hilft dem Team nun dabei, die originale Optik wiederherzustellen.

Bilder: Thornley Kelham, Ashley Border, Archivio Luce