90 Jahre Renault Reinastella

Denkt man heutzutage an die französische Automarke Renault, so hat man entweder brave Familienfahrzeuge oder Elektroautos vor Augen. Dass Renault früher mal zu den absolut großen Namen auch in der automobilen Oberklasse gehörte, ist fast vollständig in Vergessenheit geraten. Speziell für diesen Zweck entwickelte man zwischen den beiden Weltkriegen erstmals ein Reihen-Achtzylinder-Triebwerk, um das herum man ein Leiterrahmenchassis aufbaute. Dieses debütierte unter dem Namen Reinahuit auf dem Pariser Autosalon 1928, ging im Jahr darauf allerdings als Reinastella in Serienfertigung. Intern erhielt das Modell den Code RM. Ab Werk wurden fünf unterschiedliche Karosserieformen angeboten. Neben der normalen Limousine gab es eine Pullman-Limousine mit acht Sitzplätzen (wahlweise auch als Landaulet mit Cabriodach über dem Fond), ein Coupé, ein kompaktes Cabriolet mit drei Sitzen und ein großes Cabriolet mit sechs Sitzen. Dabei verließ man sich auf Karosseriebauer wie Kellner, Binder oder Weymann. Möglich machte dies der Radstand von 3,71 Metern und die Gesamtlänge von 5,60 Metern, womit der Reinastella eines der längsten jemals in Europa serienmäßig produzierten Autos ist.

Unter der sehr langen Motorhaube verbirgt sich das bereits angesprochene Achtzylinder-Aggregat mit 7,125 Litern Hubraum und 110 PS. Diese für damalige Verhältnisse überdurchschnittliche Leistung musste rund 2,7 Tonnen Gewicht bewegen. Davon entfallen allein rund 1,8 Tonnen auf das fahrbereite Chassis ohne Karosserie. Dennoch lag die Höchstgeschwindigkeit bei bis zu 135 km/h. Im letzten Modelljahr 1933 stieg die Motorleistung auf 130 PS an. Ab Ende 1929 bot Renault parallel den Nervastella mit einem 4,24 Liter großen Achtzylindermotor an. Bis 1939 vergrößerte man dessen Hubraum auf 5,4 Liter im Suprastella. Für den Reinastella verlangten Renault-Händler 1929 in Frankreich je nach Ausführung zwischen 120.000 und 180.000 Francs. Heute wird dieses großartige Oberklassefahrzeug nur selten angeboten. Die besten Chancen ergeben sich dabei innerhalb von Frankreich.

Bilder: Renault