70 Jahre Ferrari 195

Enzo Ferrari hat es geschafft aufgrund der von ihm gegründeten Sportwagenmarke Weltruhm zu erlangen und auch lange nach seinem Tod noch erfurchtsvoll betrachtet zu werden. Den Grundstein zu diesem Ruf legte er bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Leiter der Motorsportabteilung bei Alfa Romeo. Doch erst seine eigenen Produkte, vertrieben unter seinem Nachnamen, sorgten für endgültige Furore. 1950 erschien bereits das vierte neue Modell der 1938 begründeten Marke Ferrari, die 1947 erstmalig ein eigenständiges Auto auf die Räder stellte. Mit dem 195 beerbte man den 166 und setzte eine Tradition fort, die lange Zeit typisch für die italienische Marke war. Enzo liebte Motorsport und sah die parallel zu den Rennwagen produzierten Straßensportwagen eher als schmückendes Beiwerk, das nötig war, um die Motorsporteinsätze zu finanzieren. Daher erhielten die Fahrzeuge mit Straßenzulassung bei ihm auch grundsätzlich die ungeraden Fahrgestellnummern, während Rennfahrzeuge gerade Nummern zeigten.

Als Straßenversion trug der 195 die Zusatzbezeichnung ‚Inter‘, die es bereits beim Vorgängermodell gab. Bis zum Herbst 1951, als auf dem Pariser Autosalon der Nachfolger 212 debütierte, entstanden bei Ferrari 28 Fahrgestelle. Diese erhielten den auf 2,5 Meter verlängerten Radstand, den bereits die finalen 166er aufzeigten. Damals unterhielt die Sportwagenmarke noch keine eigene Karosserieabteilung, weshalb die Aufbauten bei Carrozzeria Vignale nach Entwürfen von Giovanni Michelotti (13 Stück), Carrozzeria Ghia unter dem damaligen Chefdesigner Felice Mario Boano (10 Stück), Carrozzeria Touring (3 Stück) sowie je ein Einzelstück bei Carrozzeria Motto und beim Schweizer Karosseriebauer Ghia-Aigle. Bei den Rennsportversionen verhielt es sich indes etwas anders. Vier Privatfahrer ließen ihre 166 MM im Werk mit dem größeren Triebwerk und weiteren Modifikationen auf den neuen Stand aufrüsten. Zusätzlich entstanden vermutlich lediglich drei komplett neue 195 Sport.

Angetrieben wird der Ferrari 195 durch eine weiterentwickelte Variante des berühmten Colombo-V12-Motors mit nun 2.341 Kubikzentimetern Hubraum. Dies ergibt pro Zylinder aufgerundet 195 Kubikzentimeter und damit die Modellbenennung. In der Straßenversion bringt es dieses Triebwerk auf 99 kW/135 PS bei 7.000 U/min. Für den Wettbewerbseinsatz erhöhten die Ferrari-Techniker diesen Wert unter anderem durch eine Anhebung der Höchstdrehzahl auf 7.200 U/min und die Verwendung von Dreifachvergasern auf 125 kW/170 PS. Dies waren beachtliche Daten für die frühen 1950er Jahre und reichten aus, um 1950 die Mille Miglia, die Coppa della Toscana, ein 3-Stunden-Sportwagenrennen in Rom namens ‚Notturne della Caracalla‘ sowie den Giro delle Calabria siegreich beenden zu können. Bei der Targa Florio und den 24 Stunden von Le Mans fielen jedoch alle eingesetzten Ferrari 195 aus.

Je nach Vorgeschichte und Aufbau erzielen die wenigen Exemplare des Ferrari 195 heute relativ unterschiedliche Preise. So versteigerte beispielsweise das renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s 2018 ein Ghia Coupé für 590.000 €, erzielte jedoch 2017 für ein Touring Coupé 900.000 €. Ein bei der Rallye Liege-Rome-Liege 1957 eingesetzter 195 Inter mit zweifarbiger Ghia-Karosserie blieb hingegen 2015 bei einer Auktion an der Villa Erba in Italien stehen. Die seltenen Rennversionen namens 195 Sport (oder 195 S in manchen Quellen) erzielen, wenn sie mal auf den Markt kommen, inzwischen siebenstellige Summen.

Bilder: Ferrari