50 Jahre Opel Ascona

Opel Ascona – dieses Fahrzeug der Mittelklasse dürften viele Leser noch aus dem täglichen europäischen Straßenbild kennen, wo es jedoch seit den späten 1990er Jahren immer seltener geworden ist. Sein Modellname stammt von einem Ort am Lago Maggiore im italienischsprachigen Teil der Schweiz und hat bei Opel eine viel längere Tradition als die in der Überschrift beschriebenen 50 Jahre. Ende der 1950er Jahre gab es speziell für den Schweizer Markt ein Sondermodell des Rekord P1 als Ascona, gefolgt von einer besonderen Ausstattungsvariante ‚Ascona‘ des Kadett B, die es ebenfalls ausschließlich in der Schweiz zu kaufen gab. In ganz Europa rückte der Name jedoch erst im November 1970 ins Bewusstsein, als Opel die Limousinenversion des ‚Projekt 1450‘ auf dem Turiner Autosalon präsentierte. Zwei Monate zuvor hatte man den Manta als sportliches Coupé der gleichen Baureihe in Timmendorfer Strand gezeigt. Die Limousine hätte ursprünglich zum neuen Kadett C (dritte Modellgeneration) werden sollen, geriet jedoch deutlich größer und erhielt daher einen eigenständigen Platz in der Modellpalette zwischen Kadett und Rekord zugewiesen. Neben den Limousinen mit zwei oder vier Türen rollte direkt zum Marktstart auch eine dreitürige Kombiversion zu den Händlern, die je nach Ausstattung ‚CarAVan‘ oder ‚Voyage‘ hieß. Die Produktion im Werk Bochum begann bereits kurz vor der Weltpremiere, wodurch Kundenbestellungen schnell abgearbeitet werden konnten.

Charles ‚Chuck‘ Jordan, damals Chefdesigner von General Motors, gelang beim Opel Ascona A ein schnörkelloses und elegantes Außendesign, das den Geschmack der Käufer direkt traf. Vorn gab es runde Scheinwerfer, die in fast quadratischen Aluminium-Umrandungen saßen. Zwischen ihnen befand sich ein Aluminium-Kühlergrill mit zentral platziertem Opel-Logo. Eine schmale diagonale Fläche oberhalb leitete zur Motorhaube über. Glatte Flächen mit einer leichten Blechfalz als Gürtellinie und ein wenig ausgestellten Kotflügelkanten sorgten für eine sehr gefällige Seitenansicht. Die Gürtellinie erhielt je nach Modellvariante aufgeklebte Streifen oder sogar Chromzierrat. Bereits im August 1971 erhielten alle Modelle schwarz abgesetzte Scheinwerfereinfassungen und schwarz lackierte Streben im Kühlergrill mit unlackiertem Mittelsteg. Zwei Jahre darauf erfolgte eine Modellpflegemaßnahme, durch die der Mittelsteg im nun aus Kunststoff gefertigten Grill entfiel. Zudem gab es nun eckige statt runde Außenspiegel sowie ein modifiziertes Armaturenbrett mit veränderter Schalteranordnung. Die Serienausstattung umfasste nun erstmals Dreipunktsicherheitsgurte vorne.

Im Laufe der Produktionszeit gab es den Ascona A mit vier unterschiedlichen Motorisierungen. Zur Premiere hatten die Kunden die Wahl zwischen dem Ascona 16 N mit 50 kW/68 PS aus 1,6 Litern Hubraum oder dem Ascona 16 S, der aus gleichem Hubraum 59 kW/80 PS schöpfte. Im März 1971 kam der Ascona SR hinzu, der als Topmodell 66 kW/90 PS aus 1,9 Litern Hubraum holte und durch Ausstattungsumfänge wie Stahlfelgen ohne Radkappen, ein verchromtes Auspuffendrohr, doppelte Streifen an der Flanke, Drehzahlmesser, Zusatzinstrumente, Holzdekor und Sportlenkrad möglichst sportlich wirken sollte. Auf dieser Basis entstanden zahlreiche Fahrzeuge für den Rallyesport, wobei speziell die von Irmscher umgebauten und verbreiterten Autos Berühmtheit erlangten. Bekanntester Fahrer eines solchen 206-PS-Wagens dürfte dabei ein gewisser Walter Röhrl gewesen sein, der mit einem Ascona A 1974 Rallye-Europameister wurde. Als Einstiegsmotorisierung kam im März 1972 schließlich noch der Ascona 12 S hinzu, bei dem aus 1,2 Liter Hubraum immerhin 44 kW/60 PS gekitzelt wurden. Durch die Verschärfung des Benzinbleigesetzes Anfang 1975 mussten alle Hersteller ihre Motoren anpassen, um mit weniger Bleizusatz im Benzin klarzukommen. Opel reduzierte daher die Leistung im 16 N auf 44 kW/60 PS, im 16 S auf 55 kW/75 PS und im 19 SR auf 65 kW/88 PS. Letztgenannter erhielt jedoch ab Juni 1975 durch den Einbau eines Fallstrom-Vergasers von Zenith wieder seine ursprünglichen 90 PS.

Im Juli 1975 endete die Produktion des Ascona A nach rund 690.000 produzierten Autos zugunsten des Nachfolgemodells Ascona B, das jedoch erst im September auf der IAA vorgestellt wurde und das letzte Modell auf der H-Plattform mit Hinterradantrieb aus dem GM-Baukasten blieb. Zeitgleich wechselte Opel auch beim Manta auf die zweite Generation. Nachdem die Kombiversion beim Vorgänger nur geringen Marktanteil hatte, entfiel diese Variante beim neuen Modell völlig. Die Limousinen entstanden nicht mehr ausschließlich in Bochum, sondern zusätzlich auch im neuen Werk im belgischen Antwerpen. In Großbritannien und Südafrika erhielten die Limousinen die Frontpartie des Manta B und wurden als Vauxhall Cavalier beziehungsweise Chevrolet Chevair angeboten. Im Laufe der Jahre gab es einige wilde Versionen des Ascona B, die teilweise gemeinsam mit der Tuningfirma Irmscher entstanden. Höhepunkt war der Ascona B 400, mit dem Walter Röhrl 1982 Rallye-Weltmeister wurde. Bereits im Jahr zuvor wechselte Opel den Ascona B nach über 1,5 Millionen Exemplaren durch den neuen Ascona C aus. Dieser verfügte erstmals in der Opel-Geschichte über Vorderradantrieb und taugte daher nicht mehr für Rallye-Einsätze. Zusätzlich zu den zwei- und viertürigen Limousinen nahm man ein fünftüriges Schrägheck ins Modellprogramm auf. Externe Karosseriebauer erstellten zudem auf Basis des Zweitürers einige Cabrio-Varianten, von denen es eine von Hammond & Thiede gebaute Version zeitweilig schaffte, bei deutschen Opel-Händlern angeboten zu werden. Einen Manta C gab es indes nicht mehr. Bis zum Oktober 1988 erfolgten zwei Facelifts, dann endete die Geschichte des Ascona nach mehr als 1,7 Millionen gebauten Ascona C zugunsten des komplett neu entwickelten Opel Vectra.

Bilder: Opel